Praktisch alle Sitzplätze waren am Sonntagmorgen im Dießener Marienmünster gefüllt. Zum vierten Fastensonntag „Laetare“ (das lateinische Wort für „freuen“ weist in der zweiten Hälfte der Fastenzeit schon auf die Osterfreude hin) war Bischof Dr. Bertram Meier nach Dießen zu einem Pontifikalamt gekommen, dessen Höhepunkt die Weihe eines neuen Zelebrationsaltars und eines Ambo war.
Rund 40 Jahre war im Dießener Marienmünster an einem Altar die Eucharistie gefeiert worden, der eigentlich den Ansprüchen des römisch-katholischen Ritus nicht genügte. Dazu diente ein Kredenztisch, der der Aufbewahrung der liturgischen Geräte dient und der auch nicht Bedingungen wie eine steinerne Tischplatte und eine bauliche Verbundenheit mit dem Kirchengebäude erfüllt.
Welche Bedeutung die Reliquien in einem Altar haben
Ein weiteres unverzichtbares Merkmal eines katholischen Altars sind Reliquien, also Gebeinsplitter von Heiligen, die darin gleichsam bestattet werden. Sie stellen nach katholischem Verständnis die Verbindung der Gläubigen zu den Heiligen, aber auch zu den Verstorbenen dar. Für den neuen Altar im Marienmünster wurden Reliquien der heiligen Hedwig, die aus der Familie der Dießen-Andechser stammt, und des Bistumsheiligen Ulrich verwendet.
Die beiden Heiligen schlugen in der Predigt von Bischof Bertram auch den Bogen zu den Lesungen des vierten Fastensonntags, der unter anderem in der Geschichte vom verlorenen Sohn die Versöhnung zum Thema hat. Hedwig sei die Schutzpatronin der deutsch-polnischen Versöhnung und Bischof Ulrich habe im 10. Jahrhundert unter anderem an der Versöhnung König Ottos I. mit seinem aufständischen Sohns Liudolf mitgewirkt.

Anschließend wurde der neue Altar geweiht: Zunächst wurden die Reliquien am Fuß des Altars bestattet. Danach besprengte Bischof Bertram den Altar mit Weihwasser als Symbol des Lebens, salbte ihn mit Chrisam als Sinnbild für Jesus Christus (Christus bedeutet „der Gesalbte“) und entzündete schließlich an fünf mit Kreuzen markierten Stellen auf der Altarplatte Weihrauch, der den christlichen Geist und die aufsteigenden Gebete veranschaulicht. Nachdem noch ein Altartuch ausgelegt und zwei Kerzen entzündet waren, konnte die erste Eucharistie gefeiert werden.

Für ein festliches Gepräge sorgte nicht nur der Weiheritus an sich, sondern auch die knapp 20 Fahnenabordnungen der weltlichen und kirchlichen Vereine, das Münsterorchester mit zwei Sätzen aus Georg Philipp Telemanns Trompetenkonzert in D-Dur und der Münsterchor mit der Motette „Locus iste“ von Anton Bruckner, zu Deutsch: „Dieser Ort ist von Gott geschaffen, ein unschätzbares Geheimnis, kein Fehl ist an ihm.“
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