„Zuhören, verstehen, gemeinsam gestalten – das ist unser Ansatz, um die Themen Klima- und Umweltschutz, gelebte Demokratie und nachhaltige Gestaltung in Herrsching voranzubringen“, erklärt Karin Casaretto, Vorsitzende des Vereins ProNatur Herrsching, bevor sie die Ergebnisse einer dreimonatigen Bürgerbefragung präsentiert. Die Beteiligung von fast zehn Prozent der Bevölkerung (966 Teilnehmer) hat unter den aktuell 17 Mitgliedern des aus einer Bürgerinitiative von Baumschützern erwachsenen Vereins für große Freude gesorgt – und für viel Motivation, dem in einigen Kommentaren geäußerten Wunsch nach mehr Sichtbarkeit zu entsprechen.
„Die Umgestaltung des Bahnhofs, der Erhalt der Bäume, mehr Transparenz, Nachhaltigkeit und Bürgerbeteiligung an demokratischen Prozessen: Wir wissen jetzt, was die Bürger wollen“, fasst die Vereinsmitbegründerin Ergebnisse (und Zweck) der Online-Umfrage zusammen. Seine diesbezüglichen Konzepte werde ProNatur weiter vorantreiben und sich auf dem Nachhaltigkeitsfest des Naturschutz- und Jugendzentrums in Wartaweil am 12. Juli mit einem Infostand zum Thema Wasser präsentieren. Eine Walk- und Talkreihe mit jugendlichen und erwachsenen Interessierten schwebt Casaretto ebenso vor wie das Fach „Klimaschutz“ am neuen Gymnasium Herrsching, das die Filmemacherin und Klimaschutzmanagerin gern selbst unterrichten würde.
Die Herrschinger wünschen sich den Erhalt von möglichst vielen Bäumen
Vor allem aber planen einige Vereinsmitglieder, sich bei den Kommunalwahlen im März 2026 für den Gemeinderat aufstellen zu lassen. Und zwar nicht mit einer gemeinsamen Liste, sondern parteiübergreifend, für die BGH, die SPD, die Grünen und vielleicht auch für die FDP. „So hoffen wir mehrheitlich präsent zu sein, um in der Gemeinde gut wirken zu können“, blickt die Vorsitzende in die Zukunft, besser gesagt in die nächste Legislaturperiode. Dann werde auch die derzeit auf Eis gelegte Baumschutzverordnung wieder ganz von vorne aufgerollt werden und der Kienbach im Bereich des Bahnhofs freigelegt werden. „Da bin ich mir sicher, das ist unsere Meinung“, zeigt sich Casaretto kämpferisch.
Bestärkt sieht sich der Verein nicht zuletzt dadurch, dass zu den am häufigsten beantworteten Fragen die Themen Baumschutz, Demokratie und die Neugestaltung des Bahnhofs zählten. Während sich mehr als 70 Prozent der Teilnehmer wünschten, „dass in Herrsching möglichst viele Bäume erhalten bleiben“, stimmten jeweils über 37 Prozent für eine Baumschutzverordnung „zum Schutz und Erhalt von Bäumen, beziehungsweise für eine Verordnung, bei der die Gemeinde die private Baumpflege, wenn nötig, übernimmt. Nachholbedarf attestierten die Teilnehmer den aktuellen demokratischen Entscheidern besonders bei der Interessensvertretung von Menschen mit geringerem Einkommen (37 Prozent klickten hier „schlecht“ oder „sehr schlecht“), von Jugendlichen und bezüglich der Bürgerbeteiligung (jeweils 34 Prozent urteilten mit „schlecht“ und „sehr schlecht“) sowie bei der Nachhaltigkeit getroffener Entscheidungen (35 Prozent).
Ein Wunsch der Herrschinger: Die Tiefgarage des neuen Herrschinger Gymnasiums außerhalb des Schulbetriebs zum gebührenpflichtigen Parkplatz machen
Für den Bahnhof wünschten sich mehr als 65 Prozent ein Kulturcafé sowie jeweils über die Hälfte einen Kiosk und ein Jugendcafé im Bahnwaggon. „Derzeit gibt es für junge Leute keinen Ort in Herrsching“, klagt Casaretto. Sobald das Gymnasium mit irgendwann 1000 Schülern in Betrieb gehe, steige aber nicht nur der Bedarf an Einrichtungen für die Jugend, sondern auch der an mehr Verkehrssicherheit im gesamten Ort. Mit 74 Prozent maximale Unterstützung fand die Idee, die Tiefgarage des Gymnasiums außerhalb des Schulbetriebs als gebührenpflichtigen Parkplatz, besonders für Touristen, zu nutzen. Die Ergebnisse aller neun Schwerpunkte, die sich auch um Erneuerbare Energien, das lokale Wärmenetz, mehr Schutz vor Klimawandel und den (Fahrrad-)Verkehr drehten, stehen auf www.pronaturherrsching.de.
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