
Beim Dießener Frauenbund schreibt das Leben die schönsten Geschichten

Dießener Frauenbund feiert Faschingspremiere im ausverkauften Traidtcasten. In die Sketche fließen auch gemeindliche Ereignisse mit ein. Warum der Pfarrer jetzt selber Theater spielen muss.
Mühelos gelang es dem Theaterteam des Katholischen Frauenbunds Dießen nach der Corona-Pause an alte Zeiten anzuknüpfen und sein Publikum im ausverkauften Traidtcasten zu begeistern. In 14 Stücken schlüpften Petra Bischeltsrieder, Margot Grötz, Petra Rauch, Diana Linke, Brigitte Haugg, Irmi Reitinger, Resi Gerum, Brigitte Preußer und Aurelia Schwaiger in die unterschiedlichsten Rollen, und auch Bürgermeisterin Sandra Perzul mischte wie eh und je mit, wenngleich auch in etwas weniger Rollen als vor ihrem Amt, das ihr Zeit, um die Texte zu lernen, nur noch nachts zulässt, wie sie im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt.
Mit dem Lied "I bin fidoi“" begrüßten die Damen im feschen Dirndl und begleitet von Hans Thiess am Akkordeon ihre Gäste und brachten sie gleich in Stimmung. Anders als in früheren Jahren hatten einige von ihnen die seltene Möglichkeit, sich zu verkleiden, genutzt und waren mit lustigen Kopfbedeckungen gekommen. Besondere Beachtung fand Gabriele Bernhard aus Fischen, die den Raddampfer "Dießen" aus Pappe angefertigt, bemalt und auf blauem Stoff befestigt hatte und auf dem Kopf trug, "um den Dießenern eine Freude zu machen", wie sie sagte.
Vom eingeschlafenen Eheleben bis zu Arzt- und Kirchenbesuchen ist alles dabei
Getreu dem Motto "Das Leben schreibt die besten Geschichten" kamen die kurzweiligen Stücke daher. Sich zu dick fühlen, das kennt wohl jede Frau und damit auch den Zustand, dass die Hosen zu kurz werden und der Bund kneift. Mit "In jeder Frau steckt ein Stück Hefe" besangen die Frauenbund-Damen denn auch den Lebenslauf der Frau, wenn die Hefe beginnt, aufzugehen. Ihr großes Spieltalent zeigte Diana Linke als Roswitha Feuchtgruber, Stammschülerin bei der Fahrschule "Zitterer und Nervlich", die ihren Fahrlehrer, als er sie an den toten Winkel erinnert, mit Sprüchen wie "Ich wusste gar nicht, dass der Herr Winkel tot ist", zum Wahnsinn treibt.
Petra Rauch glänzte im Stück "Alexa" als Abbild der digitalen Generation, das sich zufällig in ein analoges Bekleidungsgeschäft in Dießen verirrt und zuerst mal die Cookies akzeptieren will. "Kekse gibt's beim Kasprowicz", antwortet da schlagfertig Petra Bischeltsrieder. Ob eingeschlafenes eheliches Liebesleben, Arztbesuche oder der Kirchenbesuch, der weniger der Besinnung dient, als sich über andere Besucher oder die anstehenden Arbeiten Gedanken zu machen (Herrlich: Margot Grötz) – jeder Sketch kam gut beim Publikum an, das die mit Musik von Hans Thiess gefüllten Pausen nutzte, um zu Schunkeln und zu Ratschen. In "Aus’m Leben" drehte es sich um die Energiekrise und das sich verändernde Ernährungsverhalten, weg von der Milch, hin zu Ersatzprodukten ("Heutzutage bist du nichts, wenn du nicht eine Allergie hast!") Bei "Fleißige Handwerker" zeigten die Frauenbundlerin ihr koordinatives Talent, Sandra Perzul als Polizist gab die Kommandos.

Zusammen mit Diana Linke glänzte die Bürgermeisterin in "Undercover" als auf jugendlich getrimmte Mütter, die ihren Kindern in die Disco nachschleichen, um sie zu beobachten. Wer wissen will, wie es sich in D'schwang als Reingeschmeckter Urlaub machen lässt, findet im Stück "Hofcafé" die passende Antwort.
Der Dießener Diez steigt von seinem Pfahl herab
Bevor die Damen in die Rollen von Rockstars und Schlagersängern schlüpften und zum Ende der Veranstaltung noch mal alles gaben, stieg der Diez (Diana Linke) vom Pfahl herab, und es wurde aufs Korn genommen, was in Dießen die Gemüter bewegt. Dazu gehören die Sperrung der Mehrzweckhalle, die Randale am Bahnhof und die neuen Parkgebühren – "Da kann der Beichtzettel teuer werden, wenn du länger als zwei Stunden auf dem Kirchenparkplatz stehst!".

Dass sich Touristen künftig selber eine Brotzeit mitbringen müssen, weil Gaststätten "ganz zugemacht haben oder umgebaut werden", das Geländer in den Seeanlagen, das an Alcatraz erinnert, oder das Mysterienbild im Münster, das nicht mehr ausgefahren werden darf, weshalb der Pfarrer jetzt eben selber Theater spielen müsse – der Diez teilte in alle Richtungen aus und wollte sich gar ankleben gegen Gendergerechtigkeit – denn Dießen habe andere Probleme, als sich darüber aufregen zu müssen – ein Satz, der im Publikum volle Unterstützung fand. Geld gesammelt wurde auch, für den Altbürgermeister Kirsch, der sich mit seiner schmalen Pension keinen Friseur mehr leisten kann, und für Schuhe für den barfüßigen Gemeinderat Rieß.
Weitere Aufführungen des Dießener Frauenbunds finden am Samstag und Sonntag, jeweils ab 14 Uhr statt. Hierfür sind noch Karten erhältlich, die bei Petra Rauch täglich zwischen 14 und 18 Uhr unter der Telefonnummer 0176/55013443 bestellt werden können.
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