Jeden zweiten Montag im Monat ist in der Dießener „Filmwelt“ Zeit fürs „Grüne Kino“. Was wie immer in dieser Reihe bedeutet, dass wir die Vielfalt der Welt, ihre Schönheit und auch ihr Bedroht sein, auf der Leinwand in einem anderen Licht als in der schnöden Alltagsrealität zu sehen bekommen. Im jüngst gezeigten Streifen „Die Epoche des Menschen“ ging es jedoch ganz besonders apokalyptisch zu. In ästhetischen, wunderschönen Bildsequenzen wurde mehr oder weniger der Untergang der menschlichen Zivilisation vermittelt. So grandios einerseits wie gespenstisch auf der anderen Seite.
Nicht selten geht es bei den „Grünes Kino“-Beiträgen um schwer erträgliche Themen, oftmals aber auch mit den entsprechenden Initiativen von Aktivisten, die erstaunliche und ermutigende Veränderungen bewirkt haben. Und das im Übrigen seit 15 Jahren. Die in Utting ansässige Gerda Schlosser-Doliwa ist die Organisatorin der Reihe seit Tag Eins. Die gebürtige Oberpfälzerin, die seit 2010 in Utting ihr Zuhause gefunden hat, sieht sich in eigenen Worten als „Cineastin und vor allem als Vernetzerin und Klimaaktivistin.“
Heute arbeitet Gerda Schlosser-Doliwa als Psychotherapeutin
Los ging es mit der Reihe der Umtriebigen, die 40 Jahre lang als Ethiklehrerin an den Berufsschulen in Ingolstadt und Landsberg bis 2022 tätig war, und die zu dem bis heute in der eigenen Praxis als psychologische Psychotherapeutin arbeitet, mit Vorführungen und Rundgesprächen in ihren Privaträumen.
Der erste gezeigte Streifen trägt den Titel „Die 4. Revolution“ und beschäftigt sich mit Energie-Autonomie. Bald siedelte die Film-Enthusiastin für einige Veranstaltungen ins Uttinger „Pfarrheim“ um, dann in das gleichfalls dort ansässige „Bürgertreff 17&4“.

Das thematische Spektrum reicht von Dokumentationen über das Pflanzengift Glyphosat in der Nahrung, in den Ackerböden, gentechnisch verändertem Saatgut, über die notwendige Agrarwende, über die weltweit von Deutschland aus erfolgreich gezündete regenerative Energiegewinnung, die Energiewende weg vom Atomstrom und seinem teuren und gefährlichen Preis, bis hin zur Verkehrswende. „Die meisten der gezeigten Produktionen“, ist Schlosser-Doliwa überzeugt, „besitzen noch heute Relevanz, haben leider nichts an Brisanz verloren und man könnte sie auch jetzt, Jahre später wieder zeigen.“
Das „Grüne Kino Dießen“ bietet dem Publikum auch Raum sich auszutauschen
Nach den Sommerferien 2016 kam es zum Wechsel der Veranstaltungen in die Dießener „Kinowelt“, wo das „Grüne Kino“ bis heute beheimatet ist. Was gleichfalls gilt: Nach jedem Film gibt es für das Publikum die Möglichkeit, seine Gedanken über das gerade Gesehene im Gespräch miteinander auszutauschen, was für Gerda Schlosser-Doliwa, eine „psychologist-for-future“, besonders wichtig ist. Ach ja: „Neben aller Schwere der Fakten, die der eine oder andere Streifen vermittelt, werden aber meistens Filme mit Visionen, Utopien und konkreten gelungenen Projekten gezeigt, die als Impuls- und Ideen-Geber funktionieren“, ist sich Schlosser-Doliwa sicher.
Im „realen Leben“ ist das Energiebündel aus ganzer Überzeugung Mitstreiterin bei den Initiativen „Ammersee-for-Future“, sowie „Omas-for-future“. Letzteres ist die zweifache Mutter hauptsächlich wegen ihrer beiden Enkel. „Ich sehe es als meine ethische Pflicht, für eine lebenswerte Zukunft der Kinder zu sorgen. Ich möchte ihnen am Ende meines Lebens in die Augen schauen können, wenn sie fragen, `Oma, was hast du in dieser Zeit gemacht gegen die Bedrohung unserer Lebensgrundlagen und unserer Zukunft?“, meint sie entschlossen.
Übrigens beherbergt das „Grüne Kino“ absolut nicht ausschließlich bedrückende, gelegentlich apokalyptische Produktionen. Gerda Schlosser-Doliwas Liebling etwa ist „Worauf warten wir noch?“, in dem es um eine kleine Elsässer-Gemeinde geht, die das soziale Leben komplett auf Nachhaltigkeit und biologische Ausrichtung eingestellt hat. „Wenn das nicht Optimismus verbreitet, fällt mir auch nichts mehr ein“, meint die Organisatorin mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen.
Neben dem „Grünen Kino Dießen“ gibt es auch den „Grünen Salon“ als online-Diskussionsforum
Neben dem „Grünen Kino“ hat Schlosser-Doliwa auch den „Grünen Salon“ eingerichtet, der ausschließlich online zum Diskutieren einlädt. So kürzlich zum Thema „Im Zeitalter des Menschen – Zukunft wählen.“ Ganz besonders stolz ist Gerda Schlosser-Doliwa auf eine Veranstaltung des Jahres 2020 mit dem Motto „Revolution für das Klima“, bei welcher der viel diskutierte Baseler Wirtschaftsgeografie-Professor Christian Zeller zu seinen kontroversen Büchern Rede und Antwort stand. „Mit solchen Debatten verschafft man sich nicht nur Freunde“, weiß Schlosser-Doliwa, „aber ich bin ja eine Person, die gerne Neues positiv provoziert und herausfordert.“
Welche Filme beim „Grünen Kino“ in den nächsten Monaten gezeigt werden sollen, weiß Gerda bislang nicht. „Ich lasse mich gerne von der Gegenwart inspirieren. Und hoffe dann auf einen Streifen zu stoßen, der etwas zur aktuellen Situation beizutragen hat, aber eben aus einer konstruktiven, gesellschaftskritischen Perspektive. Mein Anspruch ist es, die Besucher stetig zum Nachdenken und auch gerne zum Vernetzen anzuregen. Mein Traum wäre eine Art „Klima-Bündnis-Ammersee“ anzuregen.“
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