Bis zum 23. Oktober 1975 war der kleine Staat Island im Hohen Norden Europas fest in männlicher Hand. Frauen waren bevorzugt Hausfrauen-Gattinnen bzw, wenn sie einer Arbeit nachgingen, verdienten sie wesentlich weniger als die männlichen Kollegen. Hausarbeit war reine Frauensache, die Erziehung der Kinder sowieso. Island war, mit anderen Worten, ein Vorzeige-Patriarchat. Dann kam der 24. Oktober 1975 und mit einem Mal war die Gesellschaft eine komplett andere. Die sogenannten „Rotstrümpfe“, bestehend aus einheimischen Frauen jeglichen Alters und jeglicher Herkunft, hatten die Schnauze gestrichen voll von der Herrschaft der Penis-Träger. Sie traten in Streik, obwohl der so nicht genannt werden durfte, um die konservative Damenwelt nicht in ihrem reaktionären Weltbild zu kompromittieren.
Also einigte man sich auf einen „Frauen-Ruhetag“. Und siehe da, über 90 Prozent des mit einem Mal „starken Geschlechts“ legten sowohl die Erwerbsarbeit als auch die Pflichten der Mütter für 24 Stunden komplett nieder. Sämtliche Drohungen der „echten Kerle“ nützten nichts - sie mussten sich zwangsweise um Haushalt, Kinderbetreuung und Organisation des schnöden Alltags kümmern. Für die Paschas aus dem Eis bis dato völlig undenkbar.
Island ist das Fleckchen Erde, das als „für die Frauen angenehmste“ beurteilt wird.
Der Streik-der-keiner-war zog einen Rattenschwanz der gesellschaftlichen Veränderungen nach sich. Knapp 50 Jahre später ist Island das Fleckchen Erde, das als „für die Frauen angenehmste“ beurteilt wird. Für gleiche Arbeit gibt es nahezu gleichen Lohn, beinahe ebenso viele Weiblein wie Männlein sind ins Parlament gewählt. 1980 wurde Vigdís Finnbogadóttir die erste Präsidentin Islands und hatte diesen Job 16 Jahre erfolgreich inne. Man sieht, was ein „freier Tag“ alles im geschlechtlichen Untereinander auslösen kann.
Verantwortlich für die Doku ist die renommierte isländische Regisseurin Hrafnhildur Gunnarsdóttir, die als gerade Elfjährige den heutzutage historischen Event live mitbekam. Auslöser für den kurzweiligen, charmanten und dabei aufschlussreichen Streifen war, dass Gunnarsdóttir von ihrer US-Kollegin Pamela Hogan angerufen und gebeten wurde, ihr bei Recherchen zum „Tag, an dem in Island die Frauen einen Tag frei hatten“ zur Seite zu gehen. Die Dame aus dem Eis stellte fest, dass es bislang keine Dokumentation zum Thema gab. Also legte sie selbst Hand an, um das Historische an diesem Event festzuhalten. Dank fürs Engagement: Der Streifen wurde mit diversen Preisen ausgezeichnet.
In der Dießener „Kinowelt“ lief dieses Stück Historie bislang nur am Samstag („Weltfrauentag“) und am Montag („Grünes Kino“). Weil die Nachfrage immens war, hat die Kinoleitung kurzfristig beschlossen, das Kleinod nochmal am Samstag, 15. März, (13:45 Uhr) und Sonntag, 16. März, (11 Uhr) zu zeigen. Unbedingt anschauen - egal ob Weiblein oder Männlein.
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