Herr Krenz, welche Bedeutung hat das Halten von Liquidität im Portfoliokontext?
PHILLIP KRENZ: Grundsätzlich ist es immer ratsam, einen Teil des Portfolios als Liquidität zu halten. Wir nutzen solche liquiden Mittel dann zum Beispiel, um bei einem starken Kurseinbruch nachzukaufen oder um Opportunitäten am Markt zu nutzen. Wovon ich eher abrate, ist das Markttiming, also zu versuchen, den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu finden. Denn das ist schwierig bis unmöglich. Außerdem kostet das ständige Kaufen und Verkaufen Gebühren und das zehrt an der Rendite.
Kaufen Anleger denn bei Kursrückgängen nach?
KRENZ: Beim jüngsten Kurseinbruch haben wir das stückchenweise vereinzelt getan.
Wie hoch sollte der Liquiditätsanteil generell sein?
KRENZ: Grundsätzlich empfehlen wir, liquide Mittel im mittleren einstelligen Prozentbereich zu halten. Allerdings kommt es auf den einzelnen Anleger an. Manche sind sehr erfahren und können Rücksetzer und vorübergehende Verluste am Aktienmarkt gut aushalten und somit zu 100 Prozent investiert sein. Wer dagegen nachts bei Verlusten nicht schlafen kann, dem empfehlen wir, einen höheren Anteil des Portfolios in liquiden Mitteln zu halten. Zudem können veränderte Lebensumstände dazu führen, dass sich die Höhe der liquiden Mittel verändert. Wer zum Beispiel plant, eine Immobilie zu kaufen, für den kann es Sinn machen, stückweise mehr Liquidität aufzubauen.
Wie legt man die liquiden Mittel an?
KRENZ: Man muss berücksichtigen, dass dieser Teil des Portfolios geringere Erträge bringt. Oder anders formuliert: Liquidität partizipiert nicht an der Wertentwicklung des Kapitalmarkts, man hat also Opportunitätskosten. Zumindest aber waren die Zinsen zuletzt wieder etwas höher. Dadurch fielen die Opportunitätskosten niedriger aus als noch vor einigen Jahren, und die Kontoverzinsung konnte immerhin der Inflation entgegenwirken.
Also sollte man nach möglichst gut verzinsten Anlagen suchen?
KRENZ: Die einfachste Möglichkeit ist zusätzlich ein Tagesgeldkonto oder ein Geldmarktfonds. Eine Alternative kann der Anleihemarkt sein. Es gilt dabei aber auf einige Dinge besonders zu achten: auf die Bonität und die Laufzeit. Hier sollte für eine geringfügig höhere Rendite kein unverhältnismäßiges Risiko eingegangen werden. Dazu sollte die Laufzeit der Anleihen auch zum eigenen Anlagehorizont passen. Bei Geldmarktfonds muss man übrigens auch genau hinsehen, was für Papiere im Portfolio enthalten sind.

Fünf Fragen zum Notgroschen
Warum sollte jeder einen Notgroschen haben?
Ein Notgroschen ist deshalb wichtig, weil es immer zu unvorhergesehenen Ereignissen kommen kann, die Kosten verursachen, die wiederum die laufenden Einnahmen übersteigen und einen Haushalt so in finanzielle Schwierigkeiten bringen können. Mit einer eisernen Reserve kann man verhindern, dass dies passiert.
Wie viel Liquidität sollte man einplanen?
Die Faustregel besagt, dass man dafür zwischen drei und sechs Monatsgehälter einplanen sollte. Wer in der abbezahlten Immobilie wohnt, kann sich eher am unteren Ende dieser Spanne bewegen, wer dagegen zum Beispiel den Verlust des Arbeitsplatzes befürchten muss, sollte mehr Liquidität vorhalten.
Was verbirgt sich hinter der 50-30-20-Regel und was hat das mit Liquidität zu tun?
Diese Regel besagt, dass man etwa 50 Prozent des Nettoeinkommens für notwendige Ausgaben verwenden sollte, 30 Prozent für persönliche Bedürfnisse und 20 Prozent für Ersparnisse und Investitionen. Wer Liquidität aufbaut, könnte einen Teil der für Ersparnisse vorgesehenen Mittel für den Aufbau der eisernen Reserve verwenden oder die Ausgaben für persönliche Bedürfnisse reduzieren.
Was bedeutet die Inflation für das Halten von Liquidität?
Die Inflation führt zu einem Kaufkraftverlust des zurückgelegten Geldes. Eine unverzinst geparkte eiserne Reserve in Höhe von 10.000 Euro hat nach zehn Jahren bei einer jährlichen Inflation von zwei Prozent nur noch einen realen Wert von rund 8.200 Euro. Aus diesem Grund sollten Anleger ein verzinstes Konto für den Notgroschen wählen. Auch wenn der Zins unterhalb der durchschnittlichen Inflationsrate liegt, so wirkt dies doch dem realen Wertverlust entgegen.
Welche speziellen Liquiditätserfordernisse bringt der Hausbau oder der Erwerb einer Immobilie mit sich?
Wer den Kauf oder den Bau einer Immobilie plant, sollte zwischen 20 und 30 Prozent des dafür anfallenden Betrages als liquide Mittel vorhalten. Diese sollten aber nicht aus der eisernen Reserve kommen. Wer ein größeres Wertpapierdepot hat, könnte rechtzeitig damit beginnen, die Liquiditätsquote zu erhöhen und diese Barmittel dann für den Erwerb oder den Bau der Immobilie einzusetzen. Beim Notgroschen muss zudem die zusätzlich anfallende Belastung durch die Finanzierung mit eingeplant werden, vor allem wenn man – zumindest vorübergehend – gleichzeitig noch zur Miete wohnt. Zudem sollten in der eisernen Reserve auch eine absehbar höhere Zinsbelastung Berücksichtigung finden, wenn die Finanzierung ausläuft und die Immobilie noch nicht abbezahlt ist.
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