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Landkreis Landsberg: Wie Klaus Janke aus Finning die Wohnungsnot der Schwalben lindern will

Landkreis Landsberg

Wie Klaus Janke aus Finning die Wohnungsnot der Schwalben lindern will

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    Der Schwalbenwinkel, erfunden von Klaus Janke aus Finning, hilft den Schwalben (hier eine Rauchschwalbe) beim Nestbau.
    Der Schwalbenwinkel, erfunden von Klaus Janke aus Finning, hilft den Schwalben (hier eine Rauchschwalbe) beim Nestbau. Foto: Detlef Fiebrandt

    Klaus Janke aus Finning hat in diesen Tagen alle Hände voll zu tun mit der Auslieferung seiner „Schwalbenwinkel“, denn bald beginnt die Brutsaison der Rauch- und Mehlschwalben. Und nicht nur diese beiden Vogelarten bereiten sich derzeit auf den Nachwuchs vor. Höchste Zeit also, den gefiederten Freunden Wohnraum zur Verfügung zu stellen.

    Vor allem Schwalben und Mauersegler leiden unter akuter Wohnungsnot, weiß Klaus Janke, Vogelexperte beim Landesbund für Vogelschutz (LBV), Kreisgruppe Landsberg. Gebäudesanierungen und vor allem das Sterben der Bauernhöfe bieten den Tieren immer weniger Möglichkeiten, ihre Nester zu bauen. Mit dem von Janke 2017 erfundenen sogenannten „Schwalbenwinkel“ will er den Vögeln unter die Arme greifen. Und der Wandel in der Landwirtschaft weg vom dunklen Anbindestall hin zu modernen Offenlaufställen hat negative Auswirkungen auf das Brutverhalten der Schwalben. „Den Schwalben mangelt es in den neuen Ställen an geeigneten Nistplatzflächen, es gibt kaum noch zugluftgeschütze Ecken und Nischen. Außerdem haftet das Nistmaterial nicht an den glatten Wänden und Stützpfeilern“, erläutert Klaus Janke. Genau da kann der Schwalbenwinkel gute Dienste leisten.

    Der Schwalbenwinkel ist an sich nichts anderes als ein aus säge-rauem Holz gefertigter Würfel, der nach vorn offen ist und über eine vorgefertigte Nistschale verfügt. Auf die Idee kam Janke, nachdem er feststellen musste, dass es in den modernen Ställen der Landwirte, die es noch gibt, immer weniger Rauchschwalben anzutreffen sind. Auch Mehlschwalben werden immer seltener. Janke kann diese Beobachtungen mit Zahlen belegen, denn „seit 2006 zähle ich die Schwalbennester in den Gemeinden Finning und Entraching“, berichtet er.

    Mit Lehmpfützen können Menschen der Rauchschwalbe während der anhaltenden Trockenheit beim Nestbau helfen, weiß der Vogelexperte Klaus Janke aus Finning.
    Mit Lehmpfützen können Menschen der Rauchschwalbe während der anhaltenden Trockenheit beim Nestbau helfen, weiß der Vogelexperte Klaus Janke aus Finning. Foto: Susanne Riecke (Archivbild)

    In Bayern stehen sowohl die Rauch- als auch die Mehlschwalben auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig. Vor allem aber tragen das Insektensterben, immer weniger zur Verfügung stehende Brutstätten und fehlendes Baumaterial aufgrund von Flächenversiegelung einen erheblichen Anteil dazu bei. „Den Tieren fehlt es einfach an Lebensraum“, weiß Janke, der mit seinem Schwalbenwinkeln dieser Entwicklung Einhalt gebieten möchte.

    Deshalb startet Klaus Janke jedes Jahr in Zusammenarbeit mit dem LBV und der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Landsberg die Aktion „Schwalben brauchen Ihre Hilfe“. Landwirten, aber auch jedem anderen Interessierten im Landkreis Landsberg bietet er seine Schwalbenwinkel kostenlos an. „In den vergangenen sechs Jahren habe ich ungefähr 1500 Schwalbenwinkel gebaut und deutschlandweit verkauft“, erzählt Klaus Janke beim Besuch in unserer Redaktion.

    Schwalben brauchen menschliche Siedlungen um ihre Nester bauen zu können.

    Rauch- und Mehlschwalben sind an menschliche Siedlungen als Lebensraum gebunden und bauen ihre Nester an oder in Gebäuden. Die Mehlschwalbe ist ein Outdoor-Brüter und bevorzugt Dachvorsprünge oder den rauen Mauerputz von Fassaden, die Rauchschwalbe ist ein Indoor-Brüter, der am häufigsten eben in Kuhställen zu finden ist. Beide benötigen zum Bau ihrer Nester lehmige Erde, die in Pfützen gesammelt und mit Speichel zu einer Kugel verklebt wird. Weil durch Flächenversiegelung immer weniger Pfützen rund um die Brutstätten zu finden sind, hat Klaus Janke auch hier einen Tipp, wie den Tieren geholfen werden kann: Flache Tonschalen mit einem maximal fünf bis zehn Zentimeter hohen Rand können als Lehmsammelstelle dienen. Wer kann, für den bietet es sich auch an, im Garten eine Lehmpfütze zu graben, an deren Rand eine Steinplatte den Schwalben als Ansitzplatz dient. Wichtig ist es, dafür zu sorgen, dass die Schwalben einen freien Anflug haben und sich im näheren Umkreis keine Versteckmöglichkeiten für Fressfeinde wie Katzen oder Greifvögel befinden.

    Klaus Janke aus Finning kümmert sich leidenschaftlich um das Wohl der heimischen Vogelwelt und sorgt auch für reichlich Futterangebot in der kalten Jahreszeit.
    Klaus Janke aus Finning kümmert sich leidenschaftlich um das Wohl der heimischen Vogelwelt und sorgt auch für reichlich Futterangebot in der kalten Jahreszeit. Foto: Julian Leitenstorfer (Archivbild)

    Zudem sollten im Umkreis von mindestens fünf bis zehn Metern keine Gebüsche und Bäume stehen. In einem Flyer des LBV wird beschrieben, dass die Lehmsammelstelle nicht mehr als 300 Meter von den Nistplätzen oder den nächstgelegenen Gebäuden entfernt sein sollte. Andernfalls trocknet der Lehm schon beim Transport und kann nicht mehr für den Nestbau verwendet werden. Außerdem steigt der Aufwand für den Nestbau mit der Entfernung zum Brutplatz erheblich an. Ein Wasseranschluss in der Nähe der Lehmpfütze erleichtert das regelmäßige Bewässern.

    Auch künstlich angelegte Lehmpfützen werden von Schwalben dankend angenommen

    Am Rand der Lehmsammelstelle kann man den Schwalben klein geschnittenes Stroh, kleine Federn und Tierhaare zur Verfügung stellen. Dieses Material darf dem Lehm nicht untergemischt werden, da es sonst leicht fault. Rauchschwalben nutzen Stroh zum Nestbau; beide Schwalbenarten verwenden Haare und Federn zur Polsterung der Nestmulde. Mit einem Lehmangebot kann man nicht nur einer bereits bestehenden Kolonie unter die Flügel greifen. Vielmehr locken größere Lehmpfützen, die aus der Luft sichtbar sind, neue Mehlschwalben an, wenn für den Nestbau geeignete Häuser mit Dachüberständen vorhanden sind.

    Der Vogelkundler Klaus Janke zeigt, wo man am besten Vogelnistkästen aufhängt.
    Der Vogelkundler Klaus Janke zeigt, wo man am besten Vogelnistkästen aufhängt. Foto: Julian Leitenstorfer (Archivbild)

    Aber nicht nur für Mehl- oder Rauchschwalben können jetzt Nisthilfe gebaut oder gekauft und aufgehängt werden. Der LBV schätzt das Potenzial für Nisthilfen als sehr groß ein und ein Erfolg sei nahezu garantiert. Denn in den allermeisten Fällen werden die Nisthilfen von Staren, Gartenrotschwänzen und Co. auch angenommen. Auf der Internetseite des LBV unter www.lbv.de stellt der Landesverband Bauanleitungen zur Verfügung und gibt zahlreiche Tipps.

    Wer einen oder mehrere Schwalbenwinkel aufhängen möchte, kann sich entweder per E-Mail an likla.janke@gmx.de oder telefonisch unter der Nummer 0174/3176673 an Klaus Janke wenden. Er bietet auch an, die Schwalbenwinkel an interessierte Vogelfreunde auszuliefern.

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