
Nicht allein Senioren sind Opfer: Polizei klärt über Betrugsmaschen auf

Die Kriminalpolizei informiert bei der AWO in Raisting über aktuelle Betrugsmaschen von Kriminellen. Der sogenannte Enkeltrick ist dabei besonders beliebt.
"Warum hat mir das vorher keiner gesagt?": Diese Frage höre er häufig, wenn es zu spät ist, so der Kriminalhauptkommissar Simon Bräutigam zu den gut zwei Dutzend Besuchern einer Informationsveranstaltung, zu der der Ortsverein Raisting der Arbeiterwohlfahrt (AWO) eingeladen hatte.
Die Frage kommt laut Bräutigam von Menschen, die Opfer von Betrügereien am Telefon geworden sind. Obwohl der sogenannte Enkeltrick inzwischen den meisten Menschen bekannt ist, findet er immer noch seine Opfer. Dabei denken sich die Betrüger, die in der Regel aus Callcentern im Ausland anrufen, immer neue Sprüche aus. Nur Geld von Oma oder Opa leihen, weil gerade das eigene Konto nicht mehr funktioniert, klappt nicht mehr so recht.
Falsche Polizisten und ein falscher Staatsanwalt
Deshalb kommt jetzt der Schockanruf. Eine Gruppe von Betrügern mit unterschiedlichen Rollen ruft bei älteren Menschen an, eine junge Frau heult dem Angerufenen vor, dass sie sie einen Unfall verursacht habe und ins Gefängnis komme, wenn nicht sofort eine hohe Kaution hinterlegt wird. Dann übernehmen ein – natürlich falscher – Polizist und ein ebenso falscher Staatsanwalt das Gespräch und kündigen an, dass die Kaution in bar, notfalls auch in Form von Goldmünzen oder Schmuck, abgeholt wird.
Bräutigam stellt klar, dass die richtige Polizei so etwas nie mache. Es kann sich also nur um Kriminelle handeln. Er rät daher dazu, bei solchen Anrufen einfach aufzulegen. Sinnvoll sei es auch, die Polizei zu informieren, damit diese weiß, dass der Abholer gerade in der Gegend aktiv ist.
Ein anderer Trick ist die Warnung vor einem bevorstehenden Einbruch. Dem Angerufenen wird erklärt, dass er auf einer Liste von lohnenden Objekten stehe, die der Polizei in die Hände gefallen ist. Er sollte daher alles Geld und alle Wertgegenstände in eine Tasche packen und sie einem Polizisten in Zivil übergeben, der sie abholt und sicher verwahrt. Wer das macht, kann laut Bräutigam sicher sein, dass der Gauner mit der Tasche verschwindet.
Gewinnversprechen sollen locken
Obwohl die Tricks lange bekannt sind, nehmen die Schäden, die durch solche Betrügereien entstehen, weiter zu. Bräutigam zählte ein Dutzend Fälle aus seinem Dienstgebiet, das drei Landkreise umfasst, auf. Die meisten Beträge lagen gut im fünfstelligen Bereich. Laut Bräutigam muss dabei mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet werden, da viele Betroffenen keine Anzeige erstatten würden.
Bräutigam rät dazu, sich ein Schild mit Warnungen und der Nummer der Polizei vor das Telefon zu stellen, damit man erinnert wird, bevor man den Hörer abhebt.
"Cyber-Trading" und Gewinnversprechen sind zwei weitere Betrugsmethoden. Im ersten Fall soll der Angerufene Geld in Aktien oder Kryptowährungen investieren, um hohe Gewinne zu machen, in zweiten Fall hat er angeblich bereits einen Gewinn gemacht. In beiden Fällen muss das Opfer erst Geld zahlen, um dann später mehr zu bekommen. Der Gewinn kommt selbstverständlich nie, das gezahlte Geld ist aber immer weg. Mit diesen Methoden werden laut Bräutigam auch jüngere Menschen hereingelegt, die für den Enkeltrick noch nicht infrage kommen.
Für alle Altersgruppen gibt es das sogenannte "Love-Scamming". Wenn jemand übers Internet einen Lebenspartner sucht, kann er an Betrüger geraten, die ihn oder sie um den Finger wickeln, und dann plötzlich Geld brauchen.
Laut Bräutigam sollte man nie versuchen, die richtige Polizei mit der Rückruf-Funktion anzurufen, wenn man einen Anruf von einem falschen Polizisten oder falschen Bankmitarbeiter bekommen hat. Die Betrüger verwenden gefälschte Nummern. Für einen Anruf bei der Polizei oder der Bank müsse man die Nummer immer selbst wählen, um eine Umleitung zu Betrügern zu vermeiden. Die Polizei ist über die Nummer 110 zu erreichen, ruft aber selbst nie von dieser Nummer an.
Bettelbanden und Geldwechsler: Vor diesen Maschen warnt die Polizei
Bräutigam warnte auch vor gängigen anderen Maschen von Kriminellen. Bettelbanden und Geldwechsler seien weiterhin unterwegs. Während man das Bettelschild liest oder Kleingeld sucht, ziehen sie einem die Scheine aus der Brieftasche.
Bei den Wohnungseinbrüchen gab es laut Bräutigam in der Corona-Zeit einen Einbruch der Fallzahlen, wahrscheinlich weil die meisten Menschen viel Zeit zu Hause verbrachten. Jetzt steigen die Zahlen wieder, es lohne sich daher, seine Wohnung zu sichern. Durch einen Türspion kann man sehen, wer draußen steht, bevor man öffnet. Auch ein Sperrbügel erhöht die Sicherheit. Und in Mehrfamilienhäusern sollte die Eingangstür immer geschlossen sein. "Wertgegenstände gehören in einen Banktresor", so ein weiterer Tipp von Bräutigam.
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