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Das Arbeitsgericht in Augsburg verhandelte abermals über den Rauswurf eines Betriebsrats bei Burger King. Symbolbild

Augsburg
23.10.2013

Burger King: Gefeuerter Betriebsrat äußert sich erstmals

Von Peter Richter

Der harte Kurs, den der neue Eigentümer von 91 Burger-King-Filialen deutschlandweit fährt, hinterlässt vor den Arbeitsgerichten im ganzen Land deutliche Spuren. Auch in Augsburg.

Der harte Kurs, den der neue Eigentümer von 91 Burger-King-Filialen deutschlandweit fährt, hinterlässt vor den Arbeitsgerichten im ganzen Land deutliche Spuren. Gestern verhandelte das Arbeitsgericht in Augsburg abermals über den Rauswurf eines Betriebsrats, dem der Betreiber der Filialen Diebstahl von Tageseinnahmen vorwirft. Es geht um eine Summe von 1950 Euro.

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Wie das Unternehmen behauptet, sei der Täter eindeutig identifiziert, da ihn eine Überwachungskamera dabei gefilmt habe. Gerne hätte sich das Gericht selbst davon überzeugt. Doch weder auf Computern, über die das Gericht verfügt, noch bei sich zu Hause auf seinem Laptop, so Richter Sebastian Klaus, hätten sich die zwei von Klägeranwalt Helmut Naujoks übergebenen CDs abspielen lassen. Dem Kläger wurde jetzt in einem Beweisbeschluss auferlegt, bis zur nächsten Verhandlung für die technischen Voraussetzungen zu sorgen.

Schichtleiter: Aus Versehen Geldbeutel liegen gelassen

Aber auch so war die zweistündige Verhandlung nicht umsonst, widersprachen sich doch die Aussagen der Beschuldigten wie die eines Zeugen. Dieser hatte als Schichtleiter um drei Uhr nachts den Tresor mit den Tageseinnahmen verschlossen. Um ganz sicher zu gehen, wird in Burger-King-Filialen das zuvor abgezählte Geld in einen „safe pack“ – eine durchsichtige, verschließbare Sicherheitsverpackung – gesteckt, der im Tresorraum dann in einen zweiten, kleineren Tresor eingeworfen wird. An jenem 15. Juni, so der Schichtleiter, habe er leider aus Versehen den Geldbeutel im Tresorvorraum einfach liegen lassen. Am nächsten Morgen um neun Uhr begann die Schicht des später fristlos gekündigten Betriebsrats.

Erstmals konnte der 37-jährige Pakistani sich öffentlich zu den Vorwürfen äußern. Wie er in gebrochenem Deutsch versicherte, habe er weder ein „safe pack“ vorgefunden noch in die Hand genommen, als er in der Früh den Tresor geöffnet habe. Anderes behauptet das Unternehmen und verweist auf die Videobänder. Angeblich ist auf ihnen zu sehen, wie der Angestellte mit dem Rücken zur Überwachungskamera mit Geld hantiere und es dann in den Tresor zurücklege. Bei der Polizei laufen noch Ermittlungen, da der Diebstahl angezeigt worden ist.

Empörung im Zuschauerraum

Unter den Zuhörern im voll besetzten Gerichtssaal saß neben Vertretern der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und Betriebsräten von Firmen aus der gesamten Region auch Erwin Helmer. Er ist der Betriebsseelsorger der Diözese und Präses der katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB). Im Gespräch mit unserer Zeitung zeigte sich Helmer, der dabei auf weitere, ähnliche Fälle hinwies, empört, „wie die neuen Eigentümer der Fast-Food-Kette bundesweit versuchen, Arbeitnehmerrechte auszuhöhlen“.

Seit etwa zehn Jahren gibt es bei den vier Burger-King-Filialen im Raum Augsburg einen sieben Mitglieder zählenden Betriebsrat – was in der Systemgastronomie eher die Ausnahme ist. Auch Konkurrent Mc Donald’s hat keinen. Helmer: „Ein Sozialstaat kann nicht tolerieren, wie Betriebsräte mit konstruierten Kündigungsgründen gefeuert werden.“

Betriebsräte bei Burger King: Warten auf den Lohn

Betriebsräte bei Burger King berichteten unserer Zeitung, dass sie bereits zwei Monate länger auf ihren Lohn warteten. Auch deswegen hat die Arbeitnehmervertretung vor dem Augsburger Arbeitsgericht geklagt. Und Recht bekommen. Bei einem Gütetermin am 16. Oktober hat das Arbeitsgericht klar formuliert, die Beschäftigten hätten Anspruch auf pünktliche Lohnzahlungen, spätestens bis zum vierten Werktag eines Monats. Burger King hat zwei Wochen Zeit, dem Vergleich zuzustimmen.

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