
Die ersten eigenen vier Wände im Kleinformat

Jürgen Seidel zieht ins erste Minihaus in Holzen. Zwei weitere Gebäude werden vom Dominikus-Ringeisen-Werk erstellt und als ambulant betreuter Wohnraum vergeben.
„Ich habe jetzt die Chance, in einem kleinen, süßen Haus alleine zu leben“, freut sich Jürgen Seidel und strahlt. Er ist der Erste, der in eines der drei Minihäuser einziehen darf, die als neue Wohnform im Ambulant Betreuten Wohnen beim Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) bezogen werden können. Für den 29-Jährigen, der an einem Außenarbeitsplatz in Westendorf arbeitet, bedeutet das mehr Freiheiten – aber auch mehr Verantwortung. Um diese Herausforderung meistern zu können, helfen ihm die Erfahrungen, die Seidel bereits in anderen DRW-Wohngruppen machen durfte.
Vor seinem Einzug ins Minihaus in Holzen lebte Seidel in einer Wohngemeinschaft (WG) im Schleifweg in Meitingen. Mit Markus Baur, Leiter des DRW-Bereichs des Ambulant Betreuten Wohnens, fand er jedoch heraus: „Ich bin kein WG-Typ.“ Zudem attestierte Baur ihm die Fähigkeit, auf sich allein gestellt ein Minihaus bewohnen zu können.
Sein Leben muss er in Eigenregie meistern
Für den 29-Jährigen bedeutet das, dass er künftig nur noch vier bis sechs Stunden in der Woche Unterstützung bekommt und ansonsten sein Leben in Eigenregie meistern muss – inklusive Kochen, Waschen, Aufräumen, Putzen und allem, was dazugehört.
Seidel freut sich auf die Ruhe in seinem Minihaus und ist sich seiner neuen Verantwortung durchaus bewusst. Um das Aufräumen und Putzen, das er weniger gerne mag, nicht zu vergessen, hat der 29-Jährige einen festen Tag dafür reserviert: den Samstag.
Ein kleines Grillfest zum Dank an die Helfer
Wie Seidel seine eigenen vier Wände gestalten will, weiß er genau. Der FCA- und AEV-Fan hat schließlich 50 Fan-Schals, die künftig die Holzwände seines Minihauses zieren sollen. Auch für seinen Schrank, eine Sitzecke und seinen Fernseher hat er bereits einen Platz reserviert. Wenn alles fertig ist, plant der 29-Jährige, ein kleines Grillfest zum Dank an die Helfer auszurichten. Dass der 29-Jährige nun in eines der insgesamt drei Minihäuser einziehen darf, die in Holzen unter dem Projektnamen „Mein Haus“ errichtet wurden, hat eine lange Historie.
Bereits im Mai 2017 erläuterte Martin Burkhart, DRW-Leiter der Region Augsburg Nord, dass das Pflege- und Wohnqualitätsgesetz das DRW vor große Herausforderungen stellt. Größere Zimmer und rollstuhlgerechter Wohnraum werden gefordert, was wiederum Umbaumaßnahmen bedingt. In eine Maßnahme zur Schaffung von neuem Wohnraum ist Seidel nun in eines von drei Minihäusern eingezogen. Vor Weihnachten wurden die Bodenplatten gesetzt. Darauf wurden anschließend die Häuser in Vollholz-Bauweise aufgesetzt. Sie sind ein Eigenprodukt des DRW und werden am Standort in Ursberg gefertigt. Kleine Unterschiede gibt es jedoch zwischen den Modellen.
Das Dritte haus ist barrierefrei
Die Ursberger Modelle haben Flachdächer, Seidels Haus und die drei anderen Minihäusern in Holzen sind mit einem Satteldach ausgestattet. Das passe besser zur Bauweise in Holzen. Zwei der Häuser, darunter auch das des 29-jährigen AEV- und FCA-Fans, sind etwa 30 Quadratmeter groß, das Dritte ist barrierefrei und aufgrund dessen einige Quadratmeter größer.
Die Aufteilung ist hingegen immer gleich: Es gibt einen Wohn-, Schlaf- und Essbereich, eine kleine Kochnische und ein abgetrenntes Bad. Auch im Sanitärbereich gibt es einen kleinen Unterschied zwischen dem Ursberger- und dem Holzener-Modell. In Seidels Badezimmer gibt es eine Entlüftung, in den Ursberger Mini-Häusern nicht.
Nicht nur die Umgebung ist naturnah
Nachbarn hat Jürgen Seidel aktuell noch keine, allerdings gibt es bereits Interessenten, erklärt Baur. Wer einziehen darf, steht noch nicht fest, allerdings achtet der Leiter des DRW-Bereichs darauf, dass die Mini-Häuser an diejenigen vermietet werden, die langfristig Interesse daran haben, im Grünen zu leben. Idealerweise finden sich sogar Interessenten, die sich vorstellen könnten, die DRW-Gruppe zu unterstützen, die in der Landschaftspflege rund um Kloster Holzen alle Hände voll zu tun hat und dringend Unterstützung braucht.
Die Unterkunft, das Minihaus, würde dabei auf jeden Fall ins Bild passen, denn nicht nur die Umgebung ist naturnah, sondern auch das Vollholzhaus selbst.
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