
Licht, Glas und Glanz


Der Perlenaltar der Rommelsrieder Kapelle: Eine neue Tafel erklärt Besuchern, was es damit auf sich hat
Das Geheimnis liegt wie so oft dahinter: Von der Rückseite kommt das Tageslicht, das den Glasperlenaltar des Heiligen Grabs in der gleichnamigen Kapelle in Rommelsried beleuchtet. Das Kunstwerk ist in Deutschland einzigartig. Jetzt erklärt eine neue Hinweistafel, was es mit dem Kleinod auf sich hat. Sie informiert Besucher über Wissenswertes aus der Baugeschichte, die Kontaktdaten zur Kirchenverwaltung für eine Besichtigung mit Führung und über das Kunstwerk selbst.
Vor genau 145 Jahren wurde der Glasperlenaltar von Emil Zbitek in Neustift bei Ölmütz in Südmähren geliefert. Die Stifter waren Georg und Walburga Hörmann. Die handgeschliffenen Glassteine, Glasperlen, Sprengperlen und Kristallleisten stammen aus Gablonzer Produktion. Für das wundervolle Farbenspiel sorgt ein einfacher Trick: Die Perlen sind mit Fäden und Drähten in den Durchbrüchen des schwarzen Kartons befestigt und werden von der Rückseite her beleuchtet.
Kreuz von Golgotha aus weißen Glassteinen
Zu sehen ist auf der österlichen Kulisse des sogenannten Böhmischen Kataloggrabs eine Jesus-Figur in einer Grabhöhle, seitlich davon jeweils ein Grabritter mit geschlossenem Visier, Schild und Lanze. Die hochgestellte Tafel darüber zeigt das Glorreiche Kreuz von Golgotha aus weißen Glassteinen mit dem Tuch der Kreuzabnahme Christi, wie die neue Tafel erklärt. Darunter steht die Bundeslade, auf der am Karfreitag das Allerheiligste ausgesetzt und am Ostersonntag der Auferstandene gezeigt wird, begleitet von zwei anbetenden Cherubim. Die blumenumrankte Säulenarchitektur zeigt auf dem Oberbalken die übersetzte lateinische Inschrift aus der Weissagung des Propheten Jesaja: „Sein Grab wird glorreich sein.“
Eduard Zbitek und sein Sohn Emil, der die Manufaktur 1885 übernahm, kauften die Glassteine haufenweise und fertigten daraus die Mosaiken. Pfarreien konnten damals aus einem Katalog Größe und Motive für ihr Heiliges Grab auswählen. Zwischen der Firmengründung im Jahr 1846 und dem Ersten Weltkrieg dürften etwa 1000 solcher bühnenartigen Gräber hergestellt und verkauft worden sein. Das jedenfalls vermuteten Reinhard Jonas, seine Frau Ellen Zbitek-Jonas und seine Schwägerin Hannelore Oltersdorf vor Jahren in Zusamzell: Sie besuchten auf den Spuren ihrer mährischen Vorfahren heilige Gräber in Schwaben und Oberbayern.
Das Zusamzeller Grab, das eher zu den kleinen Exemplaren zählt, hat eines mit Rommelsried gemein: Das Schmuckstück musste nach vielen Jahren wieder herausgeputzt werden, um seinen wahren Glanz zu entfalten.
Auch die Bausubstanz der Heilig-Grab-Kapelle als Krönung der in den Jahren 1862 bis 1868 durch eine Stiftung der Eheleute Georg und Walburga Hörmann entstandenen Kalvarienberganlage erstrahlt heute wieder: Sie wurde vor Jahren restauriert. Mit der Mauertrockenlegung 2006 wurden auch Voruntersuchungen an Altar und Raumschale vorgenommen. Die Sanierung der Bausubstanz und die arbeitsintensive Reinigung und Restauration des Glasperlenaltares kosteten rund 150 000 Euro.
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