Wo Urnen noch in die Erde gehören
Gemeinderat Kutzenhausen hat über Urnengräber diskutiert. Doch Wandel hat dort auch seine Grenzen
Der Friedhof im Hauptort wird sich vergrößern. Bis zu 400 Quadratmeter Fläche im Westen sollen dazu kommen. Dort stehen viele große Bäume. Eine Idylle, die man erhalten will, sagt Bürgermeisterin Silvia Kugelmann. Denn hier sollen Urnengräber entstehen. Wie die genau aussehen könnten, ist aber noch unklar. Friedhofsgestaltung sei immer eine heikle Angelegenheit, weiß die Rathauschefin. Dabei ist man sich im Gemeinderat zumindest in einer Sache einig: Ein sogenanntes „Kolumbarium“ werde es nicht geben. Bei einem Kolumbarium handelt es sich meist um eine Mauer oder eine Wand, in welche die Urnen gestellt werden. „Das hat schon etwas von einem Schließfach“, erklärt Kugelmann. Im katholisch geprägten Freistaat würde die Asche eines Verstorbenen noch immer unter die Erde gehören.
Und überhaupt, wo ließen sich Blumen und Kerzen abstellen, fragt Kugelmann. Man habe Sorge, dass sich Kränze und Gestecke an der Urnenwand türmen könnten und keiner sie wegräumt. Doch nicht nur die drohende Vermüllung bereitet der Gemeinde Kopfschmerzen. Die Konstruktion habe einen weiteren Nachteil, sagt sie. Denn irgendwann stellt sich die Frage: Wohin mit der Asche, wenn die Ruhefrist abgelaufen ist? Im Erdreich zersetzen sich die Materialien, denn die Urnen sind für gewöhnlich kompostierbar. Die Urnenwand ist eine „Zwischenlösung“, sagt der Dinkelscherber Landschaftsarchitekt Hans Marz. Ist die Zeit rum, für gewöhnlich nach 10 bis 15 Jahren, müssen die Mitarbeiter des Bauhofs die Asche „bestatten“. Das Gesetz schreibt in Deutschland vor, dass sie auf dem Friedhof verbleiben muss. „Man darf die Urne ja nicht mit nach Hause nehmen“, sagt Marz. Und dann? Vielerorts werden die Überreste unter Hecken oder auf freien Flächen vergraben. Für Marz, der die Planung in Kutzenhausen macht, klingt das nach einem „anonymen Begräbnis“. „Das ist doch nicht der Sinn der Sache.“ Dabei bietet die Feuerbestattung eine Vielzahl von Möglichkeiten. In Kutzenhausen hätte man am liebsten kleine Urnengräber. Statt eines massigen Grabsteins gäbe es dann Bodenplatten im 80x80 Zentimeter Format oder Tafeln auf Stehlen. Ein solches Grab lasse sich sehr persönlich gestalten, sagt Kugelmann. „Die Menschen leben individueller und sie sterben auch individueller.“ Für Steinmetze ist das kein Grund zu verzweifeln. „Die Branche muss den Wandel als Chance begreifen“, erklärt Hans Marz. Hinzu kommen die Kosten für die Bestattung. Eine traditionelle Beerdigung kostet nicht selten mehrere Tausend Euro. Urnenbeisetzungen sind um ein Vielfaches günstiger. Auch die Bestattung in einem bereits vorhandenen Familiengrab ist möglich.
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