
Immer mehr Kinder und Jugendliche brauchen intensivere Betreuung

Plus Der Landkreis Augsburg wendet heuer wieder 25 Millionen Euro für die pädagogische Jugendhilfe, die Therapie und den Unterhalt von Kindern und Jugendlichen auf.

Schulbegleitung von Kindern mit autistischen Störungen, Psycho- und Ergotherapie, Erziehungsbeistand für überforderte Eltern oder sogar Heimunterbringung - für all diese Hilfen für Kinder und Jugendliche wendet der Landkreis Augsburg auch im Jahr 2021 wieder über 25 Millionen Euro auf, ungefähr gleich viel wie im vergangenen Jahr.
Und dies, obwohl die Zahl der Fälle mit derzeit rund 300 insgesamt gesehen leicht gesunken ist, wie Jugendamtsleiter Hannes Neumeier bei den Haushaltsberatungen in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses erläuterte. "Die Quantität steigt nicht, aber die Qualität", sagt er. Was zunehme, sei die "Intensität" der vorliegenden Fälle und der nötigen Hilfen. Manche Kinder müssen über Jahre hinweg Betreuung, Förderung und Therapien erhalten, die bis zu 500 Euro pro Tag kosten können. "Wir haben eine immer größere Anzahl an Familien, die bis zu zehn Stunden pro Woche Unterstützung und pädagogische Erziehungshilfen erhalten müssen, um das Kindeswohl zu sichern", so Neumeier.
Wo Eltern selbst psychisch instabil sind, wo Drogen- und Alkoholmissbrauch vorliegt, wo die Kinder seelisch stark belastet sind oder gar eine diagnostizierte seelische Behinderung haben und verhaltensauffällig sind - hier kämen die sozialpädagogischen Fachkräfte in die Familien und halfen bei der Erziehung, schildert Jugendamts-Leiter Hannes Neumeier.
Finanzielle Sorgen verstärken den Druck auf Familien
Im Corona-Jahr 2020 könnte sich dieser Bedarf an Unterstützung eventuell durch die Pandemie noch verstärkt haben. "Genau kann man das nicht sagen", so Neumeier, "aber wenn das Einkommen durch Arbeitslosigkeit oder der Wohnraum gefährdet sind, da wird das Familiensystem verstärkt überlastet, und es kommt zur Überforderung der Eltern, zumal, wenn sie selbst Probleme haben und schwach sind in ihrer Erziehungskompetenz." Dafür seien übrigens sozial Benachteiligte besonders gefährdet, Probleme gibt es aber laut Neumeier quer durch alle Schichten. "Alle Eltern wollen das Beste für ihre Kinder und gute Eltern sein, aber manche brauchen Unterstützung, und die können wir ihnen geben."
Besonders zugenommen haben laut Neumeier im Laufe der Zeit die Schulbegleitungen durch pädagogisches Fachpersonal. "Da haben wir inzwischen 50 Kinder, größtenteils mit Verhaltensstörungen im Autismus-Spektrum."
Pflegefamilien sind im Kreis Augsburg immer schwerer zu finden
Die Unterstützungsmaßnahmen für die Familien kosten den Landkreis jedes Jahr viel Geld. Im schlimmsten Fall müsste man aber die Kinder aus diesen Familien herausnehmen in ein Heim oder zu einer Pflegefamilie. Diese sind aber immer schwerer zu finden. "Wir sind froh, bei uns im Landkreis überhaupt noch Pflegekinder unterbringen zu können", so Neumeier. Nicht viel besser ist die Lage bei den stationären Heimplätzen, besonders, wenn es schwere Fälle sind, die wegen Drogen, Prostitution, hochaggressivem Verhalten oder anderen Auffälligkeiten schon aus dem Heim rausgeflogen seien, berichtet der Jugendamts-Chef. Auch Kinder mit Selbstmordgedanken oder gar -versuchen brauchen eine spezielle Einrichtung. Neumeier sagt: "Für manche Kinder und Jugendliche müssen wir schon bundesweit nach einem passenden Heimplatz suchen."
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Und in diesen Zeiten das Sozialpädiatrische Zentrum am Hessing Förderzentrum zu schließen ist vollkommen unerklärlichen. Viele diese Familien und Kinder bekamen dort die notwendige langjährige Unterstützung, Beratung und Therapie.