
Droht dem Neusässer Bahnhof der Stillstand beim Umbau?

Plus Jahrelang wurde der Umbau des Neusässer Bahnhofs mit dem Verweis auf die Planungen fürs dritte Gleis vertagt. Doch wie geht es jetzt weiter? Politiker sind alarmiert.

Schmale Bahnsteige, durchrauschende Züge, fehlender Aufzug - die Mängel des Neusässer Bahnhofs sind bekannt. Immer wieder beklagten sich vor allem Eltern über die Gefahren, denen die Schüler aus dem großen Schulzentrum beim Ein- und Ausstieg ausgesetzt seien. Das Projekt Umbau des Bahnhofs wurde immer wieder mit dem Hinweis darauf vertagt, dass dieser nur im Zuge mit dem Ausbau der Bestandsstrecke (Stichwort drittes Gleis) Sinn mache. Doch jetzt scheinen eben diese Pläne gar nicht mehr Wirklichkeit zu werden. Die Bahn präsentierte jüngst Varianten für vier Trassen für die Strecke Augsburg-Ulm. Was bedeutet das für die Zukunft des Neusässer Bahnhofs?
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz ist alarmiert: Der Nahverkehr dürfe nicht im Zuge des Ausbaus für den Fernverkehr abgehängt werden. Durz erinnert an das Versprechen von Ronald Pofalla aus dem Frühjahr 2020. Der Bahnvorstand hatte zugesagt, dass alle Bahnhöfe zwischen Augsburg und Dinkelscherben barrierefrei ausgebaut werden. Durz: "Egal welche Trassenvariante kommt, müssen der Lärmschutz und die Barrierefreiheit umgesetzt werden." Dies müsse in einem Aufwasch gemacht werden, betont der Politiker aus Neusäß und mahnt, an diesem Ziel dran zu bleiben: "Wenn wir das jetzt nicht schaffen, wird es lange nichts mehr."
In 26 Minuten von Augsburg nach Ulm
Wie berichtet soll die Strecke von Ulm bis Augsburg-Oberhausen durchgängig mit vier Gleisen ausgebaut werden. Das Ziel einer Fahrtzeit von 26 Minuten soll so umgesetzt werden. Welche Variante der vorgeschlagenen Trassen es sein wird, ist noch offen. Inzwischen ist klar: Der Ausbau der Bestandsstrecke zwischen Augsburg und Dinkelscherben, als Bestandteil dieses Großprojekts lange Zeit die erklärte Lieblingsvariante der Politik im Landkreis, ist für die Bahn nur eine von mehreren Möglichkeiten und dem Anschein nach nicht die favorisierte.

Die neue Ausgangslage ruft auch Die Grünen in Neusäß auf den Plan: "Es müssen nun unsere alten Pläne aus den Wettbewerben zur Entwicklung des Bahnhofumfelds und der Stadtmitte wieder aus der Schublade geholt werden und aktualisiert werden," heißt es in einer Stellungnahme. Die Grünen forderten daher, dass alles was der Sicherheit an den Bahnsteigen dient, sofort umgesetzt werde: die Anpassung der Bahnsteighöhen, Ansage von durchfahrenden Zügen, Tast- und Kontraststreifen für sehbehinderte Menschen.
Dazu gehörten auch Verbesserungen in den Unterführungen: Beleuchtung, Wegweisung, bessere Absicherung zur tieferliegenden Hauptstraße und deutliche Markierungen für Radfahrer im Umfeld der jeweiligen Treppenaufgänge zu den Bahnsteigen. Barrierefreiheit ist nach Ansicht der Grünen das vorrangigste Ziel. Dies betreffe sowohl die Bahnsteighöhen als auch den Zugang zu den Bahnsteigen.
Der Vorschlag der Grünen: "Wir können uns einen Außenbahnsteig auf der Nordseite vorstellen, der über Rampen erreichbar ist und den Bahnhalt auf einem direkten Weg mit dem Schulzentrum verbindet." Nachdem die Stadt Neusäß bereits einen Teil des Grundstücks an der Bahnstrecke erworben habe, sei vielleicht auch der Erwerb für die westliche Rampe kein unüberwindbares Hindernis. "Ein Blick nach Gersthofen zeigt auf, was mit Einsatz aller Beteiligten erreichbar ist," so die Grünen.
Der Neusässer Bürgermeister fordert Druck aus der Region
Auch den Neusässer Bürgermeister Richard Greiner (CSU) treibt die Sorge um, dass das ganze Geld in die neue Trasse gesteckt wird und die Bahnhöfe in Neusäß und Westheim bleiben wie sie sind. "Das ist zwar schön für den Fernverkehr, aber der Rest ist im Dornröschenschlaf", befürchtet er. Er sieht den Auftrag für die Region, hier "ganz fest Druck zu machen". Der Nahverkehr und die Verbesserung an den Bahnhöfen müssten vorangetrieben werden. "Sonst rauscht nur der Fernverkehr bei uns durch." Die Bahnhöfe dürften bei der neuen Planung nicht hinten durchfallen.
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