
Sie lernen mehr als nur Fenster putzen

Justin Wagner und Jonas Biber werden Gebäudereiniger. In vielen Betrieben sind noch Lehrstellen frei.
Schon an ihrem ersten Ausbildungstag sind Justin Wagner und Jonas Biber fleißig auf einer Baustelle an der Arbeit. „Wir sammeln hier im Moment vor allem den Großmüll ein“, erklärt Wagner. Die beiden Jugendlichen haben sich für eine Lehre bei der Gebäudereinigungsfirma Meister Eder in Neusäß entschieden. Gestern war ihr erster Tag. „Ein bisschen nervös war ich schon“, gibt Jonas Biber zu. „Aber zum Glück wusste ich schon ungefähr, was auf mich zukommt.“ Denn die beiden konnten bereits vor Beginn ihrer Ausbildung während eines mehrwöchigen Praktikums in den Beruf des Gebäudereinigers hineinschnuppern.
Das ist auch Geschäftsführer Claudius Eder wichtig. Er möchte die Jugendlichen bereits vor Beginn ihrer Ausbildung kennenlernen, denn: „Bei der Auswahl der Lehrlinge sind für mich die ’Soft Skills’ am wichtigsten, vor allem das Herz muss bei ihnen an der richtigen Stelle sitzen.“ In der Firma, die derzeit 65 Mitarbeiter hat, spiele die Arbeit im Team nämliche eine tragende Rolle. Aus diesem Grund arbeitet auch Niklas Sporer, der im zweiten Lehrjahr ist, heute gemeinsam mit den beiden Neuen auf der Baustelle. „Ich glaube, das ist ein kleiner Test, um zu sehen, ob ich auch mit den neuen Azubis zurechtkomme und ihnen helfen kann“, sagt Sporer.
Seit vier Jahren bildet Eder in seiner Firma Jugendliche zu Gebäudereinigern aus. Zurzeit sind es fünf. Um die Bewerber für die freien Ausbildungsplätze muss sich der Chef dabei aktiv bemühen: „Gebäudereinigung klingt natürlich für viele nicht besonders attraktiv, deswegen gehen wir oft in Schulen und stellen den Beruf dort selbst vor.“ So ist die Firma nicht nur dafür zuständig, in Bürogebäuden die Fenster zu putzen oder die Mülleimer zu leeren, erklärt Eder: „Die Azubis lernen zum Beispiel, wie man große Glas- oder Natursteinfassaden von Hebebühnen aus reinigt.“ Auch die Pflege von Grünanlagen oder die Reinigung und Desinfektion von Krankenhäusern gehören zu den Aufgaben der Firma. Die Auszubildenden lernen deshalb, wie man mit verschiedenen Materialien und Reinigungsmitteln umgeht. Justin Wagner ist bereits in der Schule auf die Firma aufmerksam geworden. „Ich habe dann direkt angerufen und nach einem Ausbildungsplatz gefragt“, erzählt er. Vor den Lehrlingen liegen nun drei Jahre, an denen sie für die Firma Eder an verschiedenen Einsatzorten tätig sind. Drei mal pro Ausbildungsjahr müssen sie außerdem für vier Wochen die Berufsschule in Metzingen bei Stuttgart besuchen.
Insgesamt haben im Landkreis Augsburg zum 1. September 378 junge Leute eine Lehre im Handwerk begonnen. Obwohl die Zahl der Auszubildenden damit um 7,7 Prozent gestiegen ist, sind längst nicht alle Stellen besetzt, sagt Monika Treutler-Walle, Pressesprecherin der Handwerkskammer Schwaben: „Allein bei den Firmen, die sich bei der Handwerkskammer gemeldet haben, sind noch 73 Ausbildungsplätze frei.“
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