
Christian Echl aus Leitershofen: Der Mann, der mit Ivan Rebroff spielte

Plus Der Leitershofer Christian Echl hat sein ganzes Leben der Musik verschrieben. Doch immer wieder sorgten Zufälle für spannende Wendungen.
Christian Echl beugt sich behutsam zu seinem Plattenspieler herab, legt die kleine schwarze Single auf den Drehteller des Abspielgeräts und setzt vorsichtig die Nadel auf die Rillen. Und wenige Augenblicke später erfüllen die beschwingten Klänge eines Arrangement namens "Romantic Swing" seine Wohnung im Stadtberger Stadtteil Leitershofen, die nach frisch gebrühtem Kaffee riecht. Echl lehnt sich zurück und lauscht entspannt der alten Aufnahme der Swinging Violins, auf welcher auch seine eigenen Bogenstriche auf der Geige wieder zu neuem Leben erwachen. Die Platte stammt aus dem Jahre 1987 und lange Zeit war Echl nicht einmal bekannt, dass dieses Schmuckstück überhaupt noch existiert. Der Musiker schließt die Augen und beginnt, in seinen Erinnerungen aus früheren Zeiten zu schwelgen. Das Jahr 1987 – das Jahr, in dem er auf dem Augsburger Opernball spielen durfte. Das Jahr, in dem er niemand Geringeren als den Starsänger Ivan Rebroff mit seinen Violinenklängen begleitete...
Der gebürtige Österreicher Christian Echl ist nunmehr seit 40 Jahren Mitglied bei den Augsburger Philharmonikern am Staatstheater und hat sich voll und ganz den schönen Klängen der Klassik und Caféhausmelodien verschrieben. Doch nicht nur seine musikalischen Begabungen, sondern auch zahlreiche spannende Zufälle haben sein Leben immer wieder in neue Bahnen gelenkt. Als er etwa erst vor Kurzem eine Ehrung für seine langjährige Mitgliedschaft im Orchester zu Hause einordnen wollte, war ihm eine 33 Jahre alte Platte der Swinging Violins in die Hände gefallen, einer fünfköpfigen Formation, in der er einstmals eigenhändig die Saiten der Violine sprechen ließ.
Stargast Rebroff kam viel zu spät zum Opernball
Für Echl kehrt damit eine wunderschöne Zeit aus der Vergangenheit zurück, denn vor allem das Jahr dieser Aufnahme wird der Philharmoniker sicherlich niemals wieder vergessen. "1987 spielten wir auf dem Augsburger Opernball, der damals noch in der Kongresshalle abgehalten wurde. Als Stargast wurde auch Ivan Rebroff erwartet. Als dieser dann jedoch nicht eintraf, hatte der Dirigent schließlich dessen ganzes Begleitorchester wieder nach Hause geschickt." Doch Rebroff tauchte mit einiger Verspätung doch noch auf und stand nun ganz ohne sein Orchester da. Spontan erklärte sich der Sänger dazu bereit, von Christian Echl und seinen Swinging Violins musikalisch begleitet zu werden - die auf so etwas in keinster Weise vorbereitet waren! Ob das tatsächlich funktionieren konnte? "Wir hatten ja nicht mal Noten dafür vorbereiten können", erinnert sich Echl lachend. "Er hat gesungen, wie er wollte, wir haben gespielt, wie wir wollten. Aber es hat geklappt. Ivan Rebroff war auch sehr umgänglich an diesem Abend."

Doch es blieb keineswegs das einzige Mal, dass Christian Echl seinem musikalischen Leben durch ungeahnte Begabungen eine neue Wendung gegeben hatte: Seitdem er einmal spontan für den Kameramann des Theaters eingesprungen war, wurde er prompt auch weiterhin mit dieser Aufgabe betraut: Seit 2004 liegen sämtliche Videoproduktionen des Ballett-Ensembles in den Händen des Leitershofer Musikers. Und die Verbindung von klassischer Musik und Technik sollte ihn auch weiterhin begleiten. "Ich war einer der Ersten, die mit dem Computer Noten ausgedruckt haben", erinnert sich Echl heute. Schuld daran war unter anderem eine Opernsängerin aus München, für die die Tonlage eines Arrangements umgeschrieben werden musste. Christian Echl dachte gar nicht erst daran, dies mit der Hand zu machen. "Ich habe im linken Arm meinen Sohn gehalten und mit der rechten Hand die Notenblätter am Computer erstellt."
In Wien fand Echl nur schlecht brauchbare Noten
Und auch das blieb nicht ohne Folgen: Als der Musiker in Wien einmal wieder nach passenden Noten für seine damals neu gegründeten Philharmonia Schrammeln Augsburg suchte, hatte er zwar rund 40.000 Noten für eine solche Besetzung aufgespürt, die jedoch in völlig unbrauchbaren Formaten vorgelegen hatten. Echl zögerte nicht lange, setzte sich an seinen Laptop – und begann die ersten 20 Werke auf ein DIN-A4-Format umzugestalten. Ob er mit seinen Begabungen nicht auch Aufnahmen für Langspielplatten digitalisieren könnte? "Jetzt ging das Gleiche von vorne los", erzählt Echl lachend, "denn jetzt ging's eben auch noch ans Digitalisieren!"
Und was Echl einmal begonnen hat, lässt ihn offensichtlich niemals mehr wieder los: Seit Oktober 2019 ist der Philharmoniker bei einem wissenschaftlichen Wiener Musikarchiv als freier Mitarbeiter zuständig für die Digitalisierung alter Langspielplatten. Die beschwingten Klänge der Swinging Violins in Echls Arbeitszimmer sind allmählich wieder am Verklingen, doch ans Aufhören denkt der Leitershofer selbst noch lange nicht, obgleich die momentanen Zeiten schwierig sind. Christian Echl ist zwar auch als Sicherheitsbeauftragter der Augsburger Philharmoniker tätig, aber derzeit steht auch im Staatstheater alles still. Seine Zuversicht lässt er sich aber nicht nehmen.
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