
So geht es Niclas Kunder auf seinem Weg zum "echten" Schauspieler

Plus Vor einem Jahr freute sich der heute 19-Jährige über den Start der Ausbildung in seinem Traumberuf. Doch Corona macht das schwierig. Dennoch bleibt er sich treu.
Ein Mann, der sein halbes Leben als Pilot verbracht hat, und ein anderer, der ein gesamtes Berufsleben als Bürgermeister tätig war, und die nun beide am Übertritt ins Rentenalter standen – das waren nur zwei der Personen aus dem Landkreis, die wir vor einem Jahr unter dem Motto "Zeitenwende" an ihrem Wechsel in einen neuen Lebensabschnitt porträtiert hatten. Sie sprachen dabei über ihre Pläne und Hoffnungen. Doch dann kam Corona und wirbelte alles durcheinander. Wie ist es ihnen seitdem ergangen?
Der Lebenstraum, ein staatlich anerkannter Schauspieler für Film und Fernsehen zu werden, rückt für den 19-jährigen Schauspielschüler Niclas Kunder aus Stadtbergen in greifbare Nähe – trotz der Veränderungen, die das Leben seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie erfahren hat. Seit 2019 besucht er die München Film Akademie MFA. Er selbst hat sich nicht nur äußerlich verändert, sondern auch an Selbstvertrauen gewonnen. Von den 16 Schülern, mit denen er anfing, "die Bretter, die die Welt bedeuten", zu erobern, sind heute noch zwölf dabei.
Einige der Mitschüler haben schon aufgegeben
"Jeder hatte individuell eigene Gründe, die dreijährige Ausbildung abzubrechen, dabei war es egal ob körperlich, geistig oder zeitlich", sagt Niclas Kunder. Aufgeben war jedoch für ihn nie ein Thema. Sein Lebensmotto lautet nach wie vor: "Es ist nicht meine Schuld, wenn nicht gerade alles so läuft, wie ich es will, aber es wäre meine, wenn es so bleibt. Ich lerne ja auch fürs Leben."

Denn dass er inzwischen ein anderer ist, bemerkt der junge Mann auch selbst im Alltag. Charakterlich genauso wie körperlich und stimmlich. Er berichtet aus seiner Ausbildung, dass die Nebenfächer des Schauspiels die gleiche Gewichtung haben wie das Schauspiel selbst. „Das härteste Stück Arbeit ist das ständige Training der Stimme, anstrengend und ermüdend, aber entscheidend vor allem im deutschen Schauspiel, das sehr großen Wert auf die stimmlichen Qualitäten setzt", betont der künftige Nachwuchsdarsteller. Doch nicht immer läuft es schon sehr gut, gibt er sich auch selbstkritisch. Während ihm das Körperliche und die Fantasie für den Beruf leichtfallen, sei er dennoch ab und zu noch zu "verkopft", um all das rauszulassen, was einen guten Schauspieler ausmache. Dennoch bleibt Niclas Kunder bei seinen Träumen. "Toll wäre natürlich eine große Rolle im Film oder Serie", meint er optimistisch.
Online-Unterricht ist im Schauspiel nicht möglich
Doch dann kam Corona. Die Schauspielschüler mussten in den Lockdown und bekamen strenge Auflagen, kleine Klassen, Minigruppen, Maskenpflicht, Tanzen und Kampfsport wurden gestrichen. "Ich bete dafür, dass die Maßnahmen nicht noch strikter nach den sechs Wochen Ferien werden. Online-Unterricht ist für uns im Schauspiel nicht umsetzbar. Auch in den Übungen schränkt uns Corona sehr, sehr ein. Ich halte mich an alle Hygieneregeln, doch so sehr man im schulischen und privaten Bereich achtet, ist der öffentliche Raum eine große Lücke", findet er. Allein mit der U-Bahn zur Schule zu fahren, bedeute ein großes gesundheitliches Risiko.
Doch die Pandemie und die Folgen haben auch ihr "Positives" für den angehenden Mimen. Er hat endlich nach langer Suche in München eine kleine, bezahlbare Wohnung gefunden. "Eine dreiviertel Stunde zur Schule ist ein echter Luxus, im Vergleich zu den bis zu den drei Stunden vorher, die ich täglich von Stadtbergen nach München und zurück pendelte." Dafür, dass er zum ersten Mal allein wohne, komme er gut zurecht. "Ich genieße vor allem meine Selbstständigkeit und Unabhängigkeit."
Niclas Kunder hört Musik zur Entspannung
"Auch Musik spielt nach wie vor eine große Rolle für mich. Ich höre bis zu vier Stunden Musik, alle Genre durch", erzählt er. Neben der Leidenschaft für seine klassische Konzertgitarre hat er auch das Kochen für sich entdeckt – ein Hobby, das er jetzt voll ausleben kann. "Ich habe meiner Mutter immer etwas über die Schulter geschaut, die uns täglich mit gutem und vor allem frisch gekochtem Essen verwöhnte. Jetzt koche ich für mich selbst, gehe gerne einkaufen, probiere etwas Neues. Das können auch Gerichte mit exotischen Früchten sein. Oder ganz klassisch Ratatouille."
Jetzt in den Ferien genießt er die Zeit in Stadtbergen mit der Familie und seinen Büchern. "Lesen braucht Ruhe und Muße. Das ging leider in den letzten Monaten komplett unter."
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