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Foto: Arno Burgi/dpa (Symbolfoto)
Foto: Arno Burgi/dpa (Symbolfoto)

Mutter sein ist eine ganz andere Arbeit.

Landkreis Augsburg
11.09.2018

„Toll, wie Sie das machen!“

Von Tanja Wurster

Ein bisschen Lob tut einer jungen Mutter manchmal sehr gut.

Oft höre ich viele Mütter lamentieren, dass ihr „Job“ so wenig wertgeschätzt wird. Ganz anders sei es dagegen, wenn man „normal“ arbeite. Meiner Erfahrung nach ist es genau andersherum. Aber ich muss von vorne anfangen beziehungsweise etwa vier Jahre zurückgehen.

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Es begann, als ich 30 wurde, und wurde schlimmer, als ich heiratete. Plötzlich war gefühlt die halbe Welt der Meinung, dass zu meinem Glück noch ein Kind fehlte. Oder wenn schon nicht zu meinem persönlichen Glück, dann zumindest, um den gesellschaftlichen Ansprüchen zu genügen. Vor meinem Leben als Mutter arbeitete ich in Vollzeit. Ich machte das (meist) gerne, fand es schön, dass regelmäßig Geld auf mein Konto floss und auch mein Chef mit Lob nicht sparsam umging. Wertschätzung bekam ich innerhalb der Firma, aber nicht mehr außerhalb.

Mütter haben keinen Feierabend

Als ich die besagten zwei „Meilensteine“ meines Lebens erreichte, genügte es nicht mehr, dass ich als Vollzeit-Arbeitnehmerin meinen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Gesellschaft leistete. Plötzlich musste noch ein Kind her. Die Zukunftsfähigkeit unseres Landes hänge davon ab – Stichwort demografische Entwicklung! – , außerdem müsse die Zeit der Selbstverwirklichung doch mal vorbei sein. Und hörte ich da nicht schon was ticken? Ob ich zu diesem Zeitpunkt ein Kind wollte, war für viele irrelevant. Ich fand das bizarr. Jetzt bin ich Mutter – auch (meist) sehr gerne. Es ist eine ganz andere Art von Arbeit. Feierabend gibt es nicht.

Ich fühle mich manchmal unter- und überfordert zugleich. Aber in das Klagelied, dass ich als Mutter zu wenig wertgeschätzt werde, kann ich nicht einstimmen. Ganz im Gegenteil: Im Internet oder in Familienzeitschriften wird mir ständig vermittelt, wie wertvoll meine Arbeit ist. Wildfremde Menschen auf der Straße, beim Bäcker oder in der Apotheke versichern mir, dass ich einen guten Job mache.

Mein neuestes Erlebnis: Als ich am Kuhsee mein Baby stillte, unterbrach eine ältere Dame ihren Spaziergang. „So ein Bild sieht man selten“, sagte sie völlig verzückt. „Toll, wie Sie das machen!“, lobte sie mich. So ein kleiner Applaus am Wegesrand tut gut. Doch manchmal hätte ich mir gewünscht, dass mir das in meiner kinderlosen Zeit auch passiert wäre. Steuern und Sozialabgaben zu zahlen ist nämlich auch ein bemerkenswerter Beitrag.

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