
Vom Lokführer zum Priester


Am 5. Juli feiert Bernd Rochna in Westendorf Primiz. Bis er seiner Berufung folgte, nahm er einige Umwege
Er wird im Sommer für eine der größten Veranstaltungen seit Jahren in Westendorf sorgen. Bernd Rochna wird am 5. Juli in dem rund 1500 Einwohner zählenden Ort seine Primiz feiern.
Bereits jetzt sorgt das bei dem 35-Jährigen für einen vollen Terminkalender, denn immer wenn er in seiner Heimatgemeinde unterwegs ist, gibt es vieles, das für diesen Tag vorbereitet werden muss, auch wenn bereits das halbe Dorf in diese Arbeiten eingebunden ist.
Die Westendorfer freuen sich, dass einer aus ihrer Mitte Priester wird. Und Bernd Rochna ist einer, der schon immer gerne mitten unter den Leuten ist. Einer, der sich gerne unterhält, lacht und sich im Vereinsleben engagiert. Den Rochna Bernd, den kennt man im Ort einfach. Er war bei der Feuerwehr, den Schützen, im Pfarrgemeinderat, CSU-Ortsvorsitzender und saß vier Jahre lang im Gemeinderat.
„Ja, ich bin hier schon stark verwurzelt“, sagt der 35-Jährige. Und es war auch dieses Umfeld, das ihn schließlich den Rücken stärkte, als er die Entscheidung traf, Priester zu werden. „Meine Familie, Freunde und Bekannte haben mich alle darin bestärkt“, berichtet er.
Dabei war sein Weg bis zu dieser Entscheidung durchaus turbulent. Rochna, der die Realschule in Meitingen besuchte, machte zunächst eine Ausbildung zum Lokführer in München und saß einige Zeit hinter dem Steuer einer S-Bahn. Doch schon seit er ein Kind war, wollte er Pfarrer werden. Aus diesem Grund besuchte er nach der Ausbildung die Berufsoberschule. Mit dem Abitur in der Tasche begann er ein Theologiestudium und schwenkte dann doch auf Lehramt für Hauptschule um, während er parallel Ethik und Politikwissenschaften studierte.
Der entscheidende Moment kommt, als Rochna sein Referendariat, sprich seine Vorbereitung auf seine Arbeit als Lehrer, absolvieren soll. Immer wieder denkt er an seinen ursprünglichen Wunsch Pfarrer zu werden und sagt sich: „Wenn ich es jetzt nicht mache, dann mache ich es nie mehr“.
Schließlich steht seine Entscheidung fest. Im September 2010 tritt er mit 31 Jahren ins Augsburger Priesterseminar ein und nimmt sein Theologiestudium wieder auf. Normalerweise dauert die Ausbildung im Priesterseminar vier Jahre, doch Rochna kann sie auf zwei Jahre verkürzen. Seit 2012 ist er in der Pfarrei Mindelheim eingesetzt und bereitet sich auf die Tätigkeit als Priester vor. Im Mai 2014 wurde er zum Diakon geweiht.
Rochna weiß, dass das Priesteramt ihm einiges abverlangen wird. Für ihn ist es deshalb wichtig, als Pfarrer authentisch zu sein. „Man muss das leben, was man predigt“, ist er überzeugt. Er will auf die Menschen zugehen – mit einer großen Offenheit auch gegenüber den verschiedenen Lebensentwürfen. Dabei verschweigt er nicht, dass die Kirche derzeit eine schwierige Gratwanderung meistern muss und sich nicht jedem Zeitgeist anpassen kann. „Es bewegt sich schon etwas, aber langsam“, so seine Einschätzung. Dass Rochna seinen Wunsch des Miteinanders und der Offenheit auch lebt, zeigt sein Engagement in Mindelheim. Dort hat er eine neue Theatergruppe aufgezogen und ist zur Feuerwehr gegangen. Er ist auch dort wieder mitten unter den Leuten.
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