Wie sich Kinder gegen Missbrauch wehren sollen
Allein im Landkreis werden jedes Jahr an die 20 Fälle aufgedeckt. Nun macht ein Theaterstück Schülern Mut
Und plötzlich ist es bedrückend still in der Stadthalle Gersthofen, als im Theaterstück die achtjährige Alina den Kindern im Publikum erzählt, wie sie der Verlobte ihrer großen Schwester streichelt und ihr zwischen die Beine fasst, sie große Angst hat. Sie weiß, dass sie das nicht will, hat aber keine Worte dafür.
Was bedeutet eigentlich sexueller Missbrauch? Was darf ein Erwachsener, was nicht? Welche Geheimnisse muss ich bewahren? „Trau dich! Ein starkes Stück über Gefühle, Grenzen und Vertrauen“ erzählt in klarer, kindgerechter Sprache und mit viel Witz und Musik Geschichten über Gefühle, Grenzüberschreitungen, unangenehmen Situationen und sogar Missbrauch. Und es geht um Lösungen: Wem können sich Kinder anvertrauen, wo gibt es Hilfe? Behandelt werden die Themen Gefühle, Selbstbestimmung, und Kinderrechte, Körperbewusstsein, Grenzverletzungen und „schlechte Geheimnisse“.
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Ein gutes Projekt.
Es ist ganz wesentlich, Menschen aller Altersstufen über das Missbrauchsphänomen zu informieren und ihnen Handlungsoptionen aufzuzeigen. Dazu ist es notwendig, die verschiedenen Gruppen gemäß ihrer Spezifika zu erreichen. Im Falle von Schulen also Kinder, Jugendliche, Personal und Elternschaft getrennt voneinander aufzuklären. Wir wissen seit langem, dass Kinder, die bedrängt oder bereits missbraucht werden, mehr oder minder deutliche Signale an Erwachsene senden. Wenn die nicht beachtet oder falsch gedeutet werden, kann dafür ein Mangel an Kenntnis verantwortlich sein. Häufiger liegt der Grund aber in persönlichen Nachteilen, die die Personen, an die die Opfer sich wenden befürchten. Sei es, dass mit der Trennung vom Partner wirtschaftliche Probleme einher gehen, Angst vor Gerede besteht, berufliche Konsequenzen drohen (Stichworte "Schweigepflicht/Verleumungsklage") oder eine emotionale Abhängigkeit zum mutmaßlichen Täter, zur möglichen Täterin bestehen. Kinder spüren das. Sie wissen meistens ziemlich genau, was passiert, falls sie offenbaren, dass man sie sexuell bedrängt, sexuell ausbeutet oder missbraucht. Manche verzweifeln an der Erkenntnis, dass die Erwachsenen ihnen nicht helfen können oder wollen. Andere werden dadurch sehr schnell und damit viel zu früh erwachsen. Sie haben die Welt so kennen gelernt, wie sie hinter all den Fassaden eben auch ist. Schmutzig, verlogen, ordinär, lieblos, grausam. Unsere Gesellschaft kennt eine lange Tradition des Schweigens und dem, was als "Opferbashing" und "Victimblaming" bekannt ist. Wir schützen gesetzlich die Familien, was praktisch bedeutet, dass die Rechte der Eltern vor die der Kinder gestelt werden. Eine Kultur des kollektiv betriebenen Kinderschutzes befindet sich dagegen noch im Aufbau. Wir sollten uns ein Beispiel an den Afrikanern nehmen, bei denen ein Sprichwort sagt, dass es ein ganzes Dorf brauche, um ein Kind aufzuziehen. Wir Erwachsenen sind für den Schutz von Kindern verantwortlich. Viel zu oft versagen wir darin. Deshalb müssen wir uns stärken und uns viel öfter trauen, genauer und mit gesunder Skepsis ausgestattet hinzugucken, hinzuhören und ggf. den Mut aufbringen, konsequent zum Wohl der Kinder zu handeln. Denn in jeder durchschnittlichen Oberschulklasse sitzen drei SchülerInnen, die im strafrechtlichen Sinne sexuellen Missbrauch erfahren haben oder aktuell missbraucht werden. Nur ein kleiner Teil davon erfährt Unterstützung. Die meisten dieser Verbrechen werden nie offenbar.
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer von schwerem sexuellem Missbrauch wurden