
Wie ein uralter Brunnen in Zusmarshausen wiederbelebt wird

Plus Unter dem Holzbrett verbirgt sich ein etwa 17 Meter tiefer Wasserbrunnen. Er könnte aus aus dem Mittelalter stammen und blieb viele Jahre verborgen.

Beim Abriss des alten Schulgeländes in Zusmarshausen staunte Hans-Peter Engelbrecht nicht schlecht. Plötzlich kam etwas zum Vorschein, das wohl sehr lange Zeit verborgen war: Ein uralter, 17 Meter tiefer Brunnen. Wie alt er genau ist, sei noch unklar. Denkbar aber sei, dass er aus der Zeit stamme, als unweit des Brunnens noch eine Burg stand. Nun soll der alte Wasserbrunnen hergerichtet werden.
Wer in das dunkle Brunnenloch sieht, blickt etwa 17 Meter in die Tiefe. Am Grund schimmert Wasser. Entdeckt wurde der ausgemauerte Brunnen bereits vor etwa 20 Jahren. 1996 sei die alte Schule mit Lehrerhaus abgerissen worden. Es entstand das neue Pfarrheim und Pfarrerhaus. Dort, wo der Brunnen heute zu finden ist, sei früher wohl der Garten des Lehrers gewesen, erzählt Heinz Pomp. Er ist der Hausmeister auf dem Kirchengelände. Wie alt der Brunnen ist lasse sich schwer sagen. Beim Abriss der alten Gebäude habe ein Archäologe sich den Brunnen einmal angesehen, sagt Engelbrecht. Er habe festgestellt, dass in dem Brunnen Ziegel verbaut sind, die aus dem 18. Jahrhundert, der Barockzeit, stammen. Der Brunnen selbst könnte aber noch viel älter sein. Denn der Bereich um die Zusmarshauser Kirche ist einer der ältesten im ganzen Ort.
Stammt der Brunnen aus der Zeit der Zusmarshauser Burg?
Im Mittelalter stand dort, angrenzend an die heutige Kirche, eine Burg. Weil große Teile davon vermutlich aus Holz waren, ist nicht mehr viel davon übrig. Man gehe davon aus, dass auch Kaiser hier übernachteten. Auch die älteste Urkunde Zusmarshausens, aus dem Jahr 892, stamme von dort, erklärt Heinz Pomp. Zusammen mit Engeblrecht bietet er auch immer wieder historische Führungen durch die Marktgemeinde an. Mit der Geschichte seines Heimatortes beschäftigen sich die beiden schon seit vielen Jahren.
Nun wollen sie, zusammen mit Kirchenpfleger Rudolf Demharter, den alten Brunnen wieder herrichten. Bevor man loslegen könne, brauche es aber noch die Zustimmung der Kirche, sagt Engelbrecht. Er stelle sich vor, dass der 17 Meter tiefe Wasserbrunnen ein Dach bekommen könnte. Außerdem werde über eine Beleuchtung und eine Pumpe nachgedacht. Der Brunnen soll die kleine Grünanlage hinter der Zusmarshauser Kirche verschönern. Kostenintensiv sei das Herrichten zwar nicht, dennoch würden sich die Zusmarshauser über tatkräftige Unterstützung freuen. Konkret könnte es im kommenden Jahr werden, sobald es wieder wärme werde, sagt Engelbrecht.

Immer wieder tauchen uralte Brunnen auf
Dass alte Brunnen aus dem Mittelalter bis heute erhalten bleiben, ist kein Einzelfall, weiß Johann Friedrich Tolksdorf vom Landesamt für Denkmalpflege. Er sagt: „Ein stabiler Brunnen kann hunderte Jahre erhalten bleiben“. Besonders wenn sie – wie der Brunnen in Zusmarshausen – ausgemauert sind. Entscheidend dafür, ob ein Brunnen über hunderte Jahre erhalten bleibt, sei auch der Untergrund. Der könnte in Zusmarshausen besonders geeignet seien.
Im Mittelalter seien die Wasserstellen wichtige Anlaufstellen gewesen. „Mit Wasser mussten sich die Menschen lange Zeit selbst versorgen“, sagt Tolksdorf. Interessant seien die Bauwerke auch in der Archäologie. Denn wenn ein Brunnen nicht mehr in Gebrauch war, wurde er oftmals mit Essensresten, Keramik oder Tierknochen zugeschüttet. Im ausgemauerten Brunnen wurden diese Gegenstände sozusagen archiviert. Heute können sie Forschern Aufschlüsse über das leben der jeweiligen Zeit liefern, sagt Tolksdorf.
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