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Als Kriegskinder nach Gersthofen geschickt wurden

Straßberg

Wie schön war es für die vierjährige Gertrud Kufner in Gersthofen

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    Auf Augsburg warfen die Alliierten während des Zweiten Weltkriegs hunderttausende Bomben ab. Das Foto ist undatiert und lässt sich auch keinem Ort zuschreiben.
    Auf Augsburg warfen die Alliierten während des Zweiten Weltkriegs hunderttausende Bomben ab. Das Foto ist undatiert und lässt sich auch keinem Ort zuschreiben. Foto: dpa (Symbol)

    Anfang Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Entfesselt vom Deutschen Reich, hatte er binnen sechs Jahren weltweit rund 60 Millionen Menschenleben gefordert. Die Redaktion des Augsburger Landboten und der Schwabmünchner Allgemeinen arbeitet zum Kriegsende vor 80 Jahren noch einmal die Erinnerungen der letzten Zeitzeugen auf. Gertrud Kufner, die damals vier Jahre alt war, lebt heute in Bobingen-Straßberg. Sie berichtet:

    „Wir Kriegskinder wurden alle verschickt. Ich kam auf einen Bauernhof in Gersthofen. Dort bekam ich morgens eine warme Milch und ein Stück Brot, ohne Belag, das versteht sich von allein, wenn sie schon einen Kostgänger hatten. Aber es war doch eine herrliche Zeit.

    Dann kam „sie“ und nahm mich mit in die zerbombte Stadt. Diesen Anblick werde ich nie vergessen. Unsere Ein-Zimmer-Wohnung befand sich in der Volkhartstraße und war natürlich nicht mehr vorhanden, alles war verbrannt. Ach, ich wäre so gerne bei den Kühen, Hühnern und Schweinen geblieben. In der Stadt gab‘s kein Brot, geschweige denn noch irgendetwas zu Essen.

    Gegen den Hunger lutschte die kleine Gertrud Kufner ein Stück Tapete

    Unsere neue Wohnung war am Gesundbrunnen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich die Tapeten abends im Bett gezupft und gelutscht habe, das half etwas gegen den Hunger. Es war dann soweit, dass die Frauen den restlichen Hausrat, Decken, Bettzeug und so weiter zu den Bauern aufs Land fuhren und diesen gegen Eier, Mehl, vielleicht auch ein Stück Käse verhökerten. Denn auf dem Land gab es noch zu Essen.

    Was sie nicht hatten, war ein Schluck Milch oder Wasser für mich. Sie hassten die „Städter“. Das bekamen wir lange zu spüren. Diese Zeit habe ich nie vergessen.“

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