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Nach Todesfall gibt Elektrotechniker Betrieb in Gablingen auf

Gablingen

Nach tragischem Verlust: Weltenbummler Armin Hoppmann übergibt Elektrotechnik-Betrieb

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    Armin Hoppmann macht nicht nur als Schlagzeuger der Coverband „WonderDocs“ den Abflug. Er hat auch seinen Elektrotechnik-Betrieb übergeben.
    Armin Hoppmann macht nicht nur als Schlagzeuger der Coverband „WonderDocs“ den Abflug. Er hat auch seinen Elektrotechnik-Betrieb übergeben. Foto: Hoppmann privat

    Armin Hoppmann hat fast alle Länder der Erde bereist. Von A, wie Australien, bis Z, wie Zimbabwe ist er mehrfach um die Welt geflogen. Der 54-jährige Gersthofer hat die Naturschönheiten von Neuseeland oder Indonesien gesehen, das Gewusel der Menschen in Pakistan erlebt. Er war an den schönsten Plätzen in Russland und im Iran genauso wie am schwarzen Lavastrand von Puerto San Jose in Guatemala. Doch Hoppmann war nicht als Weltenbummler oder Reiseführer unterwegs. Sein Beruf hat ihn in die entlegensten Winkel der Welt geführt. Sehenswürdigkeiten hat der Inhaber der von ihm vor 28 Jahren gegründeten Elektrotechnik-Firma dabei nur am Rande wahrgenommen. Er hat dort gearbeitet. „In mehr als 50 Ländern stehen von uns aufgebauten Anlagen, in denen die Ingredienzien für die Softdrink-Produktion zusammengestellt werden“, erklärt Hoppmann, der nach einem tragischen Vorfall nun aus dem Berufsleben ausgestiegen ist und seine in Gablingen angesiedelte Firma übergeben hat.

    Viele Abenteuer in exotischen Ländern erlebt

    Die Dienstreisen in fremde Länder hielten für Armin Hoppmann viele, teilweise skurrilen Abenteuer bereit. „Wir wussten, dass man in Uganda im Hotel nicht mit Karte zahlen kann. Deshalb hatte unser damaliger Auszubildender bei seiner ersten Auslandsreise 15.000 Dollar in bar im Gepäck. Man bestand jedoch auf Bezahlung mit Uganda-Schilling. So haben wir die Dollars in der Zentralbank in Kampala in Unmengen von Schilling umwechseln lassen, die wir dann in einem Werkzeugkoffer verstaut haben. Mit diesem Koffer voller Geld sind wir dann durch halb Uganda gefahren“, lacht Hoppmann.

    Armin Hoppmann hat die ganze Welt bereist. Hier am schwarzen Lavastrand von Puerto San Jose.
    Armin Hoppmann hat die ganze Welt bereist. Hier am schwarzen Lavastrand von Puerto San Jose. Foto: Hoppmann

    Das Arbeiten fern der Heimat, bei dem man teilweise auf der Baustelle, meist aber im Hotel untergebracht ist, bereitet aber auch Stress. „Wenn ich ein Frühstücksbuffet im Hotel sehen, bekomme ich die Krise“, sagt Hoppmann, der lieber vor Ort ein Appartement bewohnt. „Teilweise habe ich bis zu 270 Tage im Jahr auf Montage im Ausland verbracht, von 50 Sonntagen im Jahr 30 gearbeitet.“ In den letzten 15 Jahren habe sich gravierendes geändert. „Durch die Globalisierung und das Internet sind keine Entscheider mehr vor Ort. Das nervt gewaltig, wenn zudem der Zeitplan zementiert ist, die Rädchen aber nicht ineinander greifen.“ In Myanmar habe seine Firma für einen chinesischen Investor unter haarsträubenden Umständen eine Abfüllanlage für Milchprodukte installiert. „Dann hat sich herausgestellt, dass die Menschen in Asien eine generelle Unverträglichkeit gegen Milchpulver haben.“ Deshalb habe er schon immer früher in Rente gehen wollen als alle anderen.

    Bis zu 270 Tage im Jahr auf Montage in aller Welt unterwegs gewesen

    Für die finale Entscheidung, aus dem Berufsleben auszusteigen, hat der tragische Tod seines langjährigen Mitarbeiters und Freundes gesorgt, der im November 2023 im Alter 61 Jahren während eines Montageeinsatzes in Guatemala an einem Lungenversagen verstorben ist. „Ich war gerade auf dem Weg dorthin, um ihn zu unterstützen, da habe ich eine Nachricht bekommen, dass er ins Krankenhaus eingeliefert worden ist. Wenige Stunden später kam die Kunde, dass er verstorben ist“, erzählt Armin Hoppmann noch immer betroffen. „Ich bin daraufhin sofort ins Krankenhaus gefahren, das eigentlich gar kein richtiges Krankenhaus war.“ Mit Hilfe des deutschen Botschafters und guten Kontakten vor Ort gelang es ihm, für eine würdevolle Beisetzung zu sorgen. Er habe dann seine sterblichen Überreste in einer Urne im Handgepäck mit nach Hause gebracht. „Das hat mir den Rest gegeben“, so Hoppmann. „Das soll mir nicht passieren.“

    Zum 1. Januar hat Armin Hoppmann (links) seinen Elektrotechnik-Betrieb an Michael Hengelmann übergeben.
    Zum 1. Januar hat Armin Hoppmann (links) seinen Elektrotechnik-Betrieb an Michael Hengelmann übergeben. Foto: Hoppmann

    Nun hat er sein Firma übergeben. An den Sohn des verstorbenen Freundes, dessen Firmpate er auch ist. Michael Hengelmann hatte zunächst Stahlbauer gelernt, dann übergangsweise in Hoppmanns Firma gearbeitet. „Für ein halbes Jahr, bis die Schule beginnt“, sagt der 35-Jährige, der aufgrund seiner Auslandseinsätze im Kollegenkreis scherzhaft „Bürgermeister von Indonesien“ genannt wurde. Hengelmann blieb bei Hoppmann, absolvierte eine Lehre als Elektroniker mit Fachrichtung Energie und Gebäudetechnik, dann die Meisterschule. „Schließlich war er meine rechte Hand im Betrieb mit 18 Mitarbeitern“, blickt Armin Hoppmann zurück.

    Er will keine Verpflichtungen und Verantwortung mehr haben

    Als das erste von zwei Kinder kam, wollte der Familienvater nicht mehr reisen und ging zurück in die Industrie, hat eine Installationsfirma mit aufgebaut. „Als dann sein Vater verstorben ist, sind wir wieder zusammengekommen. Und es hat sich der Gedanke entwickelt, dass Michael die Firma übernehmen könnte“, ist Hoppmann glücklich, jetzt Vollzug melden zu können. In Zukunft will der 54-Jährige immer noch in der Firma mit tätig sein. Aber: „Ich kann mir raussuchen, für wen und wann ich arbeite. Ich will keine Verpflichtungen und keine Verantwortung meinen Mitarbeitern gegenüber mehr haben, wenn es mal nicht so gut läuft. Und ich will keinen Urlaubsantrag mehr einreichen müssen.“

    Als Privatier genießt Armin Hoppmann nun zusammen mit seinem Hund Obelix die Freizeit in seiner zweiten Heimat Kroatien.
    Als Privatier genießt Armin Hoppmann nun zusammen mit seinem Hund Obelix die Freizeit in seiner zweiten Heimat Kroatien. Foto: Hoppmann

    Und weil Armin Hoppmann immer mehr seiner neuen Freizeit in seiner zweiten Heimat Kroatien verbringt, hat er auch seinen Posten als Vorstand des Heimat- und Volkstrachtenvereins, den er 14 Jahre bekleidet hat, und sein Hobby, die Musik aufgegeben. 20 Jahre saß er bei der Coverband „WonderDocs“ hinter dem Schlagzeug. An Ostern hat er sein Abschiedskonzert gegeben. Dass es ihm langweilig werden könnte, kann er sich nicht vorstellen. „Richten, reparieren, neu machen“, lautet sein Motto. Ganz egal, ob er an seinem Haus in Kroatien baut, an seinem Boot bastelt oder Geräuchertes produziert.

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