Maskenpflicht, Hygiene-Regeln, leere Schulen und Plätze - das ganze Leben hat die Corona-Pandemie 2020 schlagartig geändert. Inzwischen ist es fünf Jahre her, dass die Pandemie auch das Augsburger Land erreicht hat. Unsere Redaktion hat mit Vertretern verschiedener Branchen gesprochen, die auf die Zeit des Lockdowns, Abstandsregeln und FFP2-Masken zurückblicken:
Das sagt der Chef der Wertachkliniken
Der erste Lockdown war eine herausfordernde, aber auch lehrreiche Zeit, findet der Chef der Wertachkliniken Bobingen und Schwabmünchen, Martin Gösele. „Besonders wertvoll war die rasche Einführung von Hygienemaßnahmen wie Maskenpflicht und das Einschränken von Großveranstaltungen, die nachweislich zur Eindämmung der Infektion beigetragen haben“, so Gösele.

In den Wertachkliniken hatte sich zudem die Einrichtung eines Krisenstabs und einer Taskforce bewährt. „Diese ermöglichten es uns, flexibel auf neue Erkenntnisse zu reagieren und ein lernendes System zu etablieren, das die Versorgung der Patientinnen und Patienten bestmöglich sicherstellte.“ Ein besonders positiver Aspekt sei die enge und konstruktive Abstimmung der Kliniken in der Region, insbesondere bei der Koordination der Intensivkapazitäten gewesen. „Der regelmäßige Austausch und die gegenseitige Unterstützung haben wesentlich dazu beigetragen, dass schwer erkrankte Patienten bestmöglich versorgt werden konnten“, blickt Gösele zurück. Aber es gibt auch Maßnahmen, die er eher negativ bewertet: „Kritisch sehen wir aus heutiger Sicht die strikten Besuchsverbote. Sie waren sicherlich gut gemeint, hatten aber erhebliche soziale und psychologische Auswirkungen auf die Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige. Eine differenziertere Lösung wäre hier wünschenswert gewesen.“
Das sagt die Leiterin des Gesundheitsamts
Dr. Susanne Rost leitet das Gesundheitsamt des Landkreises. Die Corona-Zeit sehr eindrücklich gewesen und die größte Herausforderung ihrer beruflichen Laufbahn. „Es war eine unglaublich intensive Zeit. Wir haben im Gesundheitsamt im Schichtbetrieb gearbeitet, 14 bis 15 Stunden am Tag, in der ersten Zeit auch an den Wochenenden. Der Zusammenhalt und die Arbeitsbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen war unglaublich hoch.“

Von den verschiedenen Maßnahmen, die damals zum Schutz der Menschen ergriffen wurden, würde man, da ist sich Rost sicher, mit dem heutigen Wissen „sicher manches anders beurteilen“. Immerhin ist sich die Leiterin des Gesundheitsamtes sicher, dass wir auf eine ähnliche Situation heute besser gewappnet sind. Ob man sich noch gegen Corona impfen soll? Da verweist die Ärztin auf die offiziellen Vorgaben der Stiko, die ständige Impfkommission. Auch diese Einrichtung wurde erst durch die Corona-Pandemie weithin bekannt. Am Maskentragen hält die Ärztin fest, etwa wenn es bei ihrem Gegenüber einen konkreten Verdacht auf eine schwerwiegende übertragbare Erkrankung gibt. „Als Ärztin ist es für mich nichts Ungewöhnliches, eine Maske zu tragen“, sagt die Leiterin des Gesundheitsamtes.
„Die Masken schützen - da bin ich mir sicher.“
Stefanie Berger, Fachärztin für Allgemeinmedizin und stellvertretende Vorsitzende der Hausärzte im Bezirk Schwaben
Das sagt eine Hausärztin
Stefanie Berger ist Fachärztin für Allgemeinmedizin und stellvertretende Vorsitzende der Hausärzte im Bezirk Schwaben. Die Zeit der Pandemie sei sehr stressig gewesen. Vor allem, weil mindestens einmal täglich andere Vorgaben von der Politik gemacht wurden, die entsprechend beachtet werden mussten. Besonders gut erinnert sie sich an eine Patientin, die zur Corona-Impfung kam. Dabei schenkte sie der Praxis Holzsägearbeiten ihres Mannes, der nicht lange vorher an Covid gestorgen war. Die Frau hatte ihren Mann weder im Krankenhaus besuchen, noch dort von ihm Abschied nehmen können. In der Thierhaupter Praxis angekommen, war sie so dankbar und glücklich über die Impfung, dass sie dem Team um Berger dieses Geschenk machen wollte. Aus medizinischer Sicht seien die Kontaktbeschräkungen „wahrscheinlich“ sinnvoll gewesen. „Ich denke, dass die Vorteile überwiegen.“ Die Trennscheiben in der Praxis bei der Anmeldung sind inzwischen verschwunden. Doch bei Patienten, die einen Infekt haben, trägt die Ärztin weiterhin eine Maske und bietet Betroffenen mit Rücksicht auf die anderen Patienten, auch eine zu tragen. „Die Masken schützen - da bin ich mir sicher.“
„Wir bemerkten, dass die Kinder mit Konflikten schlechter umgehen konnten.“
Thomas Fink, Schulleiter der Grund- und Mittelschule am Eichenwald in Neusäß
Das sagt ein Schulleiter
Schulen zählten während der Zeit von Lockdown und Maskenpflicht zu den Orten, an denen die Pandemie besonders sichtbar war. Thomas Fink, Schulleiter der Grund- und Mittelschule am Eichenwald in Neusäß, erinnert sich: „Es war eine unglaublich herausfordernde Zeit“, sagt er. Denn die Regeln für ihn, sein Kollegium und besonders für die Schülerinnen und Schüler änderten sich ständig. Um zu verstehen, was damals geschah, wühlte sich Fink durch etliche Elternbriefe, die in der Coronazeit verschickt wurden. Genau vor fünf Jahren meldete er den Eltern erstmals, dass ihre Kinder wegen des Virus zu Hause bleiben müssen. Bis zu den Osterferien hieß es in dem Schreiben vom März 2020. Es sollte deutlich länger dauern.
Was folgte, war ein ständiger Wechsel der Unterrichtsform. Erst sollten die Kinder ihre Unterrichtsmaterialien zu Hause allein bearbeiten, dann gab es digitalen Unterricht, zwischendurch wieder Vor-Ort-Unterricht in wechselnden Gruppen. Nach Monaten des Hin und Her durfte dann nur noch in die Schule, wer einen negativen Corona-Test vorweisen konnte. Ein Wirrwarr an Regeln, das bei den Kindern und Jugendlichen Spuren hinterlassen hat, wie Schulleiter Fink berichtet. „Wir bemerkten, dass die Kinder mit Konflikten schlechter umgehen konnten.“ Weil sie weniger Kontakt zu Gleichaltrigen hatten, kam es nach der Zeit des Lockdowns zu deutlich mehr Streit, berichtet Fink. Besonders schwer hatten es Schülerinnen und Schüler, die vor Corona Schwierigkeiten hatten, sagt er. „Es gab vereinzelt Schüler, die abgetaucht sind.“ Dennoch sei es dem Schulleiter immer wichtig gewesen, die geltenden Regeln so umzusetzen, dass möglichst viel Unterricht stattfinden konnte.
„Der Lerneffekt muss sein, dass wir uns als Menschen nie mehr so spalten lassen“
Markus Stettberger, Impfkritiker und Bürgermeister von Allmannshofen
Das sagt ein Impfkritiker
Wer sich nicht gegen Corona impfen lassen wollte, gehörte gegen Ende der Pandemie zu einer Minderheit. Einer, der dieser Minderheit bis heute angehört, ist Allmannshofens Bürgermeister Markus Stettberger. Er gab unserer Redaktion 2021 ein Interview, das große Wellen schlug. Stettberger erklärte darin, weshalb er sich nicht gegen das potenziell tödliche Coronavirus impfen lassen will - und löste damit eine kontroverse Debatte aus. Etwa hundert Briefe hätten ihn nach dem Interview erreicht, erzählt der Bürgermeister heute. Die meisten hätten sich für seine Positionen im Interview bedankt, sagt er. Viele griffen ihn für seine Haltung aber auch massiv an. „Wir wurden ausgegrenzt“, erinnert sich Stettberger. Wer sich nicht impfen lassen wollte, durfte etwa nicht mehr beim Sport im Verein mitmachen, behauptet er. Die Gesellschaft sei damals so gespalten gewesen, wie noch nie. „Der Lerneffekt muss sein, dass wir uns als Menschen nie mehr so spalten lassen“, sagt Stettberger heute.

An seiner Haltung habe sich auch in den vergangenen Jahren nichts geändert. Und das, obwohl auch Stettberger und seine Familie schon 2021 an Corona erkrankten. „An meiner Einstellung hat sich nichts geändert“, sagt der Bürgermeister der kleinen Gemeinde im nördlichen Landkreis heute. Rückblickend sei es eine „schwere Zeit“ gewesen, in der er sich mit seiner Meinung oft allein gefühlt habe. Positiv war für ihn aber, dass es im Zuge des Interviews immer wieder konstruktive Gespräche gegeben haben. Man müsse miteinander im Gespräch bleiben, meint Stettberger auch mit Blick auf andere Themen. Spaltung sei der falsche Weg.
„Die Leute hatten Matten, das war unglaublich.“
Erwin Schröder, Friseurmeister aus Neusäß
Das sagt ein Friseur
„Von heute auf morgen war Schicht im Schacht“, erinnert sich Friseurmeister Erwin Schröder aus Neusäß. Als der erste Lockdown kam, mussten seine Angestellten nach Hause und der Betrieb musste geschlossen bleiben. „Das war eine harte Zeit“, erinnert sich der Unternehmer. Denn Kosten für Strom und Material hatte er weiterhin. Schröder war einer von vielen Selbstständigen, die damals sogenannte Corona-Hilfen, also Geld vom Staat, bekamen. „Das kam auch rechtzeitig, aber wir mussten es auch wieder zurückbezahlen“, sagt Schröder. Er blickt mit gemischten Gefühlen auf die Pandemie zurück.

Einerseits war da plötzlich viel Zeit für Ausflüge und Hausarbeit. Andererseits war sein Laden vorübergehend leer. Weil der Friseurbesuch plötzlich verboten war, entwickelte sich eine Art Schwarzmarkt, erinnert sich Schröder und berichtet von Fußballspielern, die augenscheinlich frisch frisiert auf dem Spielfeld standen. Er selbst habe niemandem die Haare geschnitten, als das nicht erlaubt war, aber auch von Kollegen gehört, die deshalb hohe Strafen zu zahlen hatten. Als die Verbote dann aufgehoben wurden, war Schröders Salon schnell wieder voll. „Die Leute hatten Matten, das war unglaublich“, sagt der Friseur und lacht.
Den Friseuren bescherte die "Corona-Pandemie" einen Einkommens-Vorteil: Die wegen Mehraufwendungen stark angehobenen Preise blieben auch nach der "Krise" bestehen.
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