Als die Abspannung abfällt, tanzt Julian Kania über den Rasen. Sensationell zieht Drittligist Arminia Bielefeld gegen Titelverteidiger Leverkusen ins DFB-Pokalfinale ein und trifft dort auf den Bundesligisten VfB-Stuttgart. Seine Familie und seine engsten Freunde aus Dinkelscherben sind am Samstag dabei. „Für mich ist das Spiel in Berlin ein riesiges Highlight, und es ist schön, das mit den Leuten teilen zu können, die mich von Anfang an begleitet haben“, sagt Kania. Der Stürmer aus Dinkelscherben, der früher für den TSV und für Schwaben Augsburg kickte, steht vor dem größten Spiel seiner bisherigen Karriere, doch schon in den vergangenen Wochen ist viel passiert, und Julian Kania hat ein Highlight nach dem nächsten erlebt.
Unglaubliche Serie: Bielefeld und Julian Kania steigen in die 2. Bundesliga auf
Noch im März steht Arminia Bielefeld auf dem vierten Tabellenplatz, hat fünf Punkte Rückstand auf den Relegationsrang und ist sieben Zähler hinter einem direkten Aufstiegsplatz. Dann starten die Bielefelder um Kania eine Serie. Sie bleiben in den nächsten 13 Pflichtspielen ungeschlagen und gewinnen elfmal. Im DFB-Pokal-Halbfinale werfen sie Titelverteidiger Bayer Leverkusen raus und ziehen als erster Drittligist seit 24 Jahren ins Finale ein. In der Liga greift man noch einmal richtig an. „Da kam vieles zusammen. Wir sind als Team richtig zusammengewachsen“, sagt Kania. Sein Team startet eine Serie, gewinnt acht der jüngsten neun Pflichtspiele. „Mit jedem Sieg kam mehr Selbstvertrauen, und wir sind über uns hinausgewachsen“, so der 23-Jährige, der in dieser Zeit fünfmal trifft und ein Tor vorbereitet. Insgesamt erzielt er in dieser Spielzeit 16 Treffer und ist auch im Achtelfinale gegen Bundesligist SC Freiburg erfolgreich, als er beim 3:1-Erfolg einen Elfmeter zum 2:0 verwandelt. Die Serie in der Liga führt zum Aufstieg in die 2. Bundesliga und zum nächsten besonderen Moment.
Am 10. Mai bereitet sich die Arminia auf das Ligaspiel einen Tag später in Unterhaching vor. Zwei Spieltage vor Saisonende haben die Bielefelder vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Kania und seine Mitspieler verfolgen die Partien der Konkurrenz gemeinsam im Teamquartier. Saarbrücken verliert in Aachen und Rostock gegen Cottbus. Damit steht der Bielefelder Aufstieg noch vor dem Spiel in Unterhaching fest. „Im ersten Moment war es einfach ein unglaubliches Gefühl.“, sagt Kania und ergänzt: Wir waren alle extrem erleichtert und haben uns riesig gefreut, dass der Aufstieg schon am Samstag klar war. So konnten wir mit freiem Kopf ins Spiel gegen Unterhaching gehen und danach gemeinsam mit den Fans auf dem Platz feiern.“ Er spricht auch davon, dass sich die harte Arbeit der letzten Monate ausgezahlt habe. „Wir stehen verdient in der 2. Liga, und darauf können wir echt stolz sein.“

Julian Kania macht eine selbstbewusste Ansage
Der Aufstieg erfüllt Kania nicht nur mit Stolz, er motiviert ihn auch für das Pokalfinale, das bisher größte Spiel seiner Karriere. Das gebe dem ganzen Team einen emotionalen und mentalen Schub, sagt er und fügt selbstbewusst an: „Wir haben als Team jetzt schon Großes erreicht, sodass wir mit breiter Brust ins Pokalfinale gehen. Da werden wir nochmals alles geben, um den Pokal zu holen.“
Die Vorfreude auf das Endspiel ist groß und auch nicht geschmälert dadurch, dass Kania in den vergangenen Wochen häufig nicht zur Bielefelder Startelf zählte und meist eingewechselt wurde. Dazu sagt Kania erst das, was man von einem Fußballprofi in dieser Situation erwarten würde. Jeder spiele zwar gerne von Anfang an, aber für ihn stehe das Team an erster Stelle und er versuche immer, seinen Teil zum Erfolg beizutragen, egal wie viele Minuten er spiele. „Am Ende feiern wir alle denselben Erfolg“, ergänzt er dann und macht deutlich, wie besonders dieses Finale für ihn und Arminia Bielefeld ist.
Ein persönliches Highlight und enge Verbindung nach Dinkelscherben
Das hat auch mediale Auswirkungen. Die Berichterstattung über die Arminia nimmt bundesweit zu und das monatlich erscheinende Fußballkulturmagazin „11Freunde“ hat erstmals in seiner 25-jährigen Geschichte eine Titelstory über Bielefeld geschrieben – mit Kania auf dem Cover. „Das freut mich natürlich sehr. Ich habe 11 Freunde früher selbst gelesen, und plötzlich ist man da selbst auf dem Cover. Das war schon ein besonderer Moment und macht mich schon etwas stolz“, erzählt der 23-Jährige von seinem nächsten besonderen Erlebnis der vergangenen Wochen, um dann abermals sein Team in den Vordergrund zu rücken: „Am Ende ist es eine Auszeichnung für die ganze Mannschaft und eine Anerkennung für die starke Leistung, die wir in der letzten Saison erbracht haben.“
Das Gemeinschaftsgefühl verbindet ihn auch noch mit seiner Heimat, wo er noch mit einigen früheren Mitspielern und Freunden Kontakt hat: „Die Entfernung ist jetzt etwas größer, aber ich freue mich jedes Mal, zurück in die Heimat zu kommen, um Freunde und Familie zu treffen. Es ist einfach schön zu sehen, wie viele da mit fiebern und sich für mich freuen. Das gibt einem extra Motivation.“ Motivation dürfte Julian Kania mehr als genug haben, wenn er am Samstagabend in das Berliner Olympiastadion einläuft. Denn auch wenn der Arminia die Sensation eines Pokalsieges nicht gelingen sollte, der Junge vom Kaiserberg wird das nächste, vielleicht das größte Highlight seiner Karriere, erleben.
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