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Die Mordgeschichte des Michel von Fischach: Ein Verbrechen vor 200 Jahren

Grimdolsried, Fischach

Das Schwert richtete den "Michel von Fischach"

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    Im Krettenholz zwischen Grimoldsried und Kelchsried wurde vor über 200 Jahren ein Händler überfallen und erschossen. Jetzt gibt es neue Datails.
    Im Krettenholz zwischen Grimoldsried und Kelchsried wurde vor über 200 Jahren ein Händler überfallen und erschossen. Jetzt gibt es neue Datails. Foto: Marcus Merk

    Der deutsche Michel ist eine merkwürdige Nationalfigur. Er wurde früher als verschlafene, harmlose und spießige Gestalt dargestellt. Ob diese Eigenschaften auf Michael Sulzer zutrafen? Er wurde als „bayerischer Michl“ bezeichnet. In erster Linie war er kriminell, wie die Nachforschungen von Reinhold Lenski und Xaver Holzhauser ergeben haben. Die beiden sind, inspiriert durch die Mordsgeschichten-Serie unserer Redaktion, einem früheren Mordfall auf die Spur gekommen. Der Bobinger Heimatforscher Holzhauser hat nun im Königlich-Baierischen Intelligenz-Blatt des Iller-Kreises aus dem Jahr 1812 das Urteil gegen Sulzer entdeckt.

    Eine unheilvolle Bekanntschaft mit dem Fischacher

    Er hatte zusammen mit zwei Komplizen im Dezember 1810, wenige Tage vor Weihnachten, einen italienischen Krämer an der Straße zwischen Kelchsried und Grimoldsried überfallen und getötet. Sulzer war wenige Tage vorher aus dem Kerker ausgebrochen. Er musste wegen eines Pferdediebstahls einsitzen. Seine Flucht führte den Fischacher zu Petrilla Guggenmoos aus Kelchsried, die im schriftlich niedergelegten Urteil als „Beyschläferin“ bezeichnet wurde. Versteckt hielt er sich in Hergottsruh, einer ehemaligen Klause. Dort kamen offenbar zwielichtige Gestalten zusammen. Sulzer traf Johann Arnold und Gottfried Schmid, der eine Flinte besaß. Im Wirtshaus trafen sie auf den italienischen Krämer Peter Thedy, der in der Gegend seine Waren anbot. Schnell war ein Plan gefasst: Der Krämer sollte überfallen werden. Wenn er sich wehrt, dann sollte er erschossen werden.

    Die Männer wollen den Händler abpassen

    Die drei Männer versteckten sich im Wald und warteten auf Thedy. Doch der erschien in Begleitung des Reichertshofer Wirts, der einen großen Hund bei sich hatte. Das Tier jagte den Männern Angst ein, sie ließen von ihrem Plan ab. Am nächsten Tag versuchten sie erneut ihr Glück. Im Krettenhölzchen suchten sie sich einen Lagerplatz, machten ein Feuer und beobachteten die Straße. Sulzer hatte die mit Schrot und gehacktem Blei geladene Flinte bei sich, Arnold und Schmid bewaffneten sich mit Holzprügeln.

    Eine mit Schrot und gehacktem Blei geladene Flinte

    Doch Thedy ließ auf sich warten. Arnold wollte nicht länger warten und verließ den Wald. Sulzer und Schmid waren beharrlicher - plötzlich entdeckten sie den Krämer, der sich näherte. Zu einem Überfall kam es wohl nicht. Aus nächster Nähe schoss Sulzer Thedy nieder und schleppte ihn in ein Gebüsch. Danach machten sich die Männer über die Beute her: Halstücher, Hauben und Strümpfe aus Seide. Sulzer begab sich anschließend zu Petronilla Guggenmoos und erzählte ihr vom Überfall. Die Beute versuchten die beiden in den Tagen darauf in Schlipsheim und Eppishofen zu verkaufen. Sie gerieten allerdings in Verdacht und wurden festgenommen. „Der Beweis dieser That wurde nach den gesetzlichen Erfordernissen vollkommen hergestellt“ hieß es zu den folgenden Ermittlungen.

    Der getötete italienische Krämer wurde auf dem Friedhof von Grimoldsried beerdigt.
    Der getötete italienische Krämer wurde auf dem Friedhof von Grimoldsried beerdigt. Foto: Marcus Merk

    Sulzer wurde schließlich wegen des Raubmords und elf weiteren Diebstählen 1812 verurteilt. Das Schwert richtete Sulzer zwei Jahre nach dem Überfall. Damit endete das Leben eines Mannes, der auf die schiefe Bahn geraten war. Der 26-Jährige wurde zum Michel von Fischach, weil er als Soldat des königlich-bayerischen Militärs im Kampf gegen die Preußen desertierte. Er kehrte in die Stauden zurück und tauchte dort unter. Durch Diebstähle hielt er sich über Wasser – bis er schließlich auf Johann Arnold und Gottfried Schmid traf.

    Der Mord prägte sich in den Köpfen der Menschen damals ein. Sogar eine Sage entstand daraus: Denn der Freundin des Michael Sulzer wurde nachgesagt, dass sie einen Pakt mit dem Teufel geschlossen habe und eine Hexe sei.

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