
Emotionales Wiedersehen mit dem rettenden "Engel" Angelo in Emersacker

Plus Bei einem Konzert trifft Birgit Arnold den Mann wieder, der ihr mit einer Stammzellspende das Leben gerettet hat. Wie es der ehemaligen Krebspatientin heute geht.
Vor etwa drei Jahren erhielt Birgit Arnold die niederschmetternde Diagnose: Akute Leukämie. Dabei wusste die Frau aus Emersacker anfangs noch gar nicht, welch langen Leidensweg sie vor sich haben würde. Als sie das Krankenhaus nach einer ersten sechswöchigen Chemotherapie verlassen wollte, kam der Krebs zurück. Und diesmal traf er sie mit seiner ganzen Härte. Jetzt hieß es: Stammzellentransplantation. Die Ärzte räumten ihr eine Überlebenschance von 40 bis 50 Prozent ein.
Acht Monate verbrachte sie danach in einer Klinik. Das Immunsystem war bis auf einen winzigen Teil zerstört. Zu dieser Zeit wog Birgit Arnold gerade noch 38 Kilogramm. Täglich musste sie 30 Tabletten einnehmen. Besucher, Krankenschwestern und Ärzte auf der Knochenmark-Transplantation-Station (KMT) durften wegen der Infektionsgefahr nur mit Schutzbekleidung in ihr Krankenzimmer gehen.
Mithilfe einer Stammzellentransplantation überlebte die Emersackerin
So sah Birgit Arnold von der Krankenschwester Hildegard Schön zunächst immer nur die Augen und sie hörte ihre Stimme. Trotzdem fühlten sich beide stark miteinander verbunden. "Sie war sehr nett. Wir haben gelacht, geweint und viel über Gott gesprochen", erinnert sich Birgit Arnold heute. Durch diese Krankenschwester habe sie zum Glauben gefunden, sagt sie. "Aber sie war auch sehr streng." Als Birgit Arnold von ihrer Familie einmal ein Puzzle mit 1000 Teilen bekommen hatte, sagte Schwester Hildegard: "Du darfst die Klinik erst verlassen, wenn das Bild fertig ist."
Birgit Arnold hatte nicht nur mit der Krankenschwester Glück. Ihre Geschichte hat ein Happy-End. Sie lebt, weil ihr ein damals Unbekannter das Leben rettete. Unter ihren Geschwistern und in der Familie fand sich kein passender Stammzellen-Spender. Ihr Glück: Die Datenbank der DKMS lieferte schließlich einen Treffer.
Heute ist die 56-Jährige gesund, wenn auch noch nicht beschwerdefrei. Der Unbekannte, der ihr Leben rettete, hat für sie einen Namen und ein Gesicht bekommen. Angelo Schramm, der sich gemeinsam mit seiner Frau Jessica spontan für eine Registrierung bei der DKMS entschieden hatte, schenkte ihr mit einer Stammzellentransplantation ein neues Leben. Durch ihn bekam die 56-Jährige ein neues Immunsystem, neue Zellen und sogar seine Blutgruppe.
In Emersacker trafen sich Spender und Empfängerin zum ersten Mal
Wer ist dieser Mann, der das möglich gemacht hatte? Ohne zu zögern hatte Angelo Schramm damals zugesagt, als er den Anruf von der DKMS bekam und erfuhr, dass er als Spender infrage käme. Für ihn war die Stammzellenspende eine Selbstverständlichkeit. Nach anfänglichem Briefkontakt und Telefongesprächen hatten sich die beiden nach der zweijährigen Anonymitätsfrist, die bei der DKMS gilt, zum ersten Mal bei Birgit zu Hause in Emersacker gesehen.
Da haben beide ganz schön schlucken müssen, so ergriffen waren sie. "Wir haben gleich eine tiefe Sympathie für einander empfunden", erzählt Angelo Schramm. So war es ihm jetzt auch eine Herzensangelegenheit, gemeinsam mit seiner Frau Jessica zum Benefizkonzert "Frieden auf Erden" zu kommen, um Birgit beim Singen zuzuhören. 2000 Euro kamen bei diesem Konzert für die Knochenmarkspenderdatei DKMS zur Bekämpfung von Leukämie und die Weldener Tafel zusammen.
Birgit Arnold und Angelo Schramm wollen weiterhin in Kontakt bleiben. Wie sich herausstellte, wohnen sie gerade einmal 150 Kilometer voneinander entfernt. "Es hätte auch durchaus Australien sein können", sagt der Nürnberger und lacht.
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