Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Gehirnerschütterung bei Kindern: Erste Hilfe und wichtige Schutzmaßnahmen erläutert

Landkreis Augsburg

Erste Hilfe bei Gehirnerschütterung: So wird der kleine Ludwig optimal versorgt

    • |
    • |
    • |
    Beim Verdacht auf eine Gehirnerschütterung gilt: Lieber einmal zu oft zum Arzt als einmal zu selten.
    Beim Verdacht auf eine Gehirnerschütterung gilt: Lieber einmal zu oft zum Arzt als einmal zu selten. Foto: Christin Klose, dpa-tmn (Symbolbild)

    Kinder toben gern und probieren alles aus, was nach Spaß aussieht. Das führt manchmal auch zu Verletzungen. In unserer neuen Serie stellen wir die häufigsten Unfälle vor und zeigen, wie die „Erste Hilfe am Kind“ in diesen Fällen aussehen sollte. Los geht es mit dem kleinen Ludwig, der eine Gehirnerschütterung erleidet.

    Ein fiktiver Fall: Ludwig feiert heute seinen 6. Geburtstag. Endlich bekommt er das heiß ersehnte neonfarbene Skateboard geschenkt. Er kann es kaum erwarten, damit zu fahren, er hat es schließlich bei seinem Freund schon einige Male ausprobiert. Selbstbewusst stellt er es auf die Straße und tritt kräftig an. Auch einen Trick hat er schon gelernt, den er vorführt. Dabei rutscht das Skateboard weg und Ludwig stürzt nach hinten. Er schlägt mit dem Hinterkopf auf dem Asphalt auf, den Helm hat er vor lauter Aufregung vergessen. Zum Schrecken seiner Eltern bleibt Ludwig regungslos liegen. Sein Vater verständigt den Rettungsdienst.

    Die Funktion des Gehirns ist vorübergehend gestört

    Es geht ganz schnell: Der Kopf erhält einen Stoß, bewegt sich ruckartig oder schlägt zum Beispiel auf dem Boden auf. Eine solche Verletzung kann dazu führen, dass das Gehirn „durchgeschüttelt“ wird und gegen den harten Schädelknochen stößt, eine vorübergehende Funktionsstörung ist die Folge. Ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma entsteht, umgangssprachlich eine Gehirnerschütterung. Das Gehirn ist im Schädel von Nervenwasser (Liquor) umgeben. Sie schützt das Gehirn vor Verletzungen, indem sie Bewegungen abfedert.

    Was ist nach einem solchen Sturz zu tun?

    Betroffene fühlen sich meist benommen und haben Kopfschmerzen, in der Regel kommen Schwindel und Übelkeit mit Erbrechen hinzu. Häufig fehlt den Patienten die Erinnerung an das, was kurz vor oder nach dem Unfall passiert ist. Die Amnesie hält meist weniger als 24 Stunden an und wird durch häufiges Nachfragen erkennbar. Oft sind Betroffene direkt nach dem Sturz mehrere Sekunden bis Minuten bewusstlos.

    Alltag für Rettungssanitäterin Angelina Endres vom Bayerischen Roten Kreuz. „Gerade bei Notfällen mit Kindern ist auch bei uns Profis eine gewisse Anspannung zu spüren", sagt sie.
    Alltag für Rettungssanitäterin Angelina Endres vom Bayerischen Roten Kreuz. „Gerade bei Notfällen mit Kindern ist auch bei uns Profis eine gewisse Anspannung zu spüren", sagt sie. Foto: Bayerisches Rotes Kreuz

    Der Betroffene muss jetzt nach einer Kontrolle des Mundraums und der Atmung zur Sicherheit in die stabile Seitenlage gedreht und beobachtet werden. Erbricht das Kind, müssen die Atemwege freigehalten werden, indem es auf die Seite gedreht und dort gehalten wird. Das Kind flach, am besten auf dem Boden lagern, unnötiges umhertragen vermeiden und an den Wärmeerhalt mit einer Decke denken. Bei Bewusstlosigkeit sollte man auf die Uhr sehen, um die Dauer genau festzuhalten. Durch die Aufregung erscheinen Sekunden wie Minuten. Ob Ludwig bei Bewusstsein ist, lässt sich mit einfachen Fragen herausfinden. Am besten über vertraute Dinge mit ihm sprechen, um ihn zu beruhigen. Ludwig sollte jetzt nicht einschlafen. Sind beide Pupillen gleich groß? 

    Nach Kopfverletzungen zum Arzt gehen

    Kopfverletzungen können die Eltern keimarm und locker verbinden, ohne Hals und Kopf dabei zu sehr zu bewegen. Der Notruf sollte verständigt, oder das Kind in die Kinderklinik oder zum Kinderarzt gebracht werden, wenn sich die Ersthelfer das allein zutrauen. Es ist wichtig, sich nach einer Kopfverletzung ärztlich untersuchen zu lassen. Bei einer Gehirnerschütterung folgt meist ein 24-stündiger Krankenhausaufenthalt zur Beobachtung. Kehren Symptome zurück, muss der Patient erneut zum Arzt. Das Gehirn braucht ausreichend Zeit zur Erholung.

    Nach einer körperlichen Ruhephase mit ausreichend Schlaf und wenig Anstrengung verschwinden die Beschwerden meist nach einigen Tagen oder Wochen. Dabei sollten Betroffene zu Beginn nicht unbeobachtet bleiben. Etwa 150.000 Kinder und Jugendliche werden pro Jahr in Deutschland mit einer Gehirnerschütterung stationär behandelt, langfristige Folgen sind selten und gelten als sehr gut behandelbar.

    Damit es gar nicht erst soweit kommt

    Alltag für Rettungssanitäterin Angelina Endres vom Bayerischen Roten Kreuz: „Bei Notfällen mit Kindern ist auch bei uns Profis eine gewisse Anspannung zu spüren“, sagt sie. Deswegen an erster Stelle: Ruhe bewahren. Endres rät zu vorbeugenden Maßnahmen. Bei Aktivitäten mit erhöhter Sturzgefahr wie Fahrradfahren, Inlineskaten, Klettern oder Skifahren muss auf einen gut sitzenden Schutzhelm geachtet werden. Ungeübte Kinder sollten nicht unbeaufsichtigt bleiben, Fenster, Treppen und den Balkonbereich für Kinder gesichert sein. Außerdem sollten Sprünge in unbekannte Gewässer vermieden werden. (AZ)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden