Mit gesenktem Kopf durchs Schulhaus: Aber nicht wegen schlechter Noten, sondern weil der Blick mal wieder runter geht aufs Smartphone. Schließlich müssen immer wieder Nachrichten gecheckt, Shorts gesehen und Likes verteilt werden, bevor die nächste Unterrichtsstunde beginnt. Während Länder wie Dänemark und die Niederlande Handys in Schulen schon verboten haben, läuft die Diskussion hierzulande weiter: Sollten Mobiltelefone in Klassenzimmern erlaubt sein?
Eine einheitliche Antwort auf die Frage hat die Konferenz der Kultusminister der Länder nicht gefunden. Auch im Landkreis Augsburg gehen die Schulen unterschiedlich mit dem Thema um. Robert Walch ist Schulleiter der Anna-Pröll-Mittelschule in Gersthofen. Hier sind die Regeln ganz klar: Morgens vor Unterrichtsbeginn müssen alle Schüler ihre Smartphones in ihre Taschen packen. Dann gilt: Nicht draufschauen, nicht runterscrollen und nichts liken, bis der Schultag beendet ist. Das Gerät darf nur herausgenommen werden, wenn es für Recherche-Zwecke im Unterricht ausdrücklich erlaubt ist. Die Schülerinnen und Schüler sollen wissen, dass so ein Handy auch sinnvoll eingesetzt werden kann. Wer sich an der Anna-Pröll-Mittelschule nicht an diese Regeln hält, muss sein Mobiltelefon abgeben und bekommt es erst am Ende des Tages zurück.
Warum es mit den Handys an der Schule manchmal schwierig ist
Robert Walch ist ehrlich: „Es ist echt schwierig“, sagt er. Und es habe schon Fälle gegeben, in denen Schüler ihre Mitschüler gefilmt hätten. „Da haben wir die Polizei gerufen“, berichtet der Schulleiter. Die komme auch immer wieder an die Schule, um die Schüler grundsätzlich über das Thema aufzuklären. Robert Walch würde sich wünschen, dass die Schule Schließfächer erhält. Die könnten mit einer Ladestation ausgestattet sein, an der dann im Zuge der Digitalisierung an Schulen Tablets für den Unterricht aufgeladen werden. Hier könnten die Schüler dann auch ihre Handys hineinlegen.
Auch in den Pausen dürfen Handys nicht genutzt werden
An der Staatlichen Realschule in Neusäß gelten ähnliche Regeln. Hier dürfen die Schüler ihre Smartphones ebenfalls nur vor und nach dem Unterricht nutzen. Auch in den Pausen sind die Geräte nicht erlaubt, wie Konrektor Andreas Thomik berichtet. Nur für die Recherche dürfen sie im Unterricht herausgeholt werden. „Die meisten, aber nicht alle, haben ein Handy“, ist dem Konrektor dabei aufgefallen. Und noch etwas hat er festgestellt: Wenn die Jugendlichen mit ihren Mobiltelefonen beschäftigt sind, wird weniger getobt und gerauft. Überhaupt haben die Schüler untereinander weniger Kontakt. Das bedeutet auch, dass sie weniger miteinander reden. Die aktuell geltenden Regeln wurden bei der jüngsten Sitzung des Schulforums aufgestellt und sollen evaluiert werden. Liegt die Schule im Umgang mit den Handys richtig? Andreas Thomik gesteht, dass er sich persönlich fragt, wie ein generelles Handy-Verbot an Schulen durchgesetzt werden sollte. „Ich würde mir ein einheitliches Vorgehen von politischer Seite wünschen“, sagt der Konrektor. Jetzt müssten die Schulen selbst an einer Lösung arbeiten.
Handygaragen sorgen für Frieden im Klassenzimmer
Das hat zumindest den Vorteil, dass jede Schule die für sie beste Lösung finden kann. So ist der Konrektor der Neusässer Realschule durchaus überzeugt von dem Modell, das an der Grund- und Mittelschule Am Eichwald in Neusäß umgesetzt wird. Leider sei das an einer Schule mit wechselnden Fachlehrern nicht so einfach möglich, sagt Andreas Thomik. In der Schule Am Eichwald gibt es sogenannte Handygaragen: Die Schüler legen ihre Telefone morgens in das Pult des Lehrers und erhalten es am Ende des Schultags aus den kleinen Holzboxen wieder zurück. Das bringe Frieden, hatte Schulleiter Thomas Fink vor Kurzem erklärt. Wer mit einem Handy während der Schulzeit erwischt wird, bekommt es erst am Ende der Schulwoche zurück. Auch hier wurden schon Schüler und Lehrkräfte mit Smartphones gefilmt.
In Schwabmünchen sind Handys nur in der Oberstufe erlaubt
Der Schulleiter des Leonhard-Wagner-Gymnasiums in Schwabmünchen, Alexander Pfaffendorf, sagt: „Wir versuchen wirklich, in der Schule einen Schutzraum zu bieten.“ Nur Oberstufenschülern ab der zwölften Klasse ist es deshalb erlaubt, Mobiltelefone auf dem Schulgelände für private Zwecke zu verwenden. „Wir gehen davon aus, dass diese Schüler reif genug sind, um das Handy angemessen zu nutzen“, erklärt er. Alle anderen Schüler dürfen ihre Mobiltelefone nur aus dem Schulrucksack holen, wenn ein Lehrer oder eine Lehrerin das ausdrücklich für Recherchezwecke erlaubt hat. So ein Handyverbot sei schwer durchzusetzen, berichtet der Schulleiter. Da helfe die Stahlbetonbauweise des Gebäudes. Sie sorgt dafür, dass die Schüler so gut wie keine mobilen Daten empfangen können. „Aber wir haben W-LAN“, sagt Alexander Pfaffendorf, und die Oberstufenschüler erhalten dafür täglich ein neues Passwort. Im kommenden Schuljahr sollen die Schüler der zwölften und 13. Klassen dann mithilfe der Mac-Adressen ihrer Handys ins W-LAN gelangen können. Auch Tablets werden am Schwabmünchner Gymnasium erst ab der neunten Klasse freigegeben. Die Schüler der unteren Jahrgangsstufen sollen zunächst lernen, sauber zu schreiben und Geodreieck und Bleistift nutzen.
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