Es war eine Anfrage, die auf der Bürgerversammlung in Diedorf vor wenigen Wochen ausführlich behandelt worden war. Hans-Ulrich Gehrke, Vorsitzender der Ortsgruppe des Bund Naturschutz in Diedorf, wollte wissen, wie eine Alternative zu den inzwischen verwendeten Funkwasserzählern in der Marktgemeinde aussehen könnte. Seine Begründung: Funkwasserzähler senden ihre komplette Verbrauchsstatistik mit bis zu 2880 Einzelwerten täglich knapp 6000 Mal. Diese Datenmenge würde überhaupt nicht benötigt, so Gehrke, könnte aber elektrosensible Menschen beeinträchtigen. Eine Übertragung einmal im Jahr würde doch ausreichen. Jetzt hat sich auch der Werkausschuss der Gemeinde Diedorf mit dem Thema befasst.
Funkwasserzähler werden seit einigen Jahren von vielen Gemeinden eingesetzt, wenn der turnusmäßige Austausch der Wasserzähler ansteht. Im Landkreis Augsburg sind sie unter anderem in Aystetten, Bobingen, Großaitingen, Neusäß oder Königsbrunn im Einsatz. Die Verwaltungen erwarten sich davon eine Reihe von Vorteilen, auch für Kundinnen und Kunden. So erhoffen sich Wasserversorger unter anderem, bei einem ungewöhnlich erhöhten Verbrauch früh auf Rohrbrücke aufmerksam zu werden. Zudem sind die Funkwasserzähler hygienischer und genauer, außerdem muss der Verbrauch nicht von Mitarbeitenden abgelesen werden. Wasserabnehmer können ihrerseits nachvollziehen, wann und warum sie zu einem bestimmten Zeitpunkt mehr Wasser als üblich verbraucht haben. War der Rasensprenger nicht abgestellt? Oder war nach einer Heizungswartung ein Ventil geöffnet geblieben?
Ein Mann aus Dießen ging wegen der Funkwasserzähler bis vor Gericht
Allerdings sorgen Funkwasserzähler immer wieder auch für Verunsicherung und Ablehnung bei Verbraucherinnen und Verbrauchern. So geschehen in der Ammersee-Gemeinde Dießen. Dort wurden Funkwasserzähler ab 2018 eingebaut, inzwischen sind fast alle Haushalte damit ausgestattet. Die Themen elektromagnetische Strahlung und auch das Recht auf die eigenen Daten waren dabei Themen. Ein Dießener klagte deshalb vor dem Augsburger Verwaltungsgericht. Er wollte nicht, dass bekannt wurde, wann er wie viel Wasser verbraucht. Das Verwaltungsgericht wies die Klage im Jahr 2023 zwar ab. Doch allein ist der Mann mit seiner Einstellung nicht. Ein gutes Zehntel aller Dießener Haushalte hat die Abschaltung der Funkfunktion der digitalen Wasserzähler beantragt und auch erhalten. Hier geht es auch um den Einfluss auf elektrosensible Menschen.
Inzwischen hat sich die Rechtslage jedoch geändert. Seit 2024 ist auch in Dießen die Funkfunktion an allen digitalen Wasserzählern wieder angestellt. Hintergrund ist die geringe Strahlenbelastung durch die Funkwasserzähler. Sie ist fast 100 Mal niedriger als die Strahlenbelastung durch ein Smartphone, hatte der Diedorfer Wassermeister Rainer Kroker auf der Bürgerversammlung erläutert. In Diedorf ist die Lage ein wenig anders. Im vergangenen Jahr wurden rund 1000 Haushalte mit Funkwasserzählern ausgestattet. In einem Fall wurde auf den Einbau verzichtet und auf ein mechanisches Modell zurückgegriffen, weil ein Attest über den Verdacht auf eine Elektrosensibilität vorgelegt werden konnte. Die Folge: Der Bürger ist nun selbst dafür verantwortlich, seinen Wasserstand regelmäßig und fristgerecht bei den Gemeindewerken zu melden. Die Verwaltung in Diedorf vergleicht: „Um die gleiche Funkbelastung wie durch ein einminütiges Telefonat mit einem Mobiltelefon zu erreichen, müsste man sich mehrere Jahre direkt neben dem Zähler aufhalten.“
Diedorf setzt weiter auf Funkwasserzähler
Aufgrund einer Änderung in der Rechtssprechung sieht der Markt Diedorf keinen Anlass dafür, die Daten nur einmal im Jahr übertragen zu lassen. Denn dafür müsste jeder Zähler wieder direkt vor Ort angesprochen und von einem Mitarbeitenden auf eine Reaktion gewartet werden. Der Aufwand könnte bis zu fünf Minuten pro Haushalt betragen, hatte man im Austausch mit der Gemeinde Dießen erfahren. Von Effizienz und Kostenersparnis könne dann keine Rede mehr sein. Nach der Bürgerversammlung hat sich nun auch der Werkausschuss der Gemeinde mit dem Thema befasst. Eine Veränderung in der Einschätzung gebe es aber nicht, so Bürgermeister Peter Högg nach der Sitzung.
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