Es ist schon viel über die neue Ortsmitte gesagt und geschrieben worden. Und immer noch ist das Projekt nicht in trockenen Tüchern. In der sehr gut besuchten Bürgerversammlung hatten Joel Harris und Miriam Franzel von Harris & Kurrle Architekten die neuen Entwurfsideen der Ein-Gebäude-Lösung den Bürgerinnen und Bürgern zur Diskussion vorgestellt. Die Moderation übernahm Petra Voßebürger vom Büro IKU GmbH, die das Projekt über ein ganzes Jahr lang begleitet hat und wie Bürgermeister Anton Gleich deutlich machte, „uns über so manche Klippe hinweggeholfen hat“. Der Weg zur Realisierung sieht folgenden Zeitplan vor: Im April könnte die Fertigstellung der Vorentwurfsplanung, im September die Fertigstellung der Entwurfsplanung erfolgen. Nach dem Förderbescheid könnte im Dezember über den Finanzierungsplan entschieden werden. 2026 wäre der mögliche Baubeginn.
Der Bürgermeister blicke, wie er sagte, optimistisch in die Zukunft. Mit diesem neuen Zentrum inklusive Feuerwehrhaus, Rat- und Bürgerhaus, Schulungs-, und Musik- und Jugendraum, Lagerräume für Vereine soll alles in einem Gebäude zusammengefasst werden. Auch das wichtige Dreieck aus Gaststätte, Rathaus und Kirche würde belebt, weil das Bräustüble und die Kirche direkt gegenüber liegen. „Jung und alt sollen hier ihren Platz finden“, so Gleich.

Bonstetten kann sich eine neue Ortsmitte finanziell leisten
Im Anschluss hatten die Bürgerinnen und Bürger Redebedarf. Für die Optik wäre sinnvoll, wenn das Bräustüble und das neue Gebäude sich an einer Höhe orientieren könnten. „Welche Materialien nutzen Sie für das Gebäude und wie sieht es mit erneuerbarer Energie und Klimaschutz aus?“, wollte ein Bürger wissen. „Für das Städtebauliche ist es wichtig, dass eine Platzsituation zwischen den beiden Gebäuden geschaffen wird“, so die Antwort des Architekten. „Am liebsten würden wir ein Energieplus-Gebäude schaffen, das selbst sehr viel Energie mit PV-Anlage und Wärmepumpe produziert. Es soll eine Ortsmitte werden, wo man sich zu Hause fühlt, aber es sollte schon ein bisschen anders aussehen, als die Gebäude im Ort.“ Ein Bürger sparte nicht mit Kritik am Gemeinderat, der sich seit fünf Jahre mit der Planung beschäftigt. „Wenn es darum geht, dass sogenannte „Loch“ (gemeint ist die Ortsmitte) zu füllen, dann sollten wir es auffüllen und bepflanzen.“ Skeptisch äußerte er sich zum geplanten Feuerwehrhaus. Dazu wurde Kommandant Christian Deil befragt, ob die Pläne die Ansprüche erfüllen. Er sagte, dass der Bedarf ermittelt und der Standort in der Ortsmitte geeignet sei. Jedoch müsse aufgrund von Platzmangel bei Ein- und Ausfahrt noch an einer abschließenden Lösung gearbeitet werden. „Die Ausfahrt der Feuerwehr muss dauerhaft freigehalten werden, daher müssten Übungen anderswo stattfinden.“
Ein Bürger bemängelte, dass sein Verein keine Rückmeldung für einen Raum erhalten habe. Der Bürgermeister machte jedoch deutlich, dass fünfzig bis sechzig Quadratmeter als Lager für Vereine berücksichtigt werden. Ein weiterer Diskussionspunkt war der Stockerplatz. „Er soll in der Ortsmitte bleiben. Ein Rahmen- und Masterplan, der die weitere Nutzung des Geländes im südlichen Bereich mit Sport- und Freizeitaktivitäten prüfen soll, wird in der nächsten Gemeinderatssitzung besprochen“, erklärte Gleich.

Kämmerer Günther Tauber wurde gefragt, ob Bonstetten sich eine neue Ortsmitte finanziell leisten könne und antwortete: „Bonstetten ist hier die einzige Gemeinde, die es sich leisten kann. Sie hat in zehn Jahren aus dem laufenden Betrieb (Steuereinnahmen abzüglich laufender Kosten) fünf Millionen Euro erwirtschaftet. Die Gemeinde ist seit drei Jahren schuldenfrei und hat etwa 5,8 Millionen Euro Rücklagen plus 0,8 Millionen Euro Festgeld und einen Wert der vorhandenen Grundstücke sowie Wertbestände in etwa von 1,2 Millionen Euro – ergibt gesamt über sieben Millionen Euro. Das Projekt ist ohne Kreditaufnahme finanzierbar.“ Die staatliche Städtebauförderung kommt in Höhe von 4,0 Millionen Euro (80 Prozent für Gemeinbedarfsflächen) noch dazu. Laut Tauber sei der Zuschuss „in trockenen Tüchern und daher ziemlich gesichert.“ Bei der Haushaltsplanung im März sollen genauere Zahlen vorliegen. „Wünsche in Millionenhöhe werden dann sicherlich nicht zusätzlich möglich sein.“ Nach dem bisherigen Planungsstand können die Kosten von rund elf Millionen Euro eingehalten werden. Auch wenn noch Justierschrauben in der Planung nötig sind, so habe sich die Stimmung zum Positiven gedreht, sagte der Rathauschef. „Der Gemeinderat wird in den kommenden Monaten entsprechende Entscheidungen treffen.“
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