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Neusäß: Von der Feinfühligkeit einer künstlichen Intelligenz

Neusäß

Von der Feinfühligkeit einer künstlichen Intelligenz

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    Emma (Jantje Billker, Mitte) und ihr Vater „Lea“ (Jürgen Tarrach, rechts) haben viel Spaß mit dem freundlichen und engagierten Haushaltsroboter Oliver 4.0 (Tommaso Cacciapuoti)
    Emma (Jantje Billker, Mitte) und ihr Vater „Lea“ (Jürgen Tarrach, rechts) haben viel Spaß mit dem freundlichen und engagierten Haushaltsroboter Oliver 4.0 (Tommaso Cacciapuoti) Foto: Jutta Kaiser Wiatrek

    Was passiert, wenn ein Roboter die Liebe entdeckt? Viel Spaß, aber auch eine Menge zum Nachdenken bot das Theaterensemble rund um Jürgen Tarrach in der Komödie „Fehler im System“ in der Stadthalle Neusäß. Die rasante Verwechslungskomödie drehte es sich um Gender, die Grenzen der künstlichen Intelligenz und die Frage, was den Mensch zum Menschen macht, und somit wurde ein Theaterabend mit höchst aktuellen Bezügen angeboten. Künstliche Intelligenz – Fluch oder Segen? Das sollte an diesem Abend mit feiner Theaterkunst herausgefunden werden.

    Im Mittelpunkt steht Emma, deren Leben durchaus abwechslungsreich ist. Gerade hat sie ihrem Freund Oliver, einem überheblichen Macho, den Laufpass gegeben, ihr Vater „Lea“ steckt mitten in einer Geschlechtsumwandlung, als unerwartet Oliver 4.0 auf der Bildfläche erscheint. Zunächst wird er hinsichtlich seines Aussehens mit Oliver verwechselt, da er aber immer wieder monotone Floskeln von sich gibt, wird schnell klar: Das ist ein Android. Die Agentur partnercook.com hat, längst vergessen von Emma, eine Kopie von Oliver als Haushaltsroboter entwickelt, womit weitere Verwicklungen „programmiert“ sind.

    Ein Roboterfänger nimmt den falschen „Android“ mit

    Mit ganz anderen Vorzügen als Freund Oliver ausgestattet, nämlich höflich und aufmerksam, perfekt in allen Haushaltsfragen und im Verlauf des Stückes mit immer mehr menschlichen Eigenschaften, gewährt Emma ihm gerne schnell Eintritt in ihr Leben und nicht zuletzt in ihr Herz. Selbst ihr Vater schätzt ihn. Verwirrung stiftet letztlich noch Roboterfänger Chris (Guido Hammesfahr), der auf der Suche nach dem „Fehler im System“ Emmas Vater - noch unperfekt als Frau - statt Oliver 4.0 zur Reparatur mitnimmt. Während dieser die überraschende Gelegenheit für ein Schönheitsprogramm gerne annimmt und zum Entzücken des Publikums schließlich völlig verwandelt wieder erscheint, entdeckt Oliver 4.0 die Liebe.

    Roboterfänger Chris (Guido Hammesfahr, Mitte) bringt den vermeintlich mit einem „Fehler im System“ behafteten Vater von Emma (Jürgen Tarrach, links) nach der Reparatur zurück. Rechts Oliver 4.0 (Tommaso Cacciapuoti), der eigentliche Roboter.
    Roboterfänger Chris (Guido Hammesfahr, Mitte) bringt den vermeintlich mit einem „Fehler im System“ behafteten Vater von Emma (Jürgen Tarrach, links) nach der Reparatur zurück. Rechts Oliver 4.0 (Tommaso Cacciapuoti), der eigentliche Roboter. Foto: Jutta Kaiser Wiatrek

    Tommaso Cacciapuoti in der Doppelrolle Oliver und Oliver 4.0 verkörpert seine Rollen derart sympathisch und anrührend, dass man seinem Charme einfach erliegen muss. Dass ein Roboter die Liebe entdeckt, ist ein faszinierendes Konzept, das in Science-Fiction vorkommt. Kann er aber tatsächlich Liebe empfinden? Feinsinnig arbeiten Cacciapuoti und Jantje Billker als Emma hervortretende Ängste und Befürchtungen auf beiden Seiten heraus. In der spritzigen Inszenierung überzeugte insbesondere Cacciapuoti mit intensivem Spiel und großer Präsenz, unschlagbar der grandiose Jürgen Tarrach als Emmas transsexueller Vater, der äußerst charmant die „Lea“ verkörperte, ohne in den oftmals üblichen Klamauk zu verfallen. Das kurzweilige Stück, temperamentvoll und mit Spielwitz von einem ausgezeichneten Ensemble gespielt, sprach die Zuschauerinnen und Zuschauer durchaus an. Viele Lacher und vor allem begeisterter Applaus am Ende sprachen dafür. Gleichzeitig gab es viel Stoff zum Nachdenken für Zuhause.

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