„Erfunden wurde Plastik etwa 1840“, weiß Maria Leidmann vom Verbraucherservice Bayern im Katholischen Deutschen Frauenbund. Bei der Kolpingfamilie Gersthofen hielt sie einen Vortrag über gutes und schlechtes Plastik. Stand 2023, werden weltweit rund 414 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr produziert. Es sei ein Alleskönner, günstig, bruchfest, lange haltbar. Doch genau darin liegt die Gefahr. Über „Das Leben im Plastikzeitalter“ sprach die Expertin im Pfarrzentrum Oscar Romero in Gersthofen.
Expertin spricht in Gersthofen über Plastik
Rund 450 Jahre dauert es, bis sich eine herkömmliche Einwegflasche vollständig zerrieben hat. Und durch diesen Prozess entsteht Mikroplastik. Der weitaus größte Teil entsteht durch den Abrieb von Autoreifen. Mikroplastik taucht im Boden, im Wasser oder auch in der Luft auf. Der wohl größte Anteil des Plastikmülls, etwa eine Lastwagenladung pro Minute, landet im Meer.

Das Problem ist nicht das Plastik an sich
Leidmann erklärt, dass man unterscheiden muss. „Gutes Plastik ist das, was man lange nutzt. Also das Plastik, dass zum Beispiel durch Recycling wiederverwertet werden kann.“ Es gibt zwar die Gelbe Tonne, die aber den Recycling-Prozess nicht unbedingt erleichtert. Das Ziel ist, mehr einzusammeln und den Leuten den Weg zum Wertstoffhof zu ersparen. Dennoch funktionieren die Recycling-Kreisläufe nicht so, wie sie es sollten. Nur etwa 16 Prozent des Plastiks werden in Deutschland recycelt. Der Rest ist Neuware. Das Problem beim Plastik ist die Vielfalt an Zusammensetzungsmöglichkeiten. Rund 300 verschiedene Kunststoffarten gibt es, die alle verschiedene Eigenschaften haben und so nicht für jedes Produkt verwendet werden können. Man müsste also ein System schaffen, indem aus einer Flasche eine Flasche entsteht und keine Vermischung stattfindet.
Der am meisten verwendete Kunststoff ist „Polyethylen“, das für Tüten, Tuben oder Getränkekästen verwendet wird. Doch auch die werden porös und verteilen sich in der Umwelt. Besonders gefährlich ist auch PVC, aus dem unter anderem Böden gemacht sind. Dieser Kunststoff enthält giftige Weichmacher, die mit der Zeit entweichen und eingeatmet werden. Viele steigen dann auf die Alternative Bioplastik um, erklärt Leidmann. Aber auch hier seien die Bindestoffe größtenteils giftig und können so in die Lebensmittel gelangen. Ein Beispiel dafür sind Bambusbecher, welche Melaminharz enthalten. Bioplastik hat also keinen enormen Vorteil gegenüber normalen Plastik und ist keine wirkliche Alternative.
Tipps in Gersthofen zur Reduzierung von Plastik
Man wird das Plastik nicht komplett vermeiden können, aber man kann einen Schritt in die richtige Richtung machen, sagt die Referentin. Im Alltag könne man sehr gut darauf achten, Verpackungen zu reduzieren und Verbund-, Mehrfach und Kleinverpackungen vollständig zu meiden. Und auf Mehrwegflaschen umzusteigen. Am einfachsten sei, Leitungswasser zu trinken. „Günstiger und ökologischer kann man sein Wasser nicht bekommen. Beim Kauf selbst gibt es Siegel und auch Apps, wie, um zu überprüfen, was in der Verpackung eigentlich enthalten ist.“ Leidmann empfiehlt folgendes: „Am besten ist es, alles lange zu nutzen und wenn möglich gebraucht zu kaufen“.
Für den eigenen Haushalt empfehle sich eine Bestandsaufnahme. Was nutze ich am Tag an Plastik und wie kann ich das ersetzen? Am besten fange man im Bad an, denn dort seien die meisten Plastikprodukte. Manches könne man in Unverpacktläden kaufen, wie „rutaNatur“, „Auxburg unverpackt“ und „Ich bin´s“ in Augsburg. Ein Zuhörer des Vortrags bemerkt, dass diese nach wie vor sehr teuer sind und deshalb viele davon abhält, ganz darauf umzusteigen. Zu guter Letzt ist es wichtig den Müll richtig zu entsorgen oder auch Upcycling betreiben. „Das wichtigste ist, dass die Recyclingquote angehoben wird“, sagt Leidmann.
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