„Dass wir einmal bei einer Bayerischen Meisterschaft mitspielen dürfen, hätte ich mit nie träumen lassen.“ Fast ehrfürchtig stand Wolfgang Jarasch, der Bürgermeister der Marktgemeinde Biberbach und Vorsitzender des SC Biberbach in der erst zwei Jahre alten Vierfachhalle in Treuchtlingen. Und wie die Fußball-Frauen aus der Marktgemeinde mitspielten. Bei ihrer ersten Teilnahme an den Bayerischen Meisterschaften im Hallenfußball belegten sie den dritten Platz. Bronze ist eigentlich ein stolzes Ergebnis für den aufstrebenden Klub aus dem Landkreis Augsburg. Eigentlich, denn es wäre wesentlich mehr drin gewesen. Nach den souveränen Gruppenspielen sahen die 650 Zuschauer und auch die gegnerischen Mannschaften den schwäbischen Meister aus Biberbach, der bereits in der Vorrunde den Regionalligisten Schwaben Augsburg ausgeschaltet hatte, als heißen Anwärter auf den bayerischen Titelgewinn. Doch dann kam es ganz anders.

Hanna Mairshofer mit dem Tor des Tages
Mit teilweise sehenswerten Auftritten kombinierte sich die ausgeglichen besetzte Truppe des Trainerduos Lisa Seidler und Fabian Wolf durch die Gruppe A. Im Eröffnungsspiel kam man gegen den zweimaligen bayerischen Titelträger SV Frauenbiburg (2017 und 2018) durch einen Treffer von Sophia Hammerl zu einem 1:0-Sieg. „Hochverdient, weil wir klar besser waren“, konstatierte Fabian Wolf diesen wichtigen Auftaktsieg. „Damit haben wir gleich mal eine Duftmarke gesetzt.“ Beim 2:1 gegen den Schwabthaler SV wurde es nach Treffern von Selina Reith und Sophia Hammerl lediglich nochmals spannend, als der Gegner einen Abspielfehler von Theresa Hammerl zum Anschlusstreffer nutzte. Am Ende brachte man das Ergebnis routiniert über die Zeit. Nach einem eindeutigen 4:0 gegen die DJK Weinberg, bei dem zunächst Sabina Eder nach einem Schuss aus spitzem Winkel von einem Geschenk der Torhüterin profitierte, Hanna Mairshofer eines der schönsten Tore des Tages ins Netz zauberte und Annalena Knöpferl und Selina Reith den Sack endgültig zu machten, stand der SCB mit der Maximalausbeute von neun Punkten als Gruppenerster im Halbfinale.

Dort kam gegen den Unterfranken-Meister TSG Bastheim, der sich in letzter Sekunde für das Überkreuzspiel hatte, das unerwartete Aus. Dabei sah es gegen den bis dato schwächsten Gegner bereits nach einer Minute so aus, als würden die Biberbacherinnen die ihnen mittlerweile zugedachte Favoritenrolle weiter spielen. Leicht und locker war es anzusehen, wie Selina Reith auf Sophia Hammerl durchsteckte und die mit ihrem dritten Turniertreffer die frühe Führung erzielte. Doch schon im Gegenzug musste man den Ausgleich hinnehmen, der dem SCB irgendwie den Stecker zog. Gegen den aufopferungsvoll kämpfenden und rustikal grätschenden Bezirksligisten aus dem kleinen Ort nahe der Grenze zu Thüringen, der im gesamten Spiel nur einmal aufs Tor geschossen hatten, fanden die bis dahin leichtfüßig übers Parkett tänzelnden Biberbacherinnen nicht mehr zu ihrem Rhythmus zurück. Als Julia Rauchmann und Selina Reith auch noch beste Chancen vergaben, musste man ins Sechsmeterschießen. Hier begann das große Nervenflattern. Hanna Mairshofer zielte ebenso wie ihre Bastheimer Pendantin vorbei, Sabrina Eder traf nur die Querlatte und als Theresa Hammerl an der Torhüterin scheiterte, war der Traum des SC Biberbach von der bayerischen Meisterschaft und der Teilnahme an den süddeutschen Titelkämpfen endgültig geplatzt.

„Die Mannschaft ist völlig fassungslos und enttäuscht. Wir spielen eine überragende Gruppenphase, dominieren die Gegner, spielen einen absolut geilen Hallenfußball und dann verlieren wir, meines Erachtens völlig unverdient, weil wir uns das Leben selber schwer gemacht haben“, ärgerte sich Trainerin Lisa Seidler: „Bastheim hat nur verteidigt. Das war die erste Mannschaft, die nicht mitgespielt hat und uns das Zepter praktisch übergeben hat.. Ich glaube, dass das unser großes Problem war. Damit konnten wir nicht umgehen.“

Im Spiel um Platz drei rafften sich die SCB-Spielerinnen nochmals auf und gewannen durch einen Treffer von Hanna Mairshofer mit 1:0 gegen den 1. FC Schwarzenfeld. „Der dritte Platz ist ein kleiner Trostpreis. Letzten Ende müssen wir drüber hinwegschauen und haben noch das Beste daraus gemacht“, bilanzierte Lisa Seidler. Den Titel holte sich zum dritten Mal der SV Frauenbiburg, der Bayern nun bei der Süddeutschen Meisterschaft am 8. März in Ehningen (Basen-Württemberg) vertreten darf. Der SC Biberbach muss einen neuen Anlauf nehmen. „Es wäre ja auch Wahnsinn gewesen, wenn wir zur Süddeutschen Meisterschaft hätten fahren dürfen“, konstatierte Meitingens Altbügermeister Alfred Sartor, der seine Enkelinnen Theresa und Sophia Hammerl nach dem Ausscheiden im Halbfinale ebenso trösten musste, wie Bürgermeister Wolfgang Jarasch seine Tochter Larissa. „Fußball ist halt mal ein Ergebnissport.“
SC Biberbach: Carolina Trs, Maja Mirkic (Tor); Selina Reith, Annalena Knöferl, Julia Rauchmann, Sophia Hammerl, Larissa Jarasch, Marlene Kahn, Theresa Hammerl, Sabrina Eder, Hanna Mairshofer.
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