Die Erforschung innerer Räume ist eine Reise in die Tiefen des Unterbewussten. Denn die inneren Räume tragen Spuren von Erfahrungen, Erinnerungen und auch Berührungen. Sie sind Rückzugs- und Begegnungsorte, geprägt durch Vergangenheit und Veränderung. Doch was macht diese inneren Räume eigentlich aus? Rainer Kaisers Werkgruppe „Topografie der Stille“ will diese inneren Räume sichtbar und erfahrbar machen – und zwar nicht als statische Architektur, sondern als lebendige, atmende Struktur. Dafür nutzt er die geometrischen Grundelemente: Linien, Punkte, Ebenen und Winkel. Erst durch ihre Überlagerung und Verformung entstehen Räume, die auch Lücken, Brüche und Schichtungen zulassen.
Das Material als Träger von Erinnerung und Identität
Für die Wirkung der Kunstwerke ist die Wahl der Materialien entscheidend. Rainer Kaiser wählt für die Darstellung der inneren Räume Wachs, Papier und Öl. Wachs konserviert und bewahrt, es legt Schichten übereinander und lässt zugleich Teile des Darunterliegenden durchscheinen. Papier als Trägermaterial verstärkt diese Wirkung. Durch Ritzungen und Schichtungen kann es verändert werden, speichert jede Spur, jede Berührung. Die Ritzungen in der Oberfläche sind wie eingegrabene Erinnerungen, sichtbare Zeichen von Erlebtem. Der dritte Werkstoff ist Öl. Es bringt Farbschichten ins Spiel, die die Wahrnehmung lenken: Manchmal sanft fließend, dann wieder abrupt unterbrochen. Damit verleihe es den Arbeiten eine emotionale Dimension, meint der Künstler.
Identität als Schichtung, Raum als Erfahrung
Die Schichtung dieser drei Materialien soll die Vielschichtigkeit der eigenen Identität widerspiegeln und aufzeigen, dass Identität nicht als etwas Starres existiert, sondern durch Erfahrungen überlagert, durch Begegnungen verändert, durch innere und äußere Prozesse geformt wird. So entstehen Räume, die nicht nur physisch, sondern auch psychologisch erfahrbar sind, die eine Geschichte erzählen, erklärt Rainer Kaiser. Zugleich bleibe die Frage, ob diese Räume andere eintreten lassen oder zum Schutz dienen. Besonders im gesellschaftlichen Kontext stelle sich die Frage nach dem Zugang, so der Künstler. „Wer wird in diesen Räumen willkommen geheißen? Wer bleibt außen vor? Diese Ambivalenz ist spürbar – zwischen dem Bedürfnis nach Schutz und dem Wunsch nach Austausch, zwischen Rückzug und Offenheit.“
Vernissage am 21. März
Mit seiner Ausstellung „Geografie der inneren Räume“ will Rainer Kaiser zur Reflexion anregen. Seine Werke laden ein, sich mit den eigenen inneren Landschaften auseinanderzusetzen. „Geografie der inneren Räume“ von Rainer Kaiser ist im Rathaus Stadtbergen von 21. März bis 9. Mai zusehen. Die Vernissage findet am 21. März, um 19.30 Uhr, statt. Laudator ist Professor Stefan Lindl. (AZ)
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