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Warum wird im Landkreis Augsburg nicht häufiger geblitzt?

Landkreis Augsburg

Warum im Landkreis Augsburg nicht öfter geblitzt wird

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    Blitzer-Anhänger werden nicht sofort als Blitzer erkannt und werden deshalb gerne bei der Verkehrsüberwachung eingesetzt.
    Blitzer-Anhänger werden nicht sofort als Blitzer erkannt und werden deshalb gerne bei der Verkehrsüberwachung eingesetzt. Foto: Marcus Merk

    Mehr als eine Million Euro hat die oberbayerische Gemeinde Kirchseeon im vergangenen Jahr eingenommen, weil man am Ortseingang einen festen Blitzer installiert hatte. 34.500 Verstöße gegen die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 Kilometer pro Stunde hat es gegeben. Im Landkreis Augsburg fallen hingegen, wenn überhaupt, nur mobile Blitzer auf. Warum wird in der Region nicht auch im großen Stil geblitzt?

    Mit Strafzetteln von Blitzern die Gemeindekassen aufzufüllen, kann man sich im Landkreis Augsburg nicht wirklich vorstellen: „Wir als Kommune machen mit dem Blitzen Verkehrserziehung“, sagt Stadtbergens Bürgermeister Paulus Metz. Gemeinsam mit vielen anderen Gemeinden sei man Teil der Verkehrsüberwachung Schwaben-Mitte. „Dort mieten wir Geräte und stellen sie auf.“ Vor kurzem stand ein mobiler Blitzer in der Leitershofer, beziehungsweise der Stadtberger Straße. Auch in Tempo-30-Zonen wie in der Deuringer Straße oder der Hagenmähderstraße wird ab und zu geblitzt. „In den 30er Zonen ist die Geschwindigkeit deutlich hinuntergegangen“, sagt Metz. Wichtig sei allerdings, dass man regelmäßig blitzt. „Man muss immer wieder zeigen, dass man da ist und Geschwindigkeitsverstöße ahndet, und das machen wir.“

    Verkehrserziehung ist wichtiger als Einnahmen

    18 Gemeinden im Landkreis Augsburg arbeiten bisher mit der Verkehrsüberwachung Schwaben-Mitte zusammen, teilt Geschäftsführerin Petra Haupeltshofer mit. Insgesamt stelle man den 51 Trägerkommunen, auch außerhalb des Landkreises Augsburg, sechs mobile Messanlagen und zwei Blitzer-Anhänger zur Verfügung. Die Geräte werden meist wochenweise gebucht, die Gemeinden bezahlen nach Einsatzstunden. 2100 Stunden lang waren die Geräte im vergangenen Jahr im Landkreis Augsburg im Einsatz.

    Feste Blitzer gibt es aber auch in Stadtbergen nicht. „Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger nicht abzocken, sondern sie dazu bringen, langsamer zu fahren.“ Dazu nutze man mobile Blitzer, und auch solche, die aussehen wie Autoanhänger. „Die werden auf genehmigten Plätzen abgestellt“, sagt Metz.

    Mehrere Gemeinden entscheiden sich gegen Blitzer

    Weiter nördlich ist man noch nicht so weit, wie in Stadtbergen. „Wir haben noch keinen einzigen Blitzer aufgestellt“ sagt Christiane Gumpp, Bürgermeisterin in Ellgau, das Thema sei im Gemeinderat zwar erwähnt und innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft Nordendorf diskutiert worden, zu einem Entschluss kam es aber noch nicht. „Wir haben noch viele andere Themen, die wir bearbeiten, aber innerhalb der VG wird es vorbereitet. Wenn wir an der Reihe sind, werden wir diskutieren, ob wir auch blitzen wollen “

    Auch in Westendorf sind noch keine Blitzer aufgestellt worden, das soll sich aber ändern. „Schon seit mehreren Jahren gibt es bei uns Beschwerden über zu schnelles Fahren im Ort“, sagt Bürgermeister Steffen Richter. Mehrere Änderungen der Verkehrsregelungen oder aufgebaute Hindernisse hätten nicht zu den gewünschten Erfolgen geführt. Seither hat sich Westendorf darum bemüht, auch blitzen zu können. Die Verwaltungsgemeinschaft Nordendorf hat deshalb kürzlich beschlossen, Mitglied bei der Verkehrsüberwachung zu werden. „Bei uns sollen im Laufe des Jahres die ersten mobilen Blitzertage stattfinden.“

    In Dinkelscherben gab es vor mehreren Jahren mal die Überlegung, der Verkehrsüberwachung beizutreten, das wurde im Gemeinderat abgelehnt. „Auf eigenen Straßen würde es sich nicht rechnen“, begründet Bürgermeister Edgar Kalb und ergänzt: „Die Raser sind nicht das Problem, sondern die Verkehrszahlen, viele Fahrzeuge behindern sich gegenseitig.“ Eine Verkehrskontrolle bringe nichts, weil man die erlaubten 50 Kilometer pro Stunde oftmals gar nicht fahren könnte. „Das wäre eher ein Thema für die Ortseingänge. Das ist aber schwierig, wenn das Ortsschild weit vor dem Ort steht.“ Dort zu blitzen sei nämlich nicht rechtskräftig, das Schild könne aber nicht immer direkt am Ortseingang stehen.

    Es gibt auch andere Anreize, die Geschwindigkeit einzuhalten

    Ob Blitzen der effektivste Weg sei, gegen Geschwindigkeitsverstoße vorzugehen, stellt Simon Schropp, Vorsitzender des Bayerischen Gemeindetages und Bürgermeister in Untermeitingen, infrage: „Ich finde so etwas wie Telematik auch sehr sinnvoll.“ Schropp selbst hat einen Geschwindigkeitsmesser in seinem Auto, wenn er sich stets an die zulässige Geschwindigkeit hält, bekommt er bis zu 30 Prozent Vergünstigungen bei seiner Versicherung.

    Dass viele Gemeinden in Kommunalunternehmen organisiert sind, finde er aber sinnvoll, abkassieren, wie in Kirchseeon, könne man aber nicht. „Die Kommunen sind froh, wenn man die Einlage wieder reinbekommt“, sagt Schropp und erklärt, die Kommune müsse sich an den Verwaltungskosten beteiligen. „Das kann man auch selbst machen, aber dann müsste man zwei Mitarbeiter einstellen, die nichts anderes tun.“

    Auf größeren Straßen fahren Autofahrer eher zu schnell

    „Durch die Maßnahmen sollen nicht möglichst viele Verkehrsteilnehmer zur Kasse gebeten werden, sondern wir wollen mit der Geschwindigkeitsüberwachung eine Verhaltensänderung herbeiführen“, heißt es auch von der Verkehrsüberwachung. Wo geblitzt wird, geben die Gemeinden vor.  Hochfrequentierte Stellen seien Kindergärten und Schulen.

    In Königsbrunn sind die Augsburger Straße, die Bürgermeister-Wohlfarth-Straße und die Augsburger Straße vielbefahren, dort wird auch geblitzt. „Auf größeren Straßen fühlen die Autofahrer sich sicherer und sind tendenziell schneller unterwegs“, sagt Bürgermeister Franz Feigl. Grobe Verstöße gebe es in Königsbrunn kaum. Dass jemand über zehn Stundenkilometer zu schnell ist, sei schon eine Seltenheit, dementsprechend gebe es auch keine besonders hohen Einnahmen. „Es dient der Disziplinierung, wir machen keinen großen Gewinn damit.“

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    1 Kommentar
    Franz Xanter

    Aber es verwundert doch sehr, wenn man Blitzer immer oder überwiegend auf den Straßen findet, an welchen die Überschreitung einer Geschwindigkeitsbeschränkung mehr als wahrscheinlich ist. Und komischerweise ist die nie in der Nähe von Krankenhäusern, Altenheimen, Schulen, Kindergärten der Fall. Hauptein- oder ausfallstraßen, Straßen ohne Bebauung usw. sind bzw. werden mit Blitzanlagen überwacht. Die Schule eine Querstraße weiter ist ausgenommen wurde nach meinen Erfahrungen noch nie überwacht. Schlussfolgerung?

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