Die Zahlen des Deutschen Brauerbundes sprechen eine deutliche Sprache: Von 2015 bis 2023 ist der Pro-Kopf-Bierkonsum in Deutschland von 103 auf 88 Liter gesunken. Was sind die Ursachen dafür? Eine Spurensuche. Erste Station ist das Schwarzbräu-Bräustüberl in Zusmarshausen. „Eigentlich sind wir eher ein Essenslokal, der Bierkonsum dieser Gäste hat sich kaum verändert“ antworten die Wirtsleute Stefanie und Oliver Daute auf die entsprechende Frage.
Auch die Altersstruktur sei gleich geblieben, wobei ein Trend festzustellen sei, dass gerade Jüngere es attraktiv finden, zum Essen in die Gaststätte zu gehen. Die Zahl der Stammtische habe sich in den vergangenen zwölf Jahren verringert. Auf den Bierkonsum habe sich das kaum ausgewirkt: Bier, auch alkoholfreies, ist im Bräustüberl weiterhin stark gefragt. Nur das für die Fastenzeit typische Bockbier werde jetzt in der Fastenzeit kaum mehr verkauft.
Spritz-Getränke und Schorlen laufen Bier den Rang ab
Im Fischacher Restaurant samt Cocktailbar „Feuerwerk“, das 2016 eröffnet wurde, ist der Bierkonsum rückläufig. Laut Betreiber Albert Chuapoco würden stattdessen mehr Spritz-Getränke konsumiert. Unter der Woche seien alkoholfreie Cocktails beliebt und bei Frauen auch weiterhin Schorlen in den Geschmacksrichtungen Johannisbeere oder Maracuja.
Inmitten ländlicher Idylle liegt der Gasthof „Schwarzer Adler“ in Waldberg, einem Stadtteil von Bobingen. „Die meisten Gäste kommen mit dem Auto, da trinkt man ohnehin kein Bier“, erzählt Wirtin Elisabeth Dietz. Die letzten Stammtische seien mit der Corona-Pandemie verschwunden. Das ehemalige Dorfgasthaus, seit 1911 im Familienbesitz, habe sich zum reinen Speiselokal gewandelt. Der Konsum beschränke sich in der Regel auf ein bis maximal zwei Halbe. Dabei sei ein deutlicher Trend zu alkoholfreien Alternativen erkennbar. Bockbier wird nicht beschafft, weil die Nachfrage fehlt.
Laut Salvatore Vasallo vom Restaurant „Villa d’Este“ in Neusäß geht dort „inzwischen mehr Bier als Wein über die Theke, gut entwickelt sich auch alkoholfreies“. Aperol Spritz und Hugo sind weiterhin beliebt.
„Wenn an einem Freitagabend acht Personen kommen, ist das schon viel.“
Richard Mehr, Teil des Betreiberteams des Vereinsheims Häder
Roman Ehrenreich, der Betreiber von sechs großen Getränkemärkten in der Region, bestätigt zum Teil die Aussagen der Gastronomen. Auch seine Branche merkt den Rückgang des Bierabsatzes oder vielmehr eine Verschiebung. Weizenbiere würden deutlich schwächer nachgefragt, dafür mehr Helles und alkoholfreie Varianten, die junge Generation bevorzuge „Retrobiere“. „Hauptsache Euroflasche und eine blaue Kiste“, kommentiert er mit einem Augenzwinkern die Präferenzen der unter 30-Jährigen. Bei Süßgetränken sei ein Trend zu einem speziellen Cola-Mix zu verzeichnen.
In den kleinen Orten sind in den vergangenen Jahren nahezu alle Gasthäuser verschwunden, an ihre Stelle traten häufig Vereinsheime. Weiter geht es nach Häder, 400 Einwohner, in der Dorfmitte neben der Kirche steht das Vereinsheim „Scharfes Eck“, bekannt für seine Faschingsbälle und beliebt für Familienfeiern. Abgesehen davon, werde zu den regulären Öffnungszeiten immer weniger Bier getrunken, berichtet Richard Mehr vom Betreiberteam des Vereinsheims. Mehr als Bier beschäftigen ihn die niedrigen Gästezahlen. Die Altersgruppe zwischen 30 und 50 etwa fände nach der Familiengründung nicht mehr den Weg in die Gaststätte zurück. Stammtische seien nur noch schwach besetzt. „Wenn am Freitagabend acht Personen kommen, ist das schon viel“, stellt Mehr leicht enttäuscht fest.
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