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Wie Stadtbergen 1975 der Eingliederung in Augsburg entging

Stadtbergen

Wie Stadtbergen kein Stadtteil von Augsburg wurde

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    Am 17. Februar 1975 tagte der Kreistag im Ziegelstadel in Stadtbergen.
    Am 17. Februar 1975 tagte der Kreistag im Ziegelstadel in Stadtbergen. Foto: AZ-Repro

    Es ist jetzt genau 50 Jahre her. An jenem Montagmorgen zogen dicke Rauchschwaden durch den Wirtshaussaal im Ziegelstadel in Stadtbergen. Ein überdimensionales Gemälde mit idyllischem Bergpanorama zierte die Wand des Raumes, der für eine denkwürdige Sitzung des Kreistags ausgesucht worden war: Es war der Ort, an dem Herren in Anzügen und Krawatten um die Zukunft von Stadtbergen, Leitershofen und Deuringen rangen. Denn die damals noch eigenständigen Orte sollten bald zu Augsburg gehören.

    In den 70er Jahren gab es Überlegungen, Stadtbergen, Leitershofen und Deuringen zu Stadtteilen von Augsburg zu machen.
    In den 70er Jahren gab es Überlegungen, Stadtbergen, Leitershofen und Deuringen zu Stadtteilen von Augsburg zu machen. Foto: AZ-Archiv, Repro, Mache

    Das jedenfalls hatte eine Kommission in einem Stadt-Umland-Gutachten empfohlen. Doch so einfach wollte der Landkreis die Orte nicht an die Stadt Augsburg abgeben. Schließlich war es gerade erst drei Jahre her, dass Haunstetten, Göggingen, Inningen und Bergheim ihre Eigenständigkeit verloren hatten. Seither sind die Orte Stadtteile der drittgrößten bayerischen Stadt Augsburg.

    Kreistag verlegt seine Sitzung demonstrativ nach Stadtbergen

    Im Februar 1975 stand nun die Eingemeindung der drei westlich gelegenen Nachbarorte Augsburgs zur Debatte. Stadtbergen hatte zu dieser Zeit knapp 6600 Einwohner, Deuringen 820 und Leitershofen fast 2900. Würden auch diese Orte bald ihre Eigenständigkeit verlieren und damit nicht mehr zum Landkreis Augsburg gehören? Schon Tage vor der Sitzung hatte die Augsburger Allgemeine angekündigt: „Kreistag protestiert gegen Eingemeindung“. Demonstrativ habe das Gremium die Sitzung nach Stadtbergen verlegt.

    Zwar waren die Kreistags-Abgeordneten am 17. Februar 1975 nicht mit Protestplakaten erschienen, ihre Absichten machten sie aber dennoch mehr als deutlich. So warnte der damalige Landrat Dr. Franz Xaver Frey: „Wenn Stadtbergen, Leitershofen und Deuringen zu Augsburg kommen, zerfällt der Landkreis in zwei Teile“. Und er riet den Kommunalpolitkern: „Wir müssen mit der gleichen Leidenschaft wie die Stadt Augsburg kämpfen“. Einen Krieg mit der Stadt wollte er aber nicht anzetteln. Und Michael Wimmer, Vertreter der Freien Wählervereinigung, sagte: „Die Stadt Augsburg kann von uns nicht Gebietsabtretungen und zugleich ein gutes Einvernehmen erwarten“. Sein Fraktionskollege Albert Amann sprach von einer drohenden höheren Kreisumlage, sollten die drei damals als finanzstark geltenden Orte nach Augsburg abgetreten werden müssen.

    Der Kreistag verabschiedet eine Resolution

    Einstimmig lehnte der Kreistag schließlich die Angliederung der drei Kommunen an Augsburg ab. In einer Resolution erklärten die Kreisräte, dass die 1972 im Rahmen der Kreisreform erfolgten Gebietszuweisungen an die Stadt Augsburg dafür gesorgt haben dürften, dass der Flächenbedarf der Stadt als Oberzentrum auf Jahrzehnte befriedigt sein müsste. Der Verlust der drei Gemeinden Stadtbergen, Leitershofen und Deuringen hätte für den Landkreis unübersehbar negative Folgen und die Nichtbeachtung des Willens der Bevölkerung und der demokratischen Organe hätte zudem negative Folgen für die kommunale Zusammenarbeit. Außerdem drohte der Kreistag, eine Rückgliederung von Inningen und Bergheim in den Landkreis anzuregen, sollte die Eingemeindung von Stadtbergen, Deuringen und Leitershofen nach Augsburg weiter diskutiert werden.

    2007 wurde Stadtbergen zur Stadt. Das Bild entstand beim damaligen Festumzug.
    2007 wurde Stadtbergen zur Stadt. Das Bild entstand beim damaligen Festumzug. Foto: Archiv

    50 Jahre nach dieser denkwürdigen Kreistagssitzung gehören Stadtbergen, Deuringen und Leitershofen noch immer zum Landkreis Augsburg. Leitershofen und Deuringen kamen im Zuge der Gebietsreform 1978 nach Stadtbergen. Die Kommune wurde 1985 zur Marktgemeinde und 2007 zur Stadt ernannt. Heute leben hier etwa 15.000 Einwohner.

    Die Gebietsreform lief im Landkreis Augsburg nicht ohne Protest ab

    1971 hatten konkretere Planungen für die Kreisgebietsreform in ganz Bayern begonnen. Im Bezirk Schwaben wurden aus 20 Landkreisen zehn gebildet und von den zehn kreisfreien Städten blieben noch vier. Die mehr als 1000 eigenständigen Gemeinden wurden zu etwa 340 zusammengeschlossen. Das ging nicht immer ohne Protest vonstatten, wie sich beispielsweise in Horgau zeigte. Der Ort war 1978 nach Zusmarshausen eingegliedert worden und wurde nach heftigem Widerstand der Bewohner 1983 wieder zur eigenständigen Gemeinde ernannt.

    Schon im September 1971 hatte der Augsburger Stadtrat die sogenannten Pepper-Pläne vorgelegt, die nach dem Augsburger Bürgermeister Wolfgang Pepper benannt waren. Eine Variante sah vor, 35 Kommunen einzugemeinden, die zweite Variante nahm 15 Kommunen für eine Eingemeindung ins Visier. Am Ende kamen Haunstetten, Göggingen, Inningen und Bergheim dazu.

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