Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

45 Stellen weg: Augsburger Beschäftigte wehren sich gegen „UPM-Spardiktat“

Augsburg

45 Stellen weg: Beschäftigte wehren sich gegen „Spardiktat“ von UPM

    • |
    • |
    • |
    Beschäftigte der UPM-Standorte Ettringen und Augsburg kämpfen für sozialverträgliche Lösungen. In Augsburg werden 45 Stellen gestrichen. Das Werk in Ettringen geschlossen.
    Beschäftigte der UPM-Standorte Ettringen und Augsburg kämpfen für sozialverträgliche Lösungen. In Augsburg werden 45 Stellen gestrichen. Das Werk in Ettringen geschlossen. Foto: Marcus Merk

    Der Unmut der UPM-Beschäftigten ist schon von Weitem zu hören: Trillerpfeifen und Sirenen schallen durch die Georg-Haindl-Straße. Im näheren Umfeld ist es fast nur noch mit Ohrstöpseln auszuhalten. Das Werk des Papierherstellers in Ettringen wird geschlossen, in Augsburg - das wurde im März bekannt - werden 45 der 480 Stellen abgebaut.

    Das Geschäft sei seit Jahren rückläufig. Zeitweise schrumpfe der Markt im zweistelligen Bereich, hieß es zuletzt vom Augsburger Standortleiter. Man müsse handeln, wolle man wettbewerbsfähig bleiben. Die Beschäftigten wünschen sich nun einen fairen Sozialplan. Bisher seien sinnvolle Verhandlungen mit der Konzernleitung aber gar nicht erst zustande gekommen, sagt der Bezirksvorsitzende der Gewerkschaft IGBCE und wird deutlich: „Das, was bisher an Angeboten im Raum steht, und das damit verbundene UPM-Spardiktat aus Finnland ist menschenverachtend.“

    Unter den Demonstranten vor der Augsburger Unternehmenszentrale steht am Donnerstag auch Joshua Ulbrich. Er ist 27 und hält einen Karton in die Luft auf dem steht: „Ich bin so wütend, dass ich sogar ein Schild gebastelt habe.“ Er stecke mitten im Hausbau und habe sogar noch die Meisterschule begonnen, um eine entsprechende Stelle im Unternehmen zu bekommen, erzählt er. „Jetzt ist meine Zukunft ungewiss und die Hoffnung auf eine faire Abfindung schwindet.“ Wenn es komme, wie von UPM bislang geplant, werde das Personal billig abgewickelt, so Gewerkschafter Falke. Konstruktive Verhandlungen habe es bislang nicht gegeben. „Angebote bezüglich Abfindung oder Altersteilzeitregelungen, die bisher im Raum stehen, sind nicht akzeptabel und orientieren sich maximal an Mindeststandards.“

    Die Stimmung innerhalb der Augsburger UPM-Belegschaft ist angespannt

    Während in Ettringen 250 Arbeitsplätze wegfallen, da der Standort komplett geschlossen wird, trifft es in Augsburg 45 Stellen. Klar ist bereits, welche Posten abgebaut werden. Ob es auch die Person trifft, die auf dieser Stelle sitzt, ist bislang aber unklar. Dies hänge von den weiteren Verhandlungen um eine sozialverträgliche Abwicklung ab, erklärt der Augsburger Betriebsratsvorsitzende Michael Koppe. „Wir waren über viele Jahre ein eingeschworenes Team, eine Mannschaft, die sich gegenseitig unterstützt hat. Von diesem Charakter ist aufgrund der aktuellen Lage, in der keiner weiß, wie es für ihn und die Kollegen weitergeht, nicht mehr viel übrig“, schildert er. Dazu stelle sich die Frage, was kommt, nachdem die 45 Stellen abgebaut sind. UPM werde seinen Restrukturierungskurs wohl weiter fortsetzen.

    Seit 46 Jahren arbeite er im Augsburger Papierwerk, sagt Koppe. Als 2001 UPM von Haindl übernahm, habe er das finnische Unternehmen durchaus als guten Arbeitgeber kennengelernt. In schwierigen Situationen habe man gemeinsam sozialverträgliche Lösungen gefunden. So sei es auch bei den letzten Stellenstreichungen in anderen Werken in der Region gewesen. Diesmal sei es aber anders. „So viel Kälte kennen wir von UPM nicht“, so ein Beschäftigter.

    Angebote von UPM passen nicht zum Deutschen Sozialsystem

    Zuletzt seien vertraute Manager bei UPM entlassen und ersetzt worden, erklärt Falke. „Die neue Mannschaft hat offenbar keine Ahnung von der deutschen Gesetzgebung. Das finnische Sozialsystem funktioniert anders als das deutsche, und wir brauchen Lösungen für das deutsche Sozialsystem.“ Für Spezialisten aus dem Papierbereich, die in der Umgebung keine Jobs finden werden, müsse es zudem Möglichkeiten der Qualifizierung geben, sie müssten auch bei der Bewerbung unterstützt werden.

    Thorsten Falke sieht bei UPM durchaus Handlungsbedarf, wolle man sich zukunftssicher aufstellen. Aber dies müsse gemeinsam mit den Beschäftigten geschehen. Man wünsche sich, wieder mit UPM an den Verhandlungstisch zu kommen. Werde eine Zusammenarbeit verweigert, könnten weitere Maßnahmen ergriffen und beispielsweise die Maschinen an Feiertagen abgestellt werden. „Das kostet viel Geld“, so Falke. Dazu kämpfe man weiter dafür, dass UPM bestehende Tarifverträge umsetzt, wie andere Papierbetriebe in Deutschland. Noch setzt er auf eine Einigung. Am Mittwoch waren die UPM-Manager zur Aufsichtsratssitzung in Augsburg. „Hoffentlich haben sie unseren lauten Unmut mitbekommen und reagieren“, so der Gewerkschafter.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden