
Autofahrer in Augsburg klagen über zu wenig Parkplätze

Plus Der ADAC hat 400 Bürger in der Region befragt. Autofahrer stören sich an hohen Parkgebühren und Fahrgäste des Nahverkehrs an den Preisen.

Die Augsburger sind in der Corona-Pandemie verstärkt zu Fußgängern geworden. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des ADAC unter 400 Augsburgern und Umlandbewohnern. Demnach gaben 24 Prozent der Befragten an, Wege über 300 Meter häufiger oder überhaupt erstmals in nennenswertem Ausmaß zu Fuß zurückzulegen. Auch Auto und Fahrrad legten bei 17 Prozent bzw. 15 Prozent der Befragten zu. 34 Prozent der Befragten nutzen seltener Bus und Straßenbahn. Allerdings gab es über alle Verkehrsmittel verteilt auch Rückgänge, weil Wege aufgrund von Homeoffice oder Kurzarbeit wegfielen.
Im Auftrag des ADAC untersuchte das Meinungsforschungsinstitut Infratest quo die Zufriedenheit von Bewohnern 29 mittelgroßer deutscher Städte mit dem Verkehr in ihrer Stadt, auch unabhängig von Corona. Die Ergebnisse wurden am Freitag vorgestellt. Augsburg kam dabei auf Platz zehn im deutschlandweiten Vergleich und liegt damit im vorderen Drittel. „Augsburg und das Umland verzeichnen seit Langem kontinuierlich steigende Einwohnerzahlen, damit ist auch in den kommenden Jahren zu rechnen. Umso wichtiger ist eine ganzheitliche Städteplanung unter Berücksichtigung der Belange aller Verkehrsteilnehmer, um den Anforderungen an die Mobilität der Stadt- und Umlandbewohner gerecht zu werden“, sagt Florian Hördegen, Verkehrsexperte des ADAC Südbayern und Mitglied im Mobilitätsbeirat der Stadt Augsburg. In diesem Gremium, das die Stadt berät, sitzen Vertreter verschiedener Verkehrsverbände, etwa auch von Pro Bahn oder dem ADFC.
Zugeparkte Straßen sind in Augsburg ein Problem
Insgesamt kommt die ADAC-Umfrage zum Ergebnis, dass die Unzufriedenheit der Autofahrer im Vergleich zu anderen Verkehrsteilnehmern am größten ist, sei es in Augsburg oder deutschlandweit. Staus, der Straßenzustand oder Ampelschaltungen sind dabei in Augsburg gar nicht die größten Themen. Problematisch wird aber das Parkplatzangebot gesehen. Die Zahl der Autos und die Pkw-Dichte steigen in Augsburg seit Jahren, was sich unter anderem in zugeparkten Straßen äußert. Zahlen zur Entwicklung des Autobestands in Augsburg im vergangenen Jahr hat das Kraftfahrtbundesamt noch nicht veröffentlicht.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den Podcast anzuzeigen
Hier kann mit Ihrer Einwilligung ein externer Inhalt angezeigt werden, der den redaktionellen Text ergänzt. Indem Sie den Inhalt über „Akzeptieren und anzeigen“ aktivieren, kann die Podigee GmbH Informationen auf Ihrem Gerät speichern oder abrufen und Ihre personenbezogenen Daten erheben und verarbeiten. Die Einwilligung kann jederzeit von Ihnen über den Schieberegler wieder entzogen werden. Datenschutzerklärung
Das Problem: Nachträglich lassen sich in Bestandsvierteln keine Tiefgaragen bauen. So genannte Quartiersgaragen sind eine Möglichkeit, doch die kosten Geld und brauchen auch Platz. Sie kommen eher in Neubauvierteln in Frage, wobei die Stadt auch darüber nachdenkt, bei einigen Wohnbauprojekten weniger Stellplätze als üblich vorzuschreiben und diese durch Carsharing oder Leihräder auszugleichen. Verkehrsbelastung, so Baureferent Gerd Merkle (CSU), lasse sich am besten bremsen, wenn die Zahl der Autos nicht weiter steigt.
Auch die Höhe der Parkgebühren scheint für Teilnehmer der Umfrage ein rotes Tuch zu sein (knapp 40 Prozent vergaben Note 5 oder 6). Der Unmut könnte sich noch steigern: Noch ist nichts entschieden, aber Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) hat schon angekündigt, dass die öffentlichen Gebühren nach acht Jahren ohne Änderung steigen könnten.
Radler wollen mehr Radwege in Augsburg
Ebenfalls nicht besonders zufrieden sind die Fahrradfahrer – im Städtevergleich rangiert Augsburg in dieser Sparte bei der Zufriedenheit nur auf Platz 13. Vergleichsweise schlecht bewertet wird das Radwegenetz – ein Thema, bei dem die Stadt seit Jahren hinter ihren Zielsetzungen hinterherhinkt. Aktuell ist dazu ein Bürgerbegehren anhängig. Positiv bewertet wird, dass man im Stadtgebiet mit dem Fahrrad aufgrund kurzer Wege relativ schnell am Ziel ist.
Relativ zufrieden scheinen die Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs, wenn man vom Preis-Leistungs-Verhältnis absieht. Das Thema wird besonders seit der Tarifreform vor drei Jahren stark diskutiert. 27 Prozent sind zufrieden (Note 1 oder 2), 28 unzufrieden (Note 5 oder 6). Allerdings wird dieser Punkt in vielen Städten von den Bürgern als Problem gesehen. Auch die Zufriedenheit mit der Verständlichkeit des Tarifsystems ist, ebenso wie das Parkplatzangebot an Haltestellen und Bahnhöfen, ein Schwachpunkt. Punkten kann der Nahverkehr mit dem Sicherheitsgefühl, kurzen Wegen beim Umsteigen und der Pünktlichkeit.
Fußgänger sind laut Umfrage relativ zufrieden
Fußgänger scheinen laut Umfrage relativ zufrieden zu sein. Gewünscht werden mehr Sitzmöglichkeiten. Die meisten Ziele seien direkt ohne große Umwege erreichbar. Die größte Unzufriedenheit von Fußgängern gibt es beim Punkt "Verhalten von Fahrradfahrern", wobei sich die Verkehrsteilnehmer insgesamt kein besonders gutes Zeugnis ausstellen. Autofahrer, Radler und Fußgänger sind über das Verhalten der anderen (und teils auch der eigenen Verkehrsgattung) mäßig begeistert, wobei Fahrradfahrer in der Umfrage als problematischste Gruppe erscheinen. Die Stadt hatte vor einem guten Jahr angesichts der zunehmenden Verkehrsdichte und des sich ändernden Mobilitätsmixes eine Kampagne mit Aktionen und Plakaten für mehr Miteinander im Verkehr gestartet, wobei der Erfolg wohl mäßig war.
Lesen Sie dazu den Kommentar: Autoverkehr: Grenzen des Wachstums erreicht
Lesen Sie auch:
Die Diskussion ist geschlossen.
.
" Ebenfalls nicht besonders zufrieden sind die Fahrradfahrer"
"Aktuell ist dazu ein Bürgerbegehren anhängig"
Das hängt aber schon lange.
Da gibt man sich wohl lieber als "Verhandlungsführer"
(Corona muss auch dafür herhalten) als dass man die
dafür vorgesehene demokratische Entscheidung (mit
dem Risiko einer Ablehnung) herbeiführt.
Wie lange macht da die Stadtverwaltung noch mit??
.
an JULIAN R: Genauso einfach ist s halt auch. Ihre Meinung mag von Wunschdenken geprägt sein, realistisch ist sie nicht. Und wenn Sie mal schauen mögen, wie wenig Radler in den letzten Tagen unterwegs waren? Und dann fangen Sie schon mal an zu rechnen, wer den ganzen Scheiß bezahlt, wenn nur noch die Hälfte Sprit verbraucht wird...... bin schon gespannt welche Steuern erhöht und welche neuen Steuern erfunden werden......
Das ist kein Wunschdenken sondern Anerkennung der Tatsache, dass man sich Platz in der Innenstadt nicht schnitzen kann. Es kommt doch keiner mehr in die Stadt um nen Fernseher zu kaufen. Man kommt in die Stadt um das Ambiente zu genießen und dann muss man halt den Fuggerboulevard bauen und die Autobahn aus der Grottenau entfernen. Das ist kein Autofahrerbashing (fahre selber), sondern der Weg, den eine Stadt gehen muss, um nicht einzugehen.
Was Ihre Angst bzgl. der fehlenden Mineralölsteuer betrifft: Diese Bundessteuer bringt Augsburg eh nichts und die Kosten, die der Autoverkehr verursacht, werden durch die Mineralölsteuer nicht gedeckt...
Vollkommen verständlich - der Autofahrer als Depp der Nation bezahlt die Zeche über die Spritpreise und alle anderen kommen in den
Genuss der Wahlgeschenke. Wenn dann wenigstens nicht noch ständig Parkplätze vernichtet werden würden, wär das ganze ja noch akzeptabel - aber so wie s momentan läuft nicht
Schön, wie Sie komplexe Zusammenhänge einfach darstellen können ...
Die Stadt ist voll, die Aufenthaltsqualität leidet unter dem MIV und es muss eine Hinwendung zum Fahrrad und ÖPNV stattfinden. Da wird man nicht umhinkommen. Je früher man damit beginnt, desto besser.
Wenn ich aus dem Umland komme und P&R auf den ÖPNV umsteige, so ist der Zeitbedarf so groß, dass ich genauso gut nach Ulm oder Heidenheim fahren kann - Ade Augsburg
@Julian R: Dann will ich mal sehen, wie sie zum Media Markt o.ä. fahren und ihren 60" Fernseher in der Straßenbahn wieder zurück transportieren.
Der Ewige Verweis auf den ÖPNV auf DIE LÖSUNG, ist einfach falsch. Es sind viele Maßnahmen notwendig und man darf sich nicht nur auf eines fokussieren und glauben dann ist alles gut.
"@Julian R: Dann will ich mal sehen, wie sie zum Media Markt o.ä. fahren und ihren 60" Fernseher in der Straßenbahn wieder zurück transportieren."
Sie stellen sich aber schon ein wenig an, nicht? Der Mediamarkt liefert frei Haus.
@Robert M: Und Media Markt liefert mit Bus und Bahn?