Droht einer weiteren historischen Villa in Augsburg der Abriss?
Plus Der Kampf um prägende Altbauten in Augsburg weitet sich aus. Bei der Stadt liegt ein weiterer Antrag für einen Neubau vor, dem eine historische Villa im Thelottviertel weichen müsste.
In Augsburgs historischen Stadtvierteln sind offenbar mehrere prägende Altbauten akut vom Abriss bedroht. Während Anwohner gerade um den Erhalt der Diesel-Villa im Bismarckviertel kämpfen, wird nun ein weiterer Streitfall bekannt. Wie die Stadtverwaltung auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt, liegt der Stadt ein Antrag vor, wonach eine imposante alte Villa im Thelottviertel durch einen Neubau ersetzt werden soll. Auch dieses Projekt ist in der Nachbarschaft umstritten. Und auch dort gibt es überraschende Entwicklungen.
Die Villa, deren Zukunft auf dem Spiel steht, ist ein historisches Gebäude an der Perzheimstraße 36. Sie wurde um 1911/12 von den bekannten Augsburger Architekten Sebastian Buchegger und Heinrich Sturzenegger errichtet. Bauherr war der Fabrikdirektor Friedrich Hans. Gleich hinter der Villa ließ er von denselben Architekten die Gewehrpfropfenfabrik Hammer & Co. errichten. Der Fabrikbau an der Ravenspurgerstraße steht ebenfalls bis heute. Zwischen den beiden Gebäuden, die inzwischen verschiedene Eigentümer haben, liegt ein großer grüner Garten.
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Wieder ein interessanter Fall hinsichtlich des Erhalts oder Abrisses eines Nichtdenkmals, der erhebliche Auswirkungen auf den bestehenden Charakter eines Stadtviertels hat.
Die Villa in der Perzheimstraße 36 ist ein Eyecatcher, ein Hingucker, ein Gebäude, das mich über Jahrzehnte immer, wenn ich durch die Straße gefahren bin, erfreut hat. Dass es kein Denkmal im Sinne des Gesetzes ist, konnte ich zunächst gar nicht glauben. Aber da sind die Kriterien wohl strengere.
Tatsache ist, dass dieses Gebäude an dieser Straßenflucht aus seiner Nachbarschaft heraussticht, sich gerade eben nicht im Sinne eines Ensembles einfügt, weshalb an Ensembleschutz gewiss nicht zu denken ist. Schaut man sich auf Google maps die Bilder der Nachbargebäude an, könnte man sich gut vorstellen, dass ein moderner, qualitativ guter Neubau sich dort nicht schlecht machen würde.
Trotzdem ist es nach heutigem romantischem Empfinden natürlich schade um das hübsche Haus. Ein solches Dach und einen Runderker wird in diesen Zeiten kein Architekt mehr gestalten, kein Bauherr finanzieren wollen.
Wie im Fall der Dieselvilla im Bismarckviertel haben die Erwerber der Anwesen jeweils vorgehabt oder vorgegeben, diese erhalten zu wollen. Bei der Dieselvilla ist dem Eigentümer die Sanierung dann angeblich zu aufwändig geworden und der Abbruch und Neubau scheint die einzig betriebswirtschaftlich akzeptable Lösung zu sein.
Im Fall der Perzheimvilla ist pikant, dass der Eigentümer Mitglied der Bürgerinitiative im Thelottviertel ist. Dieser ist ja besonders am Erhalt der Besonderheiten des Stadtteils gelegen, weshalb sie sich auch gegen die Durchquerung dieses durch die Straßenbahn wehrt. Da wirkt es nun besonders widersinnig, wenn ein Gebäude, das der Nachbarschaft ans Herz gewachsen ist, abgerissen werden soll.
Andererseits steckt man nicht in der Haut des Eigentümers und weiß auch nicht um die Umstände seiner Bauwünsche. Wenn er es selbst als Altersruhesitz beziehen möchte, dann sind die baulichen Gegebenheiten evtl. nicht besonders günstig. Hat er vllt. zu spät gemerkt, dass sich das Objekt nicht seniorengerecht oder gar barrierefrei umbauen lässt oder nur mit ungewöhnlich hohem Aufwand? Die Überlegung, ob man stattdessen etwas Neues baut, ist zunächst mal nicht verwerflich. Wenn dadurch zusätzlicher Wohnraum geschaffenwerden kann, ist es sogar im Sinn der Allgemeinheit, ist doch Nachverdichtung das Gebot der Stunde und Wohnraumknappheit in aller Munde.
Ob die Stadt wirklich jedes Gebäude, das kein Denkmal ist, aber auf seine Art, schon aufgrund seines Alters oder seiner Bauweise erhaltenswert wirkt, schützen kann, wird sich zeigen. Es ist natürlich schon ein erheblicher Eingriff in die Eigentumsrechte. Schön wäre es halt, es fänden sich Eigentümer, die so ein Gebäude freiwillig erhalten wollen. Ggf. könnte man dazu auch einen Verein gründen oder eine Stiftung. Dann könnten Erben oder Verkaufswillige, die den Erhalt ihrer schönen Häuser grundsätzlich wünschen, sich an diese wenden und müssten sich nicht von Renditehaien übervorteilen lassen.
Auch muss man bedenken, dass wenn man grundsätzlich alles schützt und erhalten will, was alt ist, es bald keinen Raum mehr geben wird für moderne Architektur im Bestand.
Das Rathaus von Elias Holl hätte nach heutigen Ansichten und Vorschriften wohl keinerlei Chance gebaut werden zu dürfen. Denn dafür musste erst durch Abriss des alten gotischen Rathauses Platz geschaffen werden.
Wie singt Roco Schamoni so schön:
“Geld ist eine Droge
Und Ihr seid alle drauf.
Ich kann es Euch ja sagen,
Ich bin es manchmal auch.
Die Stadt ist voller Dealer,
Sie stehen überall.
Man kann sie leicht erkennen,
Sie wirken so normal.
Und niemand kommt hier lebend raus.
Und niemand kommt hier lebend raus.
Reichtum heißt der Glaube,
Und Geld ist Euer Gott.
Millionen wollen Millionen,
Ich erkläre den Bankrott.
Die Stadt ist voller Priester,
Im Rathaus und in der Bank.
Im Fernsehen läuft die Predigt
Und macht uns alle krank.
Und niemand kommt hier lebend raus...”
Das rechte Gebäude auf dem Bild erscheint da abbruchwürdiger,
Na dann wird es bald einen Wasserschaden im Anwesen Perzheimstraße 36 geben.