
Junge Klimaschützer halten Augsburger Stadträten Standpauke
Plus Schüler und Studenten von „Fridays for Future“ präsentieren im Umweltausschuss einen langen Forderungskatalog. Aber wo steht Augsburg beim Klimaschutz derzeit überhaupt?

Es war eine Standpauke der jungen Generation an die Älteren: Schüler und Studenten der Bewegung „Fridays for Future“ forderten am Montag im Umweltausschuss in emotionalen Worten, der Augsburger Stadtrat müsse Klimaschutz wirklich ernst nehmen und mehr dafür tun. Dazu präsentierten die jungen Aktivisten einen langen Forderungskatalog. Im Gremium ging es danach um die weiteren Schritte der Stadt. Sie will ihre Anstrengungen beim Klimaschutz verstärken.
Rund 30 Teilnehmer von „Fridays for Future“ durften in der Sitzung im Rathaus ausnahmsweise Plätze einnehmen, auf denen normalerweise keine Zuhörer sitzen: Auf Einladung von Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) saßen sie mitten zwischen den Stadträten und vorne mit auf der Referentenbank. Dort richteten Sarah Bauer und Janika Pondorf, beide 15, sowie Leon Ueberall, 16, deutliche Worte an Kommunalpolitiker aller Parteien: „Wir stecken in einer dramatischen Krise, die unsere eigene Existenz bedroht, und noch immer werden wir belächelt, weil wir uns Sorgen um unsere Zukunft machen.“ Eine Zukunft mit drohenden Umweltkatastrophen, hungernden Menschen und Krankheiten durch den Klimawandel mache ihnen Angst. Dieser müsse gestoppt werden, auch auf kommunaler Ebene.
Forderungskatalog für mehr Klimaschutz
Wie das gehen soll, ist in einem umfangreichen Forderungskatalog an die Stadträte aufgelistet. Augsburg soll danach den „Klimanotstand“ ausrufen, so wie zahlreiche andere Gemeinden in Deutschland. Zudem soll die Stadt einen Masterplan vorlegen, wie die Forderungen aus dem Pariser Klimaabkommen erfüllt werden können. Die Jugendlichen fordern insbesondere mehr öffentlichen Nahverkehr, weniger Autos, Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen, außerdem mehr biologisch erzeugte Lebensmittel und einen Nachpflanzungsplan für sämtliche Alleebäume, die in Augsburg in den vergangenen Jahren gefällt wurden.
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Schüler und Studenten von "Fridays for Future" präsentieren im Umweltausschuss einen langen Forderungskatalog.
Aber wie steht Augsburg beim Schutz von Klima und Umwelt überhaupt da? Umweltreferent Reiner Erben sagte, in den vergangenen Jahren sei einiges in diese Richtung passiert. Beim Klimaschutz ist Augsburg eine Selbstverpflichtung eingegangen. Seit 1998 ist die Stadt Mitglied im Klimabündnis europäischer Städte. Ein Ziel des Bündnisses ist es, den Ausstoß des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid alle fünf Jahre um zehn Prozent zu verringern. Die energiebedingten Emissionen pro Einwohner sollen bis 2030 halbiert werden (Basisjahr 1990). Damit würden dann – theoretisch – noch rund 4,75 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr anfallen.
Weltweit geht es darum, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dafür seien auch in Augsburg noch sehr weitreichende Klimaschutzmaßnahmen nötig, sagte Umweltreferent Erben. Um die Augsburger Ziele zu schaffen, müsse noch deutlich mehr Treibhausgas eingespart werden als bisher. Das gilt als nicht einfach. Hans Peter Koch vom städtischen Umweltamt sagte, zwar seien in den Jahren 2011 bis 2016 die Einsparziele des Klimabündnisses in Augsburg zum ersten Mal erreicht worden. Das hat die Umweltverwaltung mit einem speziellen Software-Programm errechnet. Der positive Trend hat sich danach 2017 und 2018 fortgesetzt. Koch sagte aber auch: „Unser Problem ist nicht die Zielmarke, sondern ins Handeln zu kommen.“ Einfache Einsparungen seien bereits erfolgt. Nun müsse es darum gehen, weitere Schritte noch schneller und effektiver umzusetzen.
Für die Entwicklung in Augsburg sieht man im Umweltamt verschiedene Gründe: Danach ist im deutschen Strommix der Anteil an erneuerbaren Energien gestiegen, was wiederum weniger Treibhausgase zur Folge hat. Auch Industriebetriebe in Augsburg stoßen weniger Treibhausgase aus. Allerdings gab es Werksschließungen. Bei Privathaushalten sind die CO2-Einsparungen ebenfalls hoch, vor allem bei Strom und Wärme. Nicht eingerechnet in die Augsburger Bilanz sind Treibhausgase, die Bürger etwa bei Flugreisen, bei der Handynutzung oder durch Konsum erzeugen.
Fridays for Future: Die nächste Demo ist geplant
Der Umweltausschuss beschloss einstimmig weitere Schritte zum Klimaschutz. Danach will sich die Stadt auf Maßnahmen konzentrieren, mit denen besonders wirkungsvoll Treibhausgas eingespart werden kann – etwa in den Bereichen Verkehr, Wärme und Strom. Als Motor für die Umsetzung dieser Ziele soll eine neue Klimaschutzkommission in Augsburg eingerichtet werden. Die Mitglieder sollen aus den Reihen des Stadtrats, der Stadtverwaltung, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft kommen. Aufgabe der neuen Klimaschutzkommission soll es sein, die Einhaltung von Zielen zu überwachen und Empfehlungen an den Stadtrat und alle Akteure der Stadtgesellschaft auszusprechen. Darüber wird das Augsburger Klimaschutzprogramm bis 2030 fortgeschrieben. Vorgesehen sind auch jährliche Klimakonferenzen und Dialoge mit Experten. Bemängelt wurde quer durch die Parteien, dass es noch Defizite bei der Umsetzung gebe, um in Augsburg dem Ziel einer klimaneutralen Stadt näher zu kommen. Nachholbedarf sahen die Stadträte bei Solaranlagen. Die Stadt und ihre Tochtergesellschaften müssten dafür noch mehr tun.
Unterdessen plant „Fridays for Future“ die nächste große Demo für mehr Klimaschutz am Sonntag, 10. November.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Klimaschutz: Was Augsburg leisten kann
Hören Sie zum Thema auch unsere Podcast-Folge: Warum Aylin und Emma aus Augsburg für das Klima kämpfen
Die Diskussion ist geschlossen.
>> Eine Zukunft mit drohenden Umweltkatastrophen, hungernden Menschen und Krankheiten durch den Klimawandel mache ihnen Angst. <<
Und mir machen Krankheiten Angst, die ohne den medizinischen Standard eines Industrielandes nicht geheilt oder gelindert werden können.
Hungernde Menschen sind überwiegend ein Resultat von zu starkem Bevölkerungswachstum und kriegerischen Auseinandersetzungen.
Afrika wäre mit den 250 Mio Einwohnern des Jahres 1950 ein fantastischer Kontinent zum Leben!
Aber da trauen sich die Kinder nicht ran...
Es geht ja nicht um medizinischen Fortschritt oder Klimaschutz, sondern daran, wie wir unseren Lebensstandard zukunftsfähig machen.
Der Hunger in der Welt ist durchaus auch die Folge wirtschaftlicher Ungleichheiten weltweit und handelspolitischer Entscheidungen bei uns. Z.B. indem wir unsere Märkte abschotten und gleichzeitig unsere Überproduktion subventioniert exportieren. Indem wir zulassen, dass multinationale Agrokonzerne fruchtbares Ackerland in Hungerregionen kaufen und dort exportorientierte Monokulturen anlegen.
Und selbst wenn Kriege der Hauptgrund wären. Was tun wir denn gegen diese Kriege?
>> Z.B. indem wir unsere Märkte abschotten und gleichzeitig unsere Überproduktion subventioniert exportieren. Indem wir zulassen, dass multinationale Agrokonzerne fruchtbares Ackerland in Hungerregionen kaufen und dort exportorientierte Monokulturen anlegen. <<
Ein altes linksgrünes Märchen, das die Komplexität der Handelsbeziehungen nicht abbildet.
Eine kleine Nachhilfe gibt es hier:
https://www.deutschlandfunk.de/freihandel-verschaerft-die-eu-handelspolitik-die-armut-in.769.de.html?dram:article_id=336569
Und natürlich gibt es für Deutschland überhaupt keine rechtlichen Möglichkeiten gegen Grundstücksverkäufe von afrikanischen Staaten an multinationale Konzerne (ihr Grünen seid doch gegen das nationale) vorzugehen; wäre vielleicht anderes, wenn Rommel Afrika unter deutsche Kontrolle gebracht hätte.
Finde es gut das die Stadt drei von Friday for future eingeladen hat.
Die Stadt könnte noch einiges in Sachen Umweltschutz machen.
Fernwärmeversorgung komplett auf erneuerbare Energie umstellen, warum ist swa öko Strom teurer als normaler Strom? An der Leipziger Strombörse ist es genau umgekehrt! Günstige Einzeltickets im ÖPNV, finaziert durch hohe Parkgebühren in der Innenstadt, gleiche Höhe wieim Parkhaus.
Ich finde essuper das die jungen Leute, uns den Spiegel vorhalten, die Poltik ist viel zu sehr in ihrem immer weiterso verhaftet, wo sind Visionen?
Gut, dass die jungen Menschen, die normalerweise noch in 50 und in 70 und mehr Jahren leben werden,
spüren und verstehen, dass wir mit unserer heutigen Wirtschaftsweise ihnen eine dreckige Zukunft bescheren.
Und gut, dass sie deswegen laut werden!
Raimund Kamm
Zum Glück gibt es in Augsburg Schulen, die solche karnevalistische Veranstaltungen ablehnen und die Schüler schlau machen.