
Warum der „eBeetle“ die Heide bürstet

Neue Maschine erntet bei Königsbrunn jene Samen, die Augsburg noch bunter machen sollen. Beim Vorführtermin hagelt es Kritik an den Planern des Innovationsparkes im Univiertel
Leise surrt der elektrische Käfer über Gräser und Blüten. Dabei streift seine rotierende Bürste die Samen der Heidepflanzen ab und fegt sie in einen Korb. Rund 20 000 Euro kostet der sogenannte „eBeetle“. In wenigen Minuten hat Gerhard Süßmair eine stattliche Menge Samen zusammen bekommen. Der Landwirt hat zusammen mit seinem Kollegen Rudolf Sirch das 20000 Euro teure Gerät angeschafft. Für ihr Engagement als Naturschützer wurden die beiden jüngst mit dem Deutschen Landschaftspflegepreis ausgezeichnet. Ihr Einsatz hilft auch Nicolas Liebig, dem Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Augsburg. Er liefert damit jenes Saatgut nach Augsburg, welches später in der Stadt aufblühen soll: „Auch wenn wir die Lechheiden nicht quasi verpflanzen können, können mit dieser Saat neue Wiesen im Stadtgebiet angelegt werden.“ Und zwar immer dann, wenn neue Grünanlagen – etwa ab 1000 Quadratmeter - angelegt werden
Einen Abnehmer für die erste Ernte gibt es bereits, die Deka Messebau im Sheridan Park. Mitarbeiterin Christine Hofmann-Brand kam extra zur Vorführung der besonderen Erntemaschine nach Königsbrunn. Diese Woche wird der Außenbereich um das neue Firmengebäude geschottert und dann kann die Aussaat los gehen. Unter den Wiesenblumensamen werden dann auch weniger bekannte und verbreitete Pflanzen wie das Ochsenauge, Kreuzent´zian oder Klebriger Lein sein.
„Unser Ziel ist es, dass wir unsere Nachbarn mit der Idee anstecken“, so Hofmann-Brand. Vielleicht zögen ja auch andere nach. Dann würde auf der Fläche des Sheridan-Geländes in Pfersee das entstehen, was sich Nicolas Liebig und Naturforscher Eberhard Pfeuffer auch für das Gelände am Innovationspark im Universitätsviertel so gewünscht hätten. Beide nutzen den Vorführungstermin für eine deutliche Kritik an den Planern des Quartiers für neue Firmen neben der Uni.
Dort gäbe es pflegeaufwendige Pflanzrabatte, die nur am Rande des Exitus überleben, und Bäume, die nicht auf den Standort passen, ärgern sich Liebig und Pfeuffer noch immer. Pfeuffer ist sichtlich sauer: „Der Planer, mit dem ich gesprochen habe, hat keine Ahnung. Auf dem Rasen wächst Klee, der hier nicht hingehört und die Hälfte der Ziergräser sind schon kaputt.“
Auch Liebig schüttelt den Kopf: „Gerade am Innovationspark, der in direkter Nachbarschaft zum Landesamt für Umwelt liegt, hätte man bei der Gestaltung der Außenanlagen weitsichtiger handeln müssen. Stattdessen wurde dort gebietsfremdes Saatgut verwendet.“ Dabei hatten beide schon in der Planungsphase vor mehr als fünf Jahren auf eine ökologisch sinnvolle Außenanlage aufmerksam gemacht.
Ihr Vorschlag: Heimische Pflanzen, die auf den Magerböden der Region wachsen, auszusäen. Klassicher Weise wird dafür die Mad der Lechheiden genutzt, um entsprechende andere Flächen zu „impfen“. Mit der neuen Maschine sei es nun viel einfacher, eine qualitativ hochwertige Saat zu gewinnen. Denn beim einfachen Mähen der Flächen gingen immer wieder Saat verloren und der Zeitpunkt war sehr eng gefasst: Die Samen mussten zwar reif sein, durften aber noch nicht abfallen. Mit der Saaterntemaschine können die Samen auch gut bevorratet werden, hebt Liebig hervor. Zudem würden bei der Ernte die Gräser stehen bleiben, was insbesondere Schafherden zugute kommen würde, die die Heide beweiden.
Und einen weiteren Punkt will Liebig noch unbedingt los werden: Für Privatgärten reicht die Saat nicht. Immer wieder erhalte der Verband Anfragen nach Saatgut von den Lechheiden. „Wir möchten aber nicht in den kommerziellen Handeln einsteigen, dafür reicht das Samenangebot auch gar nicht aus.“
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