
Im Roncallihaus gehen bald die Lichter aus


Kirche Ist der Neubau am Gögginger Klausenberg wirklich notwendig? Was Pfarrer Nikolaus Wurzer sagt und warum sich die ehemalige Pfarrjugend für ihre Nachfolger stark macht
Die Zukunft des Roncallihauses und der Umgang mit der Pfarrjugend beschäftigt die Menschen in Göggingen. Wie berichtet soll das Gebäude der Gemeinde St. Georg und Michael abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Das von der Diözese finanzierte Projekt empfinden viele als Rückschritt, weil Elemente wie eine Bühne nicht mehr eingeplant sind.
Nach der Berichterstattung über die Sorgen der Jugendlichen (Geheimsache Roncallihaus) haben sich zahlreiche Leser telefonisch oder per Brief an die Redaktion gewandt. Pfarrer Nikolaus Wurzer und Projektleiter Anton Freihalter wandten sich im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen gegen den Eindruck, ein Problem mit der Pfarrjugend zu haben und verteidigten das Vorgehen bei der Planung zum neuen Roncallihaus.
32 ehemalige Mitglieder der Gögginger Pfarrjugend haben einen offenen Brief verfasst, in dem sie den jungen Leuten den Rücken stärken und zum Dialog aufrufen. Spannungen zwischen Jugendlichen und Erwachsenen seien kein exklusives Problem kirchlicher Jugendarbeit, heißt es dort. Doch sollte die Diskussion mit gegenseitigem Respekt geführt werden, sei Respekt doch das, was Erwachsene den Jugendlichen abverlangten. „Leider verlieren einige Verantwortliche der Entscheidungsgremien anscheinend an dieser Stelle die Vernunft und den Respekt, welche der Jugend entgegenzubringen wäre“, heißt es dort. Die Jugend unaufgeklärt über die Situation und Entwicklung ihrer Räumlichkeiten zu lassen, sei ein Abbild der aktuellen Leitkultur, das nicht nur durch unverständliche Geheimniskrämerei und Einschüchterung zu Misstrauen führe.
Pläne wurden geändert
Den Vorwurf der Geheimniskrämerei will Pfarrer Wurzer nicht stehen lassen. Man habe das Projekt Roncallihaus von Anfang an offen kommuniziert. So habe es im September 2014 ein Gespräch mit Vertretern der Pfarrjugend gegeben, bei dem die Wünsche nach eigenen Räumen besprochen worden seien. Nach dem Gespräch habe man die Pläne noch einmal geändert, um für die Jugend adäquate Räume zu schaffen. „Aber es ist natürlich, dass nicht jeder Wunsch eins zu eins umsetzbar ist“, so der Pfarrer.
Dass beim Informationsgespräch mit den Jugendlichen im vergangenen Dezember keine Pläne vorgelegen haben, begründete Projektleiter Anton Freihalter mit der Kurzfristigkeit des Termins und das man nicht gewusst habe, dass die jungen Leute Einblick in die Pläne nehmen wollten. „Für uns war immer klar, dass den Bedürfnissen der Jugend Rechnung getragen wird“, so der Planer.
Dass die Informationen über das Bauprojekt nicht immer an die Öffentlichkeit gelangt seien, erklärt Wurzer mit Rücksicht auf den Geldgeber – die Diözese Augsburg. „Gewisse Dinge sind nicht zu jeder Zeit für die Öffentlichkeit bestimmt“, so der Pfarrer. Freihalter konkretisiert: „Wir konnten manche Details schlecht verkünden, bevor das Projektteam der Diözese das Okay gegeben hat.“ Die letzte Planungssitzung der Diözese sei erst im vergangenen Oktober gewesen.
Nicht nur die Pfarrjugend beschäftigt die Gögginger. Ob es das Neubauprojekt überhaupt braucht, bezweifeln manche. Schließlich sei das 40 Jahre alte Gebäude noch gut in Schuss – in dem Neubau sehen sie einen Rückschritt.
„Liebes Roncallihaus, ade!, hat die ehemalige Pfarrgemeinderätin Daniela Starzyk ihren Nachruf auf das Gemeindehaus überschrieben. „Ist es dir gegenüber nicht schäbig, wenn Verantwortliche aus Gemeinde sowie aus Bau- und Finanzausschuss der Diözese glauben machen, ein Neubau wäre billiger als deine Sanierung? Wo liegt da die Wertschätzung, nicht nur einem Raum, sondern auch dem Geld gegenüber, mit dem wir doch verantwortungsvoll umgehen sollten – gerade bei aller menschlichen Not, die uns momentan umgibt?“, fragt sie in ihrem Brief.
"Ohne das Haus leidet das gesamte Gemeindeleben"
Ähnlich denkt auch Bernhard Dussmann. Der 60-Jährige war in den 70er-Jahren bei der Planung für das jetzige Roncallihaus als Vertreter der Pfarrjugend in die Planungen eingebunden. Dass das Gebäude nach 40 Jahren weg muss, will ihm nicht in den Kopf. „Wenn das Haus weg kommt, leidet das gesamte Gemeindeleben in Göggingen“, glaubt er. Die Pfarrjugend habe damals dafür gekämpft, dass sie Rückzugsräume bekommt, wo sie weder das Gemeindeleben noch die Nachbarn stört. Noch heute trifft er sich mit seiner ehemaligen Jugendgruppe regelmäßig im Partykeller. „Wenn das Haus wegkommt, würde für mich ein Stück Heimat fehlen.“
Der Neubau sei ohne Alternative, so Wurzer. „Die Frage ist doch, was braucht die Pfarrei in der Zukunft“, sagt er. Das alte Raumkonzept mit Kegelbahn, Gymnastikraum und Gastronomie habe mit dem Weggang der DJK Göggingen ausgedient, die alte Haustechnik sei mit vernünftigem Aufwand nicht zu erneuern gewesen. Auch die Anforderungen für eine moderne Pfarrverwaltung, wie sie künftig im Roncallihaus unterkommen soll, seien im alten Gebäude nicht zu verwirklichen gewesen.
Am 15. Januar um 19.30 Uhr werden im Roncallihaus die aktuellen Pläne im Beisein des Architekten der Öffentlichkeit vorgestellt. Auch ein Modell des Hauses soll dann zu sehen sein, so Pfarrer Wurzer.
Internet Die Pfarrjugend hat eine eigene Website gestaltet, auf der sie ihre Sicht der Dinge darstellt. Diese findet man unter http://pfarrjugend-braucht-zukunft.de
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