
Streit um Seenotrettung macht Friedensfest wieder zum Politikum


Ein Bündnis fordert von der Stadt, gerettete Flüchtlinge aufzunehmen. Unterstützer sollen in orange zum Friedensfest kommen. CSU-OB-Kandidatin Weber widerspricht.
Das Augsburger Friedensfest wird, wie schon im Vorjahr, zum Politikum: Der Flüchtlingsrat und die Organisation „Seebrücke Augsburg“ sowie knapp 30 weitere Gruppierungen haben einen offenen Brief an Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) und den Stadtrat verfasst. Inhalt: Augsburg soll ein „sicherer Hafen“ für Flüchtlinge werden – die Stadt solle sich für die Seenotrettung einsetzen und gerettete Flüchtlinge aufnehmen. Wer das Anliegen unterstützt, solle in oranger Kleidung zur Friedenstafel auf den Rathausplatz kommen.
Augsburg als sicherer Hafen?
Bürgermeisterin Eva Weber äußerte sich am Mittwoch in einer Presseerklärung in ihrer Eigenschaft als CSU-OB-Kandidatin kritisch. Die Friedenstafel sei keine Plattform, um das Thema Seenotrettung zu diskutieren. „Das Hohe Friedensfest hat einen anderen historischen Kern, der dadurch Gefahr läuft, entwidmet zu werden“, so Weber. Die Debatte um die Seenotrettung sei im Rahmenprogramm des Friedensfestes besser aufgehoben. Die Seenotrettung sehe sie „ohne Wenn und Aber als humanistische Pflicht“. Augsburg zur „sicheren Hafenstadt“ zu erklären, sei aber „Symbolpolitik“, die gesetzliche Regelungen untergrabe.
Ärger nach Augsburger Friedensfest
Die „Seebrücke“ sagt, Augsburg sei als Friedensstadt prädestiniert, sich wie mehr als 80 Kommunen zum „sicheren Hafen“ zu erklären. Vor einem Jahr war der Landsberger Seenotretter Claus-Peter Reisch unangekündigt auf die Bühne gegangen und hatte dort gesprochen. Die Stadt als Veranstalterin war verärgert. Einen Redebeitrag der Seebrücke auf der Bühne in diesem Jahr habe die Stadt abgelehnt, so Andrea Finkel von der Seebrücke.
Thorwald Proll war in Augsburg
In der Vergangenheit hatten auch Flüchtlinge das Friedensfest als Plattform für ihre Forderung, in Deutschland bleiben zu dürfen, genutzt, was ohne großes Aufsehen geschah. Vor zwei Jahren sorgte eine Diskussion im Rahmenprogramm mit Thorwald Proll, der vor 51 Jahren zusammen mit den späteren RAF-Begründern Andreas Baader und Gudrun Ensslin in Frankfurt Brände in zwei Kaufhäusern legte, für Aufsehen. Gribl kritisierte den Auftritt vor dem Hintergrund der G20-Krawalle in Hamburg kurz zuvor. Das städtische Friedensbüro konterte, Proll sei als Zeitzeuge geladen gewesen.
Das Friedensfest hat seinen Ursprung in Zeiten, als Katholiken und Protestanten nicht gleichberechtigt lebten. Der Dreißigjährige Krieg endete 1648 im westfälischen Frieden und am 8.August 1650 feierten die Protestanten in Augsburg erstmals die Gleichstellung. Seit 1950 ist das Friedensfest ein Feiertag.
Einen Überblick übers Festprogramm finden Sie hier: Augsburger Friedensfest 2019: Das Programm im Überblick
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