
Wer im Spiderman-Kostüm auf dem Plärrer steckt

Plus Ein Augsburger schlüpft immer wieder in ein Spiderman-Kostüm und unterhält so die Menschen auf dem Plärrer oder in der Stadt. Er verfolgt damit ein Ziel.

Plötzlich sitzt Spiderman im Karussell auf dem Plärrer. Natürlich in einem wilden Fahrgeschäft, im „Flipper“. Die Gondeln drehen sich wild und Spiderman, die bekannte Comicfigur, reckt die Arme in die Höhe. Kaum steht das Karussell, stürmen Kinder auf ihn zu. Jeder will ein Foto mit dem Superhelden machen. Nicht nur auf dem Plärrer tritt Spiderman auf. Zuletzt war er immer wieder in der Stadt zu sehen, auch bei den Sommernächten und beim Lechflimmern-Kino, wo er sich mit Schauspieler Sebastian Bezzel fotografieren ließ.
Auftritte von Spiderman sind in Augsburg Gesprächsthema
Die Auftritte des Comic-Helden sind in Augsburg inzwischen zum Gesprächsthema geworden. Spätestens seit dem Plärrerumzug, wo er vor Tausenden Zuschauern ebenfalls mitgelaufen ist. Doch wer steckt überhaupt unter dem Ganzkörperanzug? Und was hat es damit eigentlich auf sich? Etwas abgeschirmt vom Volksfesttreiben, im Biergarten der Schaller-Alm, lüftet Spiderman das Geheimnis. Es ist der Augsburger Daniel Drescher, 43, ein begeisterter Comic-Fan.
Schon als Kind hätten ihn die Superhelden fasziniert. Sein erstes Comic-Heft war eine Geschichte mit Spiderman. Er lag damals im Krankenhaus, als er es bekam. Er ließ sich Spiderman vor der Skyline von New York später sogar auf den Rücken tätowieren. Die Idee, selbst als Superheld unterwegs zu sein, kam ihm durch ein Geburtstagsgeschenk. Ein Bekannter schenkte ihm einen Spiderman-Anzug. Aus einer Bierlaune heraus kam er auf die Idee, damit auf den Herbstplärrer zu gehen. Das war vor einem Jahr. Es kam gut an. Die Menschen reagierten positiv. Das brachte Daniel Drescher dazu, sich häufiger das Kostüm überzustreifen.
Er gibt den Spiderman bei Filmpremieren in den Cineplex-Kinos in der Region, er macht ein Fotoshooting im Schuhladen. Und als die von einem Unbekannten bunt bemalten Sitzbänke im Wittelsbacher Park Schlagzeilen machen, dreht er ein Video, in dem sich Spiderman als Beschützer der Bänke inszeniert. Tausende haben sich das Video im sozialen Netzwerk Facebook inzwischen schon angeschaut.
Spiderman sammelte auch schon Spenden in Augsburg
Die Kinder strahlen, wenn sie auf dem Plärrer mit Spiderman für ein Foto posieren dürfen. Sie rufen ihm schon von Weitem zu, wollen ihm die Hand geben. Geld verdienen will Daniel Drescher damit nicht. Er sieht seine Auftritte als eine Art Kunstprojekt – und er freut sich, wenn er die Menschen zum Lachen bringen kann. Für den guten Zweck war er auch schon im Einsatz. Als bei einem Starkregen in diesem Jahr Wasser in die Gebäude des Tierheims eindrang, ging er im Spiderman-Kostüm in der Innenstadt zum Spendensammeln. In kurzer Zeit kamen über 200 Euro zusammen.
Aktuell will er den Bunten Kreis unterstützen, der sich für schwerkranke Kinder in der Region einsetzt. Er sammle Ideen und Kontakte für ein Fest, das im kommenden Jahr stattfinden soll, erzählt er. Beim Plärrerumzug traf er Böllerschützen, die bereit sind, eine Gruppe Schützen für das Fest abzustellen. Neuerdings trägt er auch einen rosa bemalten Bilderrahmen bei sich. Die Menschen können sich mit dem Rahmen fotografieren. Er soll ein Symbol dafür sein, den Bunten Kreis zu unterstützen. Die Fotos stellt er auch unter dem Schlagwort „#IchbinAugsburg“ in die sozialen Netzwerke im Internet.
Dann kam die "Sauferei"
Daniel Drescher sagt über sich: „Ich mache einfach gerne irre Sachen. Das war schon immer so.“ In der Schule galt er deshalb nicht als einfacher Schüler. Daniel Drescher hat eine Ausbildung als Maler und Lackierer absolviert. Bis 2011 arbeitete er beim Luftfahrtunternehmen Premium Aerotec. Doch dann ging es nicht mehr. Er hatte gesundheitliche Probleme, dazu kam, wie er erzählt, „die Sauferei“. Er trank viel, 16 Halbe Bier am Tag, war abhängig. Doch er hat den Absprung geschafft.
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Seit April trinkt er keinen Alkohol mehr. Er lebt gesünder, betreibt Sport. Seine Auftritte als Spiderman geben ihm mehr als der Alkohol. Er ist nicht nur als Spiderman unterwegs. Manchmal trägt er auch ein Kostüm des „Deadpool“, einer eher zynischen und sarkastischen Figur aus der Comic-Welt. Sie erlaubt ihm mehr Freiheiten. Er muss dann nicht nur den Guten spielen. So trat er auch am „Rosa Montag“ im Schallerzelt auf, beim Treffpunkt der Homosexuellen. Die Szenegastronomen Harry Winderl und Leo Dietz hätten ihn auch dazu motiviert, öfter aufzutreten, erzählt er. Etwa bei den Sommernächten und beim Volksfest.
Einen Job hat Daniel Drescher derzeit nicht, er lebt von Hartz IV. Seine Stärken seien das Organisieren – und gute, verrückte Ideen. Doch damit sei er bisher nirgends untergekommen. Dafür gibt er der Gesellschaft mit seinen Auftritten etwas zurück. Seine Verbundenheit zu Augsburg wird er bald auch mit einem Tattoo belegen. Er lässt die Spiderman-Tätowierung auf seinem Rücken erneuern. Die Skyline von New York soll wegkommen. Künftig steht Spiderman dann vor einer Augsburger Stadtansicht.
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