Bemerkenswerte Schienengeschichte
Der „Lochbach-Express“ fuhr einst vom Hauptbahnhof nach Haunstetten
Der Stadtteil im Augsburger Süden kann eine außergewöhnliche Schienengeschichte vorweisen. Die Localbahn sorgte bereits im Jahr 1900 für einen eigenen Anschluss der kleinen Gemeinde an das Schienennetz. Initiator war Viktor Martini, der Localbahn-Aufsichtsratsvorsitzende und der Eigentümer einer Textilfabrik in Haunstetten. Die Haunstetter Localbahn-Stammstrecke hatte man für den Gütertransport konzipiert, aber sie diente zusätzlich dem Personenverkehr. Die Gleise wurden parallel zum Lochbach bis zur Martini-Textilfabrik ganz im Süden von Haunstetten verlegt. Im Jahr 1901 verkehrte der erste reguläre Personenzug vom Hauptbahnhof über den noch existierenden Haltepunkt Morellstraße zur Endhaltestelle Haunstetten-Ort. Das hölzerne Wartehaus befand sich nahe dem heutigen Feuerwehrgebäude an der Krankenhausstraße. Es kamen für die damalige Zeit hochmoderne Akkutriebwagen mit der vierten Klasse zum Einsatz. Manchmal fuhren längere Züge mit einer Dampflok, vor allem für den sonntäglichen Ausflugsverkehr in den Siebentischwald. Bis zu sieben Verbindungen pro Werktag verzeichnet das Reichskursbuch von 1925 unter der Streckennummer 303i. Bedient wurden auch die Haltestellen Siebentisch (bei der Ilsungstraße), Siebenbrunn (am Farnweg) und Haunstetten-Spinnerei (an der Ellensindstraße). 26 Minuten brauchte der sogenannte Lochbach-Express für die 7,5 Kilometer vom Hauptbahnhof bis zur Endhaltestelle. Die Gemeinde Haunstetten wurde im Jahr 1927 auch an das Straßenbahnnetz angeschlossen. Dies bedeutete das schnelle Ende des regulären Localbahn-Personenverkehrs. Als trauriges Kapitel der Haunstetter Localbahn-Stammstrecke gilt der tägliche Transport von NS-Zwangsarbeitern vom Pferseer KZ-Außenlager zu den vier Messerschmitt-Flugzeugwerken. Im Jahr 1976 fuhr der letzte Güterzug nach Haunstetten-Ort. Seitdem reichen die Gleise noch bis Premium Aerotec. Der verbliebene, reizvolle Schienenstrang durch die Ilsungheide und entlang des Siebentischwalds wird nur für Sonderfahrten oder als Abstellgleis genutzt. Haunstetten konnte von 1965 bis 1975 sogar eine touristische Schmalspurbahn vorweisen und zwar im damaligen Freizeitpark „Deutsch Miniatur“. Auf diesem Gelände befindet sich nun die Tennisanlage Wünschig. Seit dem Jahr 1996 ist Haunstetten mit zwei Straßenbahnlinien erreichbar. Die Wendeschleife der Linie 2 umrundet dabei eine Kirche, was weltweit einmalig sein dürfte. Somit ergibt sich eine bemerkenswerte Haunstetter Schienengeschichte mit drei Spurweiten, nämlich 1,435 Meter (Localbahn), ein Meter (Straßenbahn) und 0,4 Meter (Deutsch-Miniatur-Bahn).
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