Sogar die Götter haben sich fett gefressen
Das Theater Bremen zeigt beim Brechtfestival eine emotionsgeladene Inszenierung von „Der gute Mensch von Sezuan“.
Der Mensch muss besser und böser werden. Diesen Rätselsatz legte Friedrich Nietzsche seinem Zarathustra in den Mund. Und Bertolt Brechts Drama „Der gute Mensch von Sezuan“ mutet an manchen Stellen wie die Erläuterung dazu an – wenn man das Stück aus der Perspektive der Hauptfigur Shen Te/Shui Ta betrachtet. Die Prostituierte bekommt von den drei Göttern, die sie beherbergt hat, Geld geschenkt – weil sie gut gehandelt hat. Sie kauft sich einen kleinen Tabakladen, daraufhin kommen die Armen von Sezuan, und lassen es sich bei Shen Te gut gehen, weil Shen Te nicht Nein sagen kann. Um nicht alles zu verlieren, verwandelt sie sich in den hartherzigen Shui Ta.
Die Hauptrolle teilen sich zwei Schauspielerinnen
Vor drei Jahren hat das Theater Augsburg Brechts Stück als Beitrag für das Brechtfestival inszeniert. Verantwortlich war damals die griechische Regisseurin Katerina Evangelatos, die eine Musterinszenierung nach Brechts Dramentheorie auf die Bühne bringen wollte. Das hatte Längen. Damals standen keine Figuren auf der Bühne, sondern Schauspieler, die mit übertrieben gekünstelten Bewegungen den Text ziemlich eckig aussprachen. Ein Langeweile-Exerzitium.
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Die Diskussion ist geschlossen.
Die Kritik von Richard Mayr ist leider ziemlich nichtssagend. Die Entscheidung der Regisseurin, die Hauptfigur von zwei Schauspielerinnen darstellen zu lassen, die ständig in ihrer Doppelfunktion auf der Bühne anwesend sind, hätte doch hinsichtlich Gewinn und Verlust kritisch hinterfragt werden müssen. Dazu hat der Rezensent aber offensichtlich keine Meinung. Auch über den weg gelassenen, bzw. veränderten berühmten Schluss wird kein Wort verloren. In der Aufführung brüllt Shen Te, die Götter anklagend, ins Publikum "...warum gebt ihr uns keine guns und Kanonen und schreit: 'Wehrt euch!..." Die Regisseurin hat das ja nicht willkürlich gemacht sondern hat eine Alternative zum "Epilog" von Elisabeth Hauptmann, Brechts Mitarbeiterin, variierend verwendet: "...Zuschauer, wohnst du selber in solcher Stadt/ Bau sie schnell um, eh sie dich gefressen hat!"
Mit nichtsagenden Floskeln wie "griffig", "spritzig", "stringent" ist dem Theaterbesucher nicht gedient.
Hannes Gröner, Stadtbergen