Die Kiefers legen die Wanderkarte beiseite
Die Ausflüge mit den Eheleuten sind legendär. Seit 1994 führen sie wöchentlich bis zu 70 Senioren sicher durch die heimischen Wälder und Gasthäuser. Jetzt geben sie das Amt an Gerhard Decker ab
Alois und Maria Kiefer laufen. Schon seit 24 Jahren. Jeden Mittwoch, im Winter jeden zweiten, durchstreifen sie die Westlichen Wälder und haben für die jeweils zehn Kilometer bis zu 70 Wandergäste im Schlepptau. Auch das Allgäuer und das oberbayerische Voralpenland und Mittelfranken stehen auf ihrem akribisch vorbereiteten halbjährlichen Wanderplan, der von der städtischen Fachstelle Seniorenarbeit unterstützt und veröffentlicht wird. Die Vorwanderungen, also Erkundungstouren, bevor die große Gästetruppe mitgeht, eingerechnet, hat das Ehepaar in den letzten 24 Jahren etwa 11000 Kilometer laufend zurückgelegt, wie Alois Kiefer (87) vorrechnet. Zwei dicke Ordner sind das Resultat ihres ehrenamtlichen Wirkens, jeder Gang ist – inklusive der Anreisebeschreibung und Einkehrmöglichkeiten – handschriftlich dokumentiert. Ein Schatz, den die beiden gerne ihren Nachfolgern überlassen.
Tarifreform als großes Ärgernis
Denn für Maria (76) und Alois (87) Kiefer ist jetzt Schluss. Sie reichen den Wanderstab weiter. „Es war eine ganz tolle Zeit, jederzeit würden wir das wieder machen. Aber ein Ende muss auch sein“, erklärt sie. Zwei Stunden Wandern vormittags, einkehren, eine einstündige Marscheinheit nachmittags – so lief das mittwochs bei den Kiefers. Sie kennen nicht nur die Westlichen Wälder, sondern auch die Gasthäuser Schwabens wie ihre Westentasche. Zuletzt störten nur die Stadtwerke ihre gewohnte Routine. Denn die Abschaffung des Seniorentickets für 27 Euro, mit dem die Teilnehmer ab 8 Uhr früh zum Ausgangspunkt kamen, zwang 2018 zum Umdenken. Denn das jetzige 30-Euro-Abo gilt erst ab 9 Uhr. Die Tarifreform bringt die Wanderer bis heute in Wallung. „Für unser Angebot heißt das ja, dass wir auch die Strecken anpassen mussten, um rechtzeitig in der Gastwirtschaft zum Mittagessen anzukommen. Außerdem laufen bei uns viele arme Menschen mit, die auf jeden Cent schauen“, sagt Alois Kiefer.
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