Einer schaut auf die Welt
Zu Neujahr dirigiert Domonkos Héja Beethovens 9. Sinfonie
„Die Sinfonie darf sich furchtlos mit ihren acht Geschwistern messen… Nur die Originalität zeugt für den Vater, sonst ist alles neu, und nie da gewesen.“ Dies berichtete die Allgemeine musikalische Zeitung nach der Wiener Uraufführung 1824. Das Publikum jubelte positiv geschockt, die Resonanz der Kritiker war geteilt. Furchtlos schien auch die Idee des neuen GMD Domonkos Héja, ein scheinbar abgenütztes Ritual des Kulturbetriebs, die 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven zum Jahreswechsel aufs Programm zu setzen. Er gewann: Die Darbietung der Augsburger Philharmoniker mit dem Opern- und Extrachor sowie dem Philharmonischen Chor im Großen Haus zu Silvester und als Neujahrskonzert wurde bejubelt.
Domonkos Héja legte seine „Inszenierung“ so an, dass das bislang nicht da gewesene Erscheinen der menschlichen Stimme im sinfonischen Ablauf dramaturgisch gut vorbereitet war. Im ersten Satz, in dem Hörner, zweite Violinen und Celli mit den leeren Quinten in einen unbekannten Raum eintreten, konnte man nahe teilnehmen an der großen Kunst Beethovens: der Entstehung und Entwicklung seines musikalischen Kosmos. Das Aufblitzen der ersten Bewegungsmomente, die scharf punktierten Funken der 1. Violinen, die zusehends im ganzen Rund zünden, das sich steigernde Kontrastgewitter der Klangballungen – all dies wurde so geformt, dass nicht schon von Beginn an nur Pathos herrsche. Vielmehr ließ Héja mit sorgfältiger Ausleuchtung der Motiventwicklungen, speziell mit vibrato-armem und klar modelliertem Spiel der Streicher, den „Bauplan“ erlebbar machen. Ein fast in sachlicher Ästhetik demonstriertes Themengeflecht und Expressivität hielten sich die Waage, aber derart lauerte Spannung in Reserve, dass der Spuk des aufflackernden Scherzos umso stärker zur Geltung kam.
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